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Kritik aus dem In- und Ausland
23 Spitzenärzte protestieren gegen Berufung ans Unispital Zürich

José Oberholzer (rechts) ist von Uni und Unispital auf dem Posten von Pierre-Alain Clavien installiert worden.

Vor einem Monat haben der Zürcher Universitätsrat und der Spitalrat des Universitätsspitals den Nachfolger von Pierre-Alain Clavien gewählt. Der 56-jährige Mediziner José Oberholzer wurde nach Zürich berufen und ersetzt den langjährigen Professor und Chefarzt für Viszeral- und Transplantationschirurgie, also der Bauchchirurgie.

Speziell an der Berufung war, dass die prestigeträchtige Stelle nicht ausgeschrieben worden war, wie diese Zeitung publik gemacht hat. Andere mögliche Bewerberinnen und Bewerber hatten also keine Chance, was auf diesem Niveau unüblich ist.

Untersuchung gefordert

Nun regt sich internationaler Widerstand gegen das Vorgehen von Uni und Unispital. 23 Spitzenmediziner aus zwölf Ländern haben dem Zürcher Regierungsrat einen Protestbrief geschickt. Die Ärzte schreiben, dass die Direktberufung «unbegreiflich» sei, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Der Mangel an Transparenz führe zu grossem Unbehagen bei jungen wie auch älteren Ärzten. Die Kritik richtet sich nicht gegen die Personalie Oberholzer, sondern gegen die gewählte Vorgehensweise.

«Wir glauben, dass der Ruf des Universitätsspitals ernsthaft in Gefahr ist», schreiben die Unterzeichnenden und fordern eine «transparente und unabhängige Untersuchung» des «viel zu undurchsichtigen Verfahrens».

Zu den Unterzeichnern des Briefes zählen gemäss Bericht Fachleute aus aller Welt. Erstunterzeichner sind Mickaël Lesurtel, Professor am Pariser Beaujon-Spital, und Leo Buhler von der Genfer Hirslanden-Klinik, Präsident der Forschungsabteilung der Schweizerischen Gesellschaft für Chirurgie. Weitere Unterzeichner sind Professoren aus Europa, den USA, Kanada sowie ehemalige Spitzenchirurgen von grossen Schweizer Spitälern.

Kritik wird zurückgewiesen

Ein Sprecher der Bildungsdirektion bestätigte den Eingang des Briefes. Der Regierungsrat werde sich mit der Materie befassen. Spital und Universität weisen die Kritik zurück. Das Berufungsverfahren habe den geltenden Bestimmungen entsprochen, Direktberufungen seien in begründeten Fällen zulässig.

José Oberholzer ist gebürtiger Schweizer und hat über 20 Jahre lang in Kanada und den USA gearbeitet, zuletzt als Professor an der Universität von Virginia. Er ist spezialisiert auf minimalinvasive Transplantationen. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Behandlung von Diabetes durch die Transplantation von Inselzellen. 

Alte Bekannte

Verantwortlich für Berufungen vonseiten der Universität ist die Berufungskommission, und über die Genehmigung des Vorschlags entscheiden der Universitätsrat und die Universitätsleitung. Dieser gehört Beatrice Beck Schimmer an, Direktorin universitäre Medizin. Gemäss Quellen dieser Zeitung kennt Beck Schimmer José Oberholzer aus der Zeit, als beide in den USA arbeiteten. Die Universität weist den Vorwurf der Verbandelung zurück. Beck Schimmer ist bei der Berufung Oberholzers in den Ausstand getreten.

Korrektur am 4.6.2023 um 20.26 Uhr: In der ersten Version des Textes stand, dass Beatrice Beck Schimmer für die Direktberufung vonseiten der Universität verantwortlich ist. Das ist falsch, schreibt die Universität in einer Stellungnahme. Beck Schimmer war nicht Mitglied der Berufungskommission und ist bei der Personalie Oberholzer in der Universitätsleitung in den Ausstand getreten.