Paris-Sieger Carlos AlcarazAuch der neue Meister des Leidens kommt aus Spanien
Früher schaute er Rafael Nadal am TV zu, nun beerbt er ihn. Der 21-Jährige ringt Alexander Zverev in einem dramatischen Paris-Final nieder – weil er gross aufspielt, als er am Boden scheint.
Als kleiner Junge eilte Carlos Alcaraz nach der Schule nach Hause, um das French Open am Fernsehen zu schauen. «Ich sah ganz viele Matches, und natürlich, wie Rafa Nadal dieses Turnier während 14, 15 Jahren dominierte», erzählte er. «Ich wollte meinen Namen der Liste der spanischen Spieler hinzufügen, die dieses Turnier gewonnen haben. Nicht nur Rafa, auch Ferrero, Moya, Costa, Legenden dieses Sports.» Nun zählt er auch zu diesem erlauchten Kreis.
In einem dramatischen Pariser Endspiel gegen Alexander Zverev (ATP 7) erwies sich Alcaraz als der Zähere und triumphierte in 4 Stunden und 19 Minuten 6:3, 2:6, 5:7, 6:1, 6:2. Dabei musste er schwierige Momente überstehen. Er verspielte im dritten Satz eine 5:2-Führung und verlor ihn noch, sein linker Oberschenkel schmerzte. Mehrmals liess er sich diesen, den er vor dem Spiel dick einbandagiert hatte, vom Physio massieren. Trotzdem kämpfte er sich durch, überliess Zverev in den letzten beiden Sätzen nur noch drei Games.
«Der Sieg gehört den Beharrlichsten», steht im Court Philippe Chatrier als Motto über den Haupttribünen. Das Zitat, das das Tennisturnier Napoleon Bonaparte abkupferte, hat Alcaraz verinnerlicht. Wahrscheinlich auch durch die unzähligen Stunden, die er vor dem Fernseher verbrachte und Nadal zuschaute. «Du musst im Leiden Freude finden», sagte er vor einigen Tagen. «Das ist der Schlüssel, mehr noch hier in Roland Garros, wo lange Ballwechsel, vierstündige Matches und fünf Sätze an der Tagesordnung sind.»
Nadal ist der unbestrittene Meister des Leidens. Aber Alcaraz ist auch schon ziemlich gut in dieser Disziplin. Schon am Freitag, im Halbfinal gegen Jannik Sinner, hatte er nach einem 1:2-Satzrückstand noch gewonnen. Damals hatte er Krämpfe gehabt. Wie Nadal leidet auch er schon in jungen Jahren unter Verletzungen. Während der Sandsaison von Schmerzen am rechten Unterarm geplagt, liess er die Turniere in Barcelona und Rom aus. Es war ein Wettlauf gegen die Zeit ob er in Paris antreten könnte. Wie so oft auch bei Nadal, wegen unterschiedlicher Verletzungen.
Die grossen Zweifel vor Roland Garros
In Roland Garros spielte Alcaraz mit einer Bandage am Schlagarm und war anfangs zurückhaltend bei seiner Vorhand, die sein Markenzeichen ist. Allmählich spielte er sich frei. In seiner Siegerrede dankte er seinem Team, das ihn in dieser schwierigen Zeit vor und während des French Open unterstützt hatte. «Wir hatten viele Zweifel, als ich hierher kam. Ich hatte zuvor nicht viele Stunden auf dem Court verbracht.» Doch das wurde in Paris alles zur Makulatur.
Alcaraz hat sich in seiner noch jungen Karriere als Mann für die grossen Momente gezeigt: Er gewann auch seinen dritten Grand-Slam-Final nach dem US Open 2022 (gegen Casper Ruud) und Wimbledon 2023 (gegen Novak Djokovic). Den Rekord in der Profiära (seit 1968) hält Roger Federer, der seine ersten sieben Major-Endspiele gewann – von Wimbledon 2003 bis zum US Open 2005. Bis er am French Open 2006 in Nadal seinen Meister fand.
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Seine zwei grossen Ziele hat Alcaraz nun schon erreicht. Diese formulierte er als Zwölfjähriger in einem Videointerview: Roland Garros und Wimbledon zu gewinnen. Er hat nun als jüngster Spieler an drei Grand-Slam-Turnieren auf den drei unterschiedlichen Unterlagen triumphiert: auf Hartplatz, Rasen und Sand.
Frühreif und vielseitig
Das zeigt nicht nur seine Frühreife, sondern auch seine Vielseitigkeit. Auf Sand aufgewachsen, ist Hartplatz sein Lieblingsbelag. Doch am letztjährigen Wimbledon, als er Djokovic in einem epischen Duell entthronte, zeigte er, dass er auch mit Rasen ganz gut zurechtkommt.
Zverev verlor auch seinen zweiten Grand-Slam-Final, nachdem er am US Open 2020 er gegen Dominic Thiem eine 2:0-Satzführung aus der Hand gegeben hatte. Diesmal verspielte er erneut seine Vorteile. In einer Partie voller Servicedurchbrüche war er in den entscheidenden Phasen weniger kaltblütig: Alcaraz verwertete 9 seiner 16 Breakbälle (56 Prozent), er nur 6 von 23 (26 Prozent). Mit 27 muss Zverev weiter auf seinen ersten Grand-Slam-Titel warten.
Zum Turnierauftakt hatte der Deutsche den 14-fachen Sieger Nadal in dessen vielleicht letztem Auftritt in Paris geschlagen, zum Abschluss unterlag er Alcaraz. Die Welt verändert sich, die spanische Vorherrschaft in Paris bleibt.
Aufschlag-Volley von Alcaraz, dann ein Smash. Clever gespielt.
Zverev holt sich das Game.
Aufschlagwinner Zverev.
Zverev spielt auf die Linie, Deuce.
Zverev spielt einen Gegenstopp und wird passiert. Breakball Alcaraz.
Zverev setzt einen leichten Volley ins Aus.
Grossartige Bälle und leichte Fehler wechseln sich ab. Jetzt wieder ein grossartiger Ball von Alcaraz mit der Vorhand.
Beide ringen mit sich. Was für ein Spektakel.
Starke Antwort von Zverev. Hier ist das letzte Wort noch längst nicht gesprochen.
Aufschlag nach aussen und Stoppball – Alcaraz stellt auf 3:1.
Starke Rückhand von Alcaraz!
Schöner Aufschlag nach aussen. Alcaraz wehrt den vierten Breakball ab.
Zverev muss den Punkt vier-, fünfmal gewinnen. Doch das tut er. Nächster Breakball.
Vorhand ins Eck von Alcaraz.
Alcaraz’ zweiter Aufschlag wird zunächst out gegeben, der Schiedsrichter korrigiert. Und der Spanier holt sich den Punkt.
Den ersten wehrt Alcaraz ab.
Ein genialer Ballwechsel, dann spielt Alcaraz den Ball ins Aus. Drei Breakchancen für Zverev.
Alcaraz’ nächster Fehler. Beide scheinen extrem angespannt.
Leichter Fehler von Alcaraz.
Ein weiterer leichter Fehler von Zverev – er schenkt Alcaraz das Break!
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