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Joana Heidrich und Anouk Vergé-Dépré
Zusammen sind sie schwer zu schlagen

Halbfinals – sie kommen! Joana Heidrich und Anouk Vergé-Dépré nach dem Sieg gegen die Brasilianerinnen Patricia/Rebecca.
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Einen Schönheitspreis gibt es zum Abschluss nicht, aber das ist den Schweizerinnen egal. Als die Brasilianerin Ana Patricia beim Matchball einen Aufschlag ins Netz setzt, fällt die ganze Anspannung ab. Joana Heidrich und Anouk Vergé-Dépré legen sich in den Sand, dann aufeinander – Erinnerungen an den legendären Siegesjubel von Roger Federer und Stan Wawrinka nach dem Doppelfinal 2008 in Peking werden wach.

So weit sind die Frauen noch nicht, das 21:19, 18:21, 15:12 gegen die Brasilianerinnen ist aber ein Meilenstein: Als erstes Schweizer Frauenduo stehen sie in einem Olympia-Halbfinal. Und wenn sie eine der beiden nächsten Partien gewinnen, kehren auch sie mit einer Medaille nach Hause zurück. Heidrich kann es im TV-Interview noch nicht ganz fassen: «Ich habe zu Anouk gesagt: Schlag mich schnell. Ist es wahr, dass wir im Halbfinal stehen?»

Die Verbesserung gegenüber Rio

Die Bernerin Vergé-Dépré und die Zürcherin Heidrich haben damit ihre eigene Vorgabe erfüllt. Sie wollten weiterkommen als vor fünf Jahren in Rio, konkret hiess das: in den Halbfinal. Heidrich hatte in Brasilien mit ihrer damaligen Partnerin Nadine Zumkehr im Viertelfinal im Hexenkessel an der Copacabana hauchdünn gegen Brasilianerinnen verloren, Vergé-Dépré war an der Seite von Isabelle Forrer eine Runde vorher ausgeschieden, gegen die späteren Olympiasiegerinnen aus Deutschland.

Nun standen wieder Brasilianerinnen zwischen Heidrich und den Medaillenspielen: Ana Patricia/Rebecca. Ein gefährliches Duo, das bei den letzten neun World-Tour-Events dreimal auf dem Podest stand und nur einmal die Top 10 verpasste – aber es sind keine Überspielerinnen. Sie hatten ihre Vorrundengruppe lediglich auf Platz 3 beendet, der einzige Sieg resultierte gegen Kenia. Im Achtelfinal die Steigerung und ein sicherer Sieg gegen zwei Chinesinnen. «Wir hatten sie genau studiert», sagte Vergé-Dépré nach dem Spiel, in welchem die Schweizerinnen in den Sätzen 1 und 3 deutlich besser waren.

Vor allem traten sie homogener auf: Da waren die Offensivaktionen von Heidrich, die grundsätzlich am Netz spielt und im dritten Satz auch mit mehreren «Monsterblocks» in wichtigen Situationen punktete. Da waren aber auch die Defensivkünste von Vergé-Dépré, die viele Bälle ausgrub, zudem regelmässig auch vorne mit Smashes die Ballwechsel beendete.

Da kommen Erinnerungen an Roger Federer und Stan Wawrinka auf: Joana Heidrich und Anouk Vergé-Dépré.

Die Vielseitigkeit der 29-Jährigen erstaunt nicht. Sie war einst Blockerin, erst als sie mit Heidrich zusammenspannte, mutierte sie zur Defensivspielerin und wechselte die Seite. Die Umstellungen seien für sie nicht einfach gewesen, sagte die Tochter eines Vaters aus Guadeloupe und einer Mutter aus dem Berner Oberland unlängst gegenüber der NZZ: «Ich war es die zehn Jahre davor gewohnt, zu blocken, näher an den Gegnerinnen zu sein. Diese Prozesse waren so automatisiert, dass ich nicht mehr gross nachdenken musste. Nun musste ich plötzlich andere Entscheide treffen und andere Bewegungen ausführen. Das ist, wie wenn du eine andere Sprache lernst.»

Der Prozess sei auch nach fünf Jahren noch nicht abgeschlossen, ein Zwischenziel ist aber erreicht. Die 190 Zentimeter grosse Heidrich und die fünf Zentimeter weniger grosse Vergé-Dépré sind schwer berechenbar. Und: Sie haben keine grossen Schwächen.

Auf den Spuren von Heuscher/Kobel

Was die Olympischen Spiele für Joana Heidrich bedeuten, wird jedes Mal klar, wenn man sie spielen sieht. Auf dem seitlichen Rippenbogen hat die 29-Jährige die fünf Ringe und das Logo von Rio 2016 mit einem Tattoo verewigt. Seit Patrick Heuscher und Stefan Kobel 2004 in Athen die Bronzemedaille gewannen, träumte auch sie vom grössten Sport-Rendezvous. Jetzt fehlt ihr und Anouk Vergé-Dépré nur noch ein Sieg, um als zweites Schweizer Paar eine olympische Medaille zu gewinnen – und als erstes Frauenteam.

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Die erste Chance haben sie in der Nacht auf Donnerstag im Halbfinal gegen das US-Paar April Ross/Alix Klineman. «Natürlich wollen wir eine Medaille holen», sagt Heidrich, «und jeder Athlet träumt von Olympiagold.» Falls sie dieses Ziel zusammen mit Anouk Vergé-Dépré erreichen sollte, wäre wohl ein neues Tattoo Pflicht.

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