Corona-Entschädigung vom KantonZurich Film Festival erhielt bereits 724’000 Franken
Das ZFF hat bereits Hilfe vom Kanton Zürich erhalten, während die Kinos noch immer auf Antwort warten.
Seit Monaten warten Clubs und Kinos auf Ausfallentschädigung vom Kanton Zürich. Ein bisschen schneller geht es, wenn man das Zurich Film Festival (ZFF) ist. 723’600 Franken hat das Festival bereits erhalten, nachdem es im Mai ein Gesuch für Ausfallentschädigung eingegeben hatte. Davon zahlt die eine Hälfte die Stadt, die andere der Kanton.
Bekannt war das bis jetzt nicht. Das ZFF argumentierte damals, wegen der Corona-Krise seien Sponsoringmittel zurückgezogen worden. Das Geld wurde in Absprache mit SP-Regierungsrätin Jacqueline Fehr und ohne Rückgriff auf Bundesmittel gezahlt, wie die kantonale Justizdirektion auf Anfrage erklärt. Das ZFF habe im Mai deutlich gemacht, dass die Gefahr bestehe, dass das Festival nicht in der geplanten Form durchgeführt werden könne, sagt Madeleine Herzog, Chefin der Fachstelle Kultur des Kantons.
Sponsoren weg
Das 16. Zurich Film Festival beginnt heute Donnerstag unter dem neuen Leiter Christian Jungen. Für die Phase der Durchführung hat das ZFF bereits ein neues Gesuch auf Ausfallentschädigung gestellt, da es einen Mehraufwand habe, um die Schutzmassnahmen umzusetzen, und weil es in den Kinos Sitze leer lassen müsse.
Das müssen die Kinos allerdings auch dann tun, wenn gerade kein Festival stattfindet. Nur hören sie nichts vom Kanton. Die Arthouse-Gruppe etwa hat auf ihr Ausfallentschädigungsgesuch vom Mai noch immer keine Antwort erhalten. Und das, obschon das ZFF einen Teil seiner Filme in den Arthouse-Sälen zeigt. Das Kosmos, ebenfalls eine ZFF-Spielstätte, hofft, dass der Bescheid vom Kanton noch vor Ende Jahr kommt.
Für ein Festival, das gern auf den Eigenfinanzierungsgrad von 90 Prozent verweist, hat das ZFF unterdessen einige staatliche Gelder angehäuft. Unterstützt wird das Filmfest von Stadt und Kanton Zürich sowie vom Bund. Zusammen mit den 724’000 Franken beläuft sich die Hilfe der öffentlichen Hand dieses Jahr auf rund 1,6 Millionen Franken.
Gegenüber dem Budget von 2019 (7,8 Millionen) rechnet Christian Jungen mit einem Rückgang von 10 Prozent und einem Drittel der Eintritte (2019: 117’000). Das ZFF kämpft auch damit, neue Sponsoren zu verpflichten. Eine ganze Reihe ist letztes Jahr abgesprungen, darunter Swiss Life, UPC, IWC Schaffhausen und Swiss ID.
Wird das ZFF bevorzugt behandelt?
Im Kleingedruckten versteckt hat das ZFF dieses Jahr einen Ticketaufpreis von 1 Franken wegen Corona-Schutzmassnahmen. Ein Ticket für ein Abend-Screening kostet so bis zu 30 Franken. Der Festivalpass ist dieses Jahr massiv teurer, statt 149 Franken zahlt man 280.
Das alles ist auch deshalb verblüffend, weil die ZFF AG als gemeinnütziges Unternehmen gilt, obwohl es im Besitz der NZZ-Mediengruppe ist. Madeleine Herzog hält dazu fest, dass in den Statuten des ZFF ein Gewinnausschüttungsverbot festgeschrieben ist. Entsprechend hat das ZFF ein Gesuch als nicht gewinnorientiertes Unternehmen eingegeben.
Dabei erhält der Kanton insgesamt mehr Gesuche von gewinnorientierten Unternehmen, diese bräuchten auch mehr Geld. Dazu gehören etwa die Riffraff- und Houdini-Kinos, die bislang auch noch keinen Franken gesehen haben. Man habe bezüglich des Lockdown-Gesuchs lediglich eine Mail bekommen, dass gewinnorientierte Kulturunternehmen nur 50 Prozent der Entschädigung erhalten.
NZZ-Filmkritiker entlassen
Wird das ZFF bevorzugt behandelt? Nein, sagt Madeleine Herzog. Bei den Clubs und Kinos müsse man erst eine Gesamtübersicht gewinnen, um Gleichbehandlung zu gewährleisten. Deshalb dauere es dort länger. Hätte das ZFF ohne die 724’000 Franken abgeblasen werden müssen? Das sei nicht die Diskussion gewesen, so Herzog.
Natürlich sind Bundesrat Alain Berset und Stadtpräsidentin Corine Mauch heute an der Opening Night dabei, schliesslich wird mit dem ZFF der erste grosse Kulturanlass seit dem Lockdown eröffnet. Das Festival unterstütze das «Comeback der Zürcher Kinos», schreibt Mauch im Editorial des Programmhefts.
Das ist es nur noch traurige Ironie, dass die ZFF-Besitzerin NZZ gestern ihren Filmredaktor Lory Roebuck entlassen hat. Warum? Sparmassnahmen.
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