25 Jahre nach dem Kosovo-Krieg5 Menschen – 5 Geschichten
In den Neunzigern flüchteten nach dem Ausbruch des Kosovo-Kriegs 50'000 Menschen in die Schweiz. Heute leben fünfmal so viele Personen mit kosovo-albanischer und albanischen Wurzeln hier. Fünf von ihnen erzählen uns ihre Geschichte.
Vor einem Vierteljahrhundert sind die ersten Kriegsflüchtlinge aus Kosovo in die Schweiz gekommen. Nach dem Konflikt kehrten die meisten von ihnen zurück in die Heimat. Jene, die blieben, sind unterdessen in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Heute leben etwa 250’000 Menschen kosovo-albanischer und albanischer Abstammung bei uns, die meisten aus Kosovo und den umliegenden Ländern.
Wobei die ersten bereits in den 1960er-Jahren als sogenannte Gastarbeiter in die Schweiz gekommen waren. Sie träumten von einem besseren Leben und kamen mit grossen Koffern in eine fremde Welt. Es waren junge Männer mit schlecht sitzenden Anzügen. Ab 1964 begann die Schweiz, Arbeitnehmer im damaligen Jugoslawien anzuwerben – vor allem in wirtschaftlich rückständigen Gebieten wie Kosovo. Das helvetische Wirtschaftswunder war damals voll im Gange. Die Eidgenossenschaft brauchte Landarbeiter, Kellner, Bauarbeiter.
Was sie in die alte Heimat berichteten, wirkt wie eine Verheissung: immer mehr Menschen machten sich auf den Weg in die Schweiz. Sie unterlagen dem sogenannten Saisonnierstatut und mussten nach neun Monaten Ende Jahr zurückreisen. Aus der Schweiz nahmen sie die Hoffnung mit, dass der Arbeitgeber ihnen im Frühjahr den Arbeitsvertrag wieder erneuert. Das geschah dann meistens, denn die Gastarbeiter aus Kosovo waren fleissig, sie würden «wertvolle Arbeit» leisten und «weniger Sorgen» bereiten, berichtete ein Schweizer Botschafter aus Jugoslawien.
Dann, in den 90er-Jahren, zwang der blutige Zerfall Jugoslawiens Tausende dazu, Zuflucht in der Schweiz zu suchen. Die Integration läuft nicht reibungslos und konfliktfrei, es bleibt noch viel zu tun. Dennoch haben sich viele Menschen mit Wurzeln in Kosovo mittlerweile bestens eingegliedert in unser Land. Sie sind nicht nur auf dem Fussballfeld sichtbar, sondern auch in der Musikbranche, in der Wirtschaft und Politik. Mit Ylfete Fanaj wurde kürzlich im Kanton Luzern die erste Regierungsrätin kosovarischer Abstammung gewählt.
In einer fünfteiligen Serie porträtiert die Tamedia-Redaktion fünf Kosovo-Albanerinnen und -Albaner, welche den Schweizer Alltag widerspiegeln:
Avdulla Hakaj: Der Flüchtling, der zum Spitzenkäser wurde
Mirlinda Fazliu: Aus dem Flüchtlingskind ist eine Appenzeller Macherin geworden
Nebi Canolli: «Ich würde trotz allem kein schlechtes Wort über die Schweiz sagen»
Ilir Hasanaj: «Xhaka und Shaqiri schiessen Tore für die Schweiz, nicht für Kosovo»
Mera Nevzati: «Wir müssen aus dieser Opferrolle raus»
Mit dieser geballten Ladung an vielfältigen Informationen und Lebensgeschichten wünschen wir Ihnen viel Lesevergnügen und einen erholsamen Sommer.
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