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7895 Kilometer – zwischen Hunger und Krieg

Maylun mit Hassan im Spital 

Zehn Tage lief die somalische Ziegenhirtin Maylun mit Hassan und einer Handvoll Habseligkeiten nach Borama ins Kinderspital in der Hoffnung, die Ärzte könnten ihren Sohn retten. Denn schon wieder herrscht Dürre in Somalia, am Horn von Afrika.

Steppe auf dem Weg nach Borama

Sieben Millionen sind betroffen, viele von ihnen sind Nomaden. Die Viehzucht ist ihr wichtigster Verdienst – hungern die Tiere, so hungern auch sie. Wie der kleine Hassan; er muss mit Schläuchen ernährt werden, seine Haut ist gelb, er hustet und wimmert.

Viehmarkt in Hargeisa
Der kleine Hassan im Spital von Borama

Aber es ist nicht allein die Trockenheit. Sondern auch dieser Krieg in Europa, viele Tausend Kilometer vom Krankenbett entfernt, an dem Maylun ihren Sohn pflegt. Weit weg und doch so nah. Somalia importiert 90 Prozent des Weizens aus der Ukraine. Doch als die Russen vor bald einem Jahr dort einmarschierten, kam am Horn von Afrika kein Korn mehr an. Bis heute nicht. Und so wird der Hunger grösser und grösser.

Strassenschild in Somalia, das die National Flour Mill Company anzeigt, ein Weizenlager bei Berbera, wo noch der einzige verbleibende ukrainische Weizen in der Region lagert.

Inzwischen bleiben die ukrainischen Bauern auf ihrer Ernte sitzen. Gregory Tkatschenko aus Lukaschiwka im Nordosten der Ukraine ist einer davon.

Gregory Tkatschenko vor einem Grab eines erschossenen Verwandten
Weizenlager auf der Farm von Gregory Tkatschenko
Zerstörte Kirche im Dorf Lukaschiwka

21 Tage wurde sein Dorf von den Russen besetzt, zurück blieb Verwüstung, Tod, Trauer und Wut. Einen Grossteil der Weizenernte konnte Tkatschenko noch einfahren, aber wohin damit?

Weizenlager auf der Farm von Gregory Tkatschenko

Er liefert seine Ware über Istanbul ans Horn von Afrika, doch bis heute sind die Handelswege versperrt. Kommt hinzu, dass sich die Kosten für Transport und Lebensmittel verdreifacht haben. Wer ohnehin arm ist, wird sich dieses Korn nicht mehr leisten können.

Geerntetes Weizenfeld im Nordosten der Ukraine
Raketeneinschlag im Dorf Lukaschiwka

Und Gregory Tkatschenko? Solange er nicht exportieren kann, wird er keine neue Ernte anpflanzen. Schon jetzt lebt der Bauer von seinen Reserven.

Malyun und ihr Mann mit Hassan im Spital von Borama.

Rund 8000 Kilometer von Tkatschenkos Farm entfernt ist Maylun in Trauer. Ihr Sohn Hassan, der einmal Pilot werden wollte, ist an Hunger gestorben.

Klaus Petrus arbeitet freiberuflich als Fotojournalist und Reporter und ist Redaktor beim «Surprise»-Magazin. www.klauspetrus.ch