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Debatte um Sensationsfund
Zweifel an Lebensspuren auf der Venus

Schematische Illustration von Messballonen knapp über der Wolkendecke in der Atmosphäre der Venus. Solche Messballone haben Forscher jüngst vorgeschlagen, um nach Lebensspuren zu suchen.
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Mitte September berichteten Astronomen, sie hätten in der Atmosphäre der Venus Monophosphan entdeckt, ein Molekül aus einem Phosphor- und drei Wasserstoffatomen. Es gilt als Hinweis, dass möglicherweise mikrobielles Leben vorhanden sein könnte – sofern kein bisher unbekannter chemischer Prozess in der Atmosphäre der Venus oder ein geochemischer Prozess im Boden des Gesteinsplaneten das Gas erzeugt.

Nun hat ein Forscherteam um Ignas Snellen vom Leiden Observatory in den Niederlanden die mit dem Radio-Observatorium Alma aufgenommenen Daten erneut analysiert. Wie die Astronomen in einer bisher nur online erschienenen und noch nicht von unabhängigen Experten begutachteten Publikation schreiben, konnten sie in den Daten zwar auch ein Signal sehen, das auf Monophosphan hindeuten könnte. Allerdings seien die Hinweise gemäss ihrer Analyse statistisch nicht signifikant. Daher könnten sie den Nachweis von Monophosphan nicht bestätigen.

Sie haben das Molekül auf der Venus nachgewiesen: Radioteleskop Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) in den chilenischen Anden.

Das Team um die britische Astronomin Jane Greaves hatte im September im Fachmagazin «Nature Astronomy» berichtet, Monophosphan liege in den Wolken der Venus in einer Konzentration von rund 20 Molekülen pro Milliarde Moleküle vor. Auf die Anfrage, wie sie sich die Diskrepanz zur Analyse von Snellen und Kollegen erkläre, schickte die Astronomin eine Pauschalantwort: Man habe mit dem Team um Snellen vereinbart, nicht auf Medienanfragen einzugehen.

Debatte gehört zur wissenschaftlichen Methode

Laut Kevin Heng, Direktor des Center for Space and Habitability an der Universität Bern, sei eine Meinungsverschiedenheit wie nun um die Existenz von Monophosphan in der Atmosphäre der Venus das Wesen der wissenschaftlichen Methode. «Wir haben diese Debatte, weil die Hinweise offensichtlich nicht kugelsicher sind. Daher versuchen verschiedene Wissenschaftler, die Monophosphan-These zu untersuchen, etwa, indem sie die gleichen oder auch andere Daten analysieren.»

Positiv an der Debatte ist laut Heng, dass sie vielleicht dazu führe, dass nun mehr Daten erhoben würden. Entsprechend äussert sich der Astrophysiker Sascha Quanz von der ETH Zürich: «Weitere Daten, gegebenenfalls auch von Alma bei gleicher Frequenz, sind extrem wichtig.» Er hoffe auch, dass man die Hinweise bei kürzeren Wellenlängen, im Infrarotlicht, bestätigen könne, zum Beispiel mit dem Very Large Telescope (VLT) in Chile. Quanz weist zudem darauf hin, dass die Publikation von Snellen und Kollegen noch extern und kritisch beurteilt werden müsse. Eine gute wissenschaftliche Praxis verlange das.

Forscher um Manasvi Lingam vom Florida Institute of Technology hatten Ende September vorgeschlagen, Messballone in der Atmosphäre der Venus schweben zu lassen. Diese könnten 2022 oder 2023 starten und direkt vor Ort nach Lebensspuren suchen. Solche oder ähnliche Missionen werden wohl definitiv zeigen, ob Monophoshan in der Atmosphäre der Venus vorkommt. Die Frage nach der Herkunft des Gases – ob es aus biologischen oder bislang unbekannten chemischen Quellen stammt – wäre damit aber noch nicht geklärt.