Zurich Film FestivalBellevue statt Netflix
Die 16. Ausgabe des Zurich Film Festival ist die erste unter der Leitung von Christian Jungen. Das sind die wichtigsten Neuerungen.
Der Chef
Einen schwierigeren Einstieg hätte man sich nicht denken können. Der neue Festivaldirektor Christian Jungen gibt zu, dass ihm während des Lockdown viele von einem Festival im Herbst abrieten. Jetzt verkündet er stolz: «Das ZFF ist das erste Festival weltweit, das mit einem Vollprogramm live stattfindet.» Seine Devise: Bellevue statt Netflix. «Unser Festival ist ein Plädoyer dafür, dass das kulturelle Leben in der Öffentlichkeit weitergehen muss. Wir wollen ein Zeichen des Optimismus setzen, für die Filmschaffenden, aber auch fürs Publikum.» Apropos Netflix: Natürlich hätte er gern Filme des Streaming-Giganten gezeigt, so Jungen, aber dieses Jahr gebe Netflix keine Filme an Festivals.
Die Stars
Nein, das gabs noch nie am ZFF: Iris Berben nimmt bereits an der Pressekonferenz im Baur au Lac ihren Golden Eye Award entgegen. Der Grund für die vorgezogene Verleihung: Im Oktober dreht die 70-Jährige mit Regisseur Ruben Östlund («The Square») in Griechenland und müsste – wenn sie aus Zürich anreisen würde – in Quarantäne. «Kultur verbindet uns, sie darf nicht weggespart werden», sagt Berben in ihrer Dankesrede. Am ZFF werden dieses Jahr Stars wie Juliette Binoche, Til Schweiger oder Oscarpreisträgerin Olivia Colman («The Favourite») über den grünen Teppich schreiten. Und ja, Johnny Depp schaut auch wieder vorbei – diesmal als Produzent des Dokfilms «Crock of Gold» über The Pogues.
Die Fanzone
«Wegen Corona gibts dieses Jahr nur einen kleinen Fanbereich am Sechseläutenplatz», sagt die neue ZFF-Geschäftsleiterin Elke Mayer. Wer seinem Star zujubeln möchte, muss sich zuvor online registrieren. Der Zugang zur Fanzone (mit Maskenpflicht) ist gratis. Bei Grossandrang entscheidet das Los, wer reindarf.
Das Schutzkonzept
Im Kino, im Festivalzentrum, am grünen Teppich – überall gilt Maskenpflicht. In den Kinos bleibt links und rechts immer ein Platz frei. Tickets werden dieses Jahr hauptsächlich online verkauft, es wird nur wenige Verkaufsstellen in der Stadt geben. Aber darf man im Kino Popcorn essen? Elke Mayer schmunzelt: «Ja, dafür kann man die Maske kurz runterziehen.»
Die Filme
Das ZFF zeigt dieses Jahr 165 Filme, davon 23 Weltpremieren (2019 waren es noch 11). Bei den Wettbewerben wurde die deutschsprachige Sektion (Fokus) aufgewertet, das Preisgeld auf 25’000 Franken aufgestockt. Weil: «Wir sind das zweitwichtigste deutschsprachige Festival nach Berlin, und wir möchten die Erfolgsstory des Schweizer Films weiterschreiben.» Jungen erinnert an den Film «Blue My Mind», der 2017 den Fokus-Wettbewerb gewann und Regisseurin Lisa Brühlmann eine internationale Karriere ermöglichte. Das ZFF-Galaprogramm umfasst dieses Jahr 35 Filme. Aber Achtung: Wegen Corona sind da und dort kurzfristige Änderungen möglich. «Wonder Woman 1984» kann leider nicht gezeigt werden (der Kinostart wurde abermals verschoben), dafür ist kurzfristig «Das Unwort» (mit Iris Berben) ins Programm gerutscht.
Die Musik
Das ZFF geht erstmals eine Partnerschaft mit dem Montreux Jazz Festival ein. Geplant sind verschiedene Konzerte und eine Branchenveranstaltung namens Soundtrack_Zurich. Als Stargast ist Ray Parker Jr. angekündigt. Der hatte zwar nur einen einzigen Hit («Ghostbusters» – zudem stark beeinflusst von Huey Lewis’ Song «I Want a New Drug»), aber der US-amerikanische Musiker nimmt die Quarantäne in Zürich auf sich, um am Festival den Dokfilm «Who You Gonna Call» vorzustellen.
Zurich Film Festival: 24. September bis 4. Oktober. ZFF.com
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