Einigung bei Weltnaturgipfel 30 Prozent der Erdfläche sollen bis 2030 unter Schutz stehen
Nach rund zwei Wochen ging im kanadischen Montreal offiziell der Weltnaturgipfel zu Ende. Bei der Verabschiedung der Abschlusserklärung brach im Saal Jubel aus.

Die Staatengemeinschaft will bis 2030 mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen unter Schutz stellen. Auf dieses Ziel einigten sich am Montag nach rund zweiwöchigen Verhandlungen die rund 200 Teilnehmerstaaten des Weltnaturgipfels nach einem Verhandlungsendspurt im kanadischen Montreal.
Ausserdem setzten sie sich darin unter anderem das Ziel, mehr Geld für den Schutz der Artenvielfalt ausgeben zu wollen. Dafür sollen unter anderem reichere Länder ärmeren Ländern bis 2025 rund 20 Milliarden Dollar jährlich zukommen lassen.
Nach der Verabschiedung des rechtlich nicht bindenden Dokuments brach bei der Plenarsitzung, die eigentlich bereits für Sonntagabend angesetzt war und dann wegen anhaltender Verhandlungen zeitlich immer weiter in die Nacht hinein verschoben worden war, Klatschen und lauter Jubel aus. Organisatoren, Wissenschaftler und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen hatten bis zuletzt gehofft, dass bei dem Treffen noch ein richtungsweisendes globales Abkommen für den Artenschutz verabschiedet werden kann.
Ambitioniertere Ziele
«Mit dem Abkommen ist ein wichtiger Schritt für die Artenvielfalt gelungen», sagte Franz Perrez, Umweltbotschafter des Bundesamts für Umwelt (Bafu). Perrez führte im kanadischen Montreal für die Schweizer Delegation die Verhandlungen.
«Die Stärke des Abkommens sind die ganz konkreten Ziele», sagte Perrez. Insbesondere das Ziel, bis 2030 mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen, sei ein Erfolg.
Die Schweiz erhoffte sich laut Perrez aber in einigen Punkten noch ehrgeizigere Ziele. «Wir hätten uns ein numerisches Ziel für die Reduktion an Pestiziden gewünscht.» Ausserdem hätten sich gemäss Perrez mehr Länder bereit erklären können, Finanzen für den Schutz der Artenvielfalt bereit zu stellen.
Jetzt gehe es an die Umsetzung dieser Ziele. «Ich hoffe, dass dieses Abkommen möglichst vielen Ländern einen Impuls gibt, ihre nationalen Strategien entsprechend anzupassen», sagte Perrez. Auch die Schweiz müsse nun prüfen, wie sie diese Ergebnisse in ihrer nationalen Biodiversitätsstrategie berücksichtigt.
Umweltverbände gespalten
Die Bilanz der Umweltverbände zum Abkommen fällt gemischt aus. Die Umweltstiftung WWF äusserte sich in einer Mitteilung grundsätzlich zufrieden. «Es ist ein Gewinn für die Menschen und den Planeten», wurde Generaldirektor Marco Lambertini in einer Mitteilung von WWF Schweiz zitiert.
Allerdings gebe es auch Schwachstellen. WWF Schweiz kritisierte, dass ein verbindlicher Mechanismus fehle, der die Regierungen zur Rechenschaft ziehe, wenn sie die Ziele nicht erreichten. Auch Greenpeace Schweiz kritisierte in einer Mitteilung, dass offenbleibe, wie diese Ziele erreicht werden. Laut Birdlife Schweiz geht das Abkommen zwar in die richtige Richtung, genügt aber nicht, um den Biodiversitätsverlust zu stoppen.
Die Umweltorganisation Pro Natura reagierte mit Ernüchterung. Es sei nicht gelungen, eine Trendwende für die Rettung der Natur einzuleiten, schrieben sie in einer Mitteilung.
Kritiker: Verabschiedung gegen Widerstände durchgepeitscht
In dem verabschiedeten Dokument wurde unter anderem auch die Rolle indigener Völker und lokaler Gemeinden in weltweiten Naturschutzbemühungen betont, was viele Beobachter als Erfolg werteten. Zudem setzt das Papier das Ziel, die Gefährdung von Mensch und Umwelt durch Pestizide bis 2030 zu halbieren und umweltschädliche Subventionen abzubauen (Lesen Sie auch unseren Gastbeitrag zur Landwirtschaft: Die Risiken von Pestiziden schnell zu reduzieren, ist alternativlos).
Beobachter kritisierten jedoch, dass viele Ziele zu weit in die Zukunft gesetzt und zu wenig qualitativ greifbar gemacht worden seien. Vertreter einiger vor allem ärmerer Länder kritisierten, dass zu wenig finanzielle Hilfen der reicheren Länder eingeplant worden seien. Diese Einwände seien nicht ausreichend ernst genommen worden, und die Verabschiedung sei am Ende auch gegen Widerstände durchgepeitscht worden, bemängelte beispielsweise der Vertreter der Demokratischen Republik Kongo.
Der 15. Weltnaturgipfel – der auch unter dem Kürzel COP15 läuft – hätte ursprünglich schon 2020 in China stattfinden sollen, wurde dann aber wegen der anhaltenden pandemischen Lage dort verschoben und zerteilt. Der erste Verhandlungsteil fand im vergangenen Oktober hauptsächlich online im chinesischen Kunming statt.
SDA/sep
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