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Neues Hotelprojekt in Wengen
44 Luxusappartements für Gutbetuchte

Visualisierung des neuen Hotelprojekts «W5 Luxury Suite Hotel» im Gebiet Galliweidli bei Wengen mit acht Gebäuden in verschneiter Landschaft.
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Anfang Januar bestimmt normalerweise nur ein Thema die Gespräche rund um Wengen: die internationalen Lauberhornrennen. Das dürfte in diesem Jahr anders sein, denn über eine nüchterne Baupublikation im Berner «Amtsblatt» schiebt sich ein Projekt in den Fokus, das das Potenzial für Kontroversen im beschaulichen Tourismusort im Berner Oberland birgt.

Unter dem Projektnamen «W5 Luxury Suite Hotel» plant die Firma SPM Immo GmbH den Bau einer 5-Stern-Hotelanlage im Gebiet Galliweidli zwischen Dorf- und Waldrand. Gemäss Baupublikation sind 44 touristisch bewirtschaftete Wohnungen mit 238 Gästebetten in 7 mehrgeschossigen Häusern vorgesehen, dazu eine Lobby, zwei Restaurants sowie eine Wellnessanlage.

Schlupfloch für reiche Ausländer

Das Betriebskonzept sieht luxuriös ausgestattete Appartements mit Hotelbewirtschaftung vor, wie Wengens Tourismusdirektor Rolf Wegmüller eine Recherche des SRF-«Regionaljournals» bestätigt. Konkret sollen reiche Stammgäste die Wohnungen kaufen, dürfen diese allerdings nur maximal an 120 Tagen im Jahr selbst nutzen, davon 21 in der Hauptsaison. In der übrigen Zeit sollen die Appartements als Ferienwohnungen vermietet werden.

Die Gebäude mit den dunklen Dächern links geben den Standort des neuen Ressorts am Dorfrand an.

Vorteil: Zum einen sollen so «kalte Betten» vermieden werden. Zum andern können sich auch Ausländer mit entsprechenden finanziellen Mitteln ihren Traum vom Ferienappartement in den Schweizer Alpen verwirklichen. Die «Lex Koller» greift nämlich in diesem Fall nicht, das Zweitwohnungsgesetz ebenso wenig, und zwar trotz eines Zweitwohnungsanteils von 62,7 Prozent in der Gemeinde Lauterbrunnen, zu der das Dorf Wengen gehört.

Der Markt ist da

«Die Nachfrage nach bewirtschafteten Ferienwohnungen ist extrem hoch», zerstreut Rolf Wegmüller alle Zweifel an der Wirtschaftlichkeit und ergänzt: «Aus touristischer Sicht sind wir jeder Investition, die hier getätigt wird, gegenüber positiv gestimmt.» In einem Beitrag von Radio SRF ist von Investitionen in Höhe von 84 Millionen Franken die Rede. Letztlich finanziert sich der Bau aber aus dem Verkauf der Appartements.

Für Wengen ist dieses Modell mit den hotelmässig bewirtschafteten Wohnungen neu, im nahen Grindelwald ist es bereits öfter praktiziert worden. «Wir vom Gemeinderat hoffen einfach, dass das Ganze dann auch seriös betrieben wird», sagt Lauterbrunnens Gemeindepräsident Karl Näpflin.

Der Profilstangen-Wald gibt einen ersten Eindruck vom geplanten Appartementhotel.

Mit Ansprechpartnern der Bauherrn sei der Gemeinderat bereits seit zwei Jahren in Kontakt. Zuletzt habe man die versprochenen Personalwohnungen im Projekt festschreiben lassen. Weitere Personalzimmer sollen anderweitig geschaffen werden.

Ein «Geschenk» für Wengen

Widerstand erwartet Näpflin vor allem von den direkten Nachbarn der neuen Anlage, obwohl das Projekt zonenkonform sei. Die Einsprachefrist läuft noch bis zum 3. Februar, die Eröffnung ist für 2028 vorgesehen. Grundsätzlich findet der Gemeindepräsident lobende Worte für das Projekt, das nach seiner Ansicht eine grosse Wertschöpfung für Wengen generieren wird.

«Für jeden Tourismusort ist es fast ein Geschenk, wenn jemand versucht, ein solches 5-Stern-Haus zu realisieren.» Dass dabei wie schon beim kürzlich eröffneten Grand Hotel Belvedere ein «neues Gästesegment» erschlossen wird, sieht Näpflin positiv. So erwachse keine Konkurrenz zu den übrigen Hotelbetrieben im Dorf.

«Die Ansprüche steigen, das nehmen wir wahr», sagt Tourismusdirektor Wegmüller. Er geht dennoch davon aus, dass der Ort sich durch die neuen Gäste nicht gross verändern wird. Das autofreie Wengen sei nach wie vor ein spezieller Ort. «Hier werden auch weiterhin Gäste angesprochen, die vor allem Ruhe suchen.»