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Schweizer Frauen-Nationalteam
15:0! Zur WM fehlt noch ein Sieg – und ein Coach

Feiern einen deutlichen Sieg: Ramona Bachmann und Coumba Sow.
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Zum Schluss gibt es nochmals eine Gala. Und was für eine, 15 Tore gelingen dem Schweizer Nationalteam, damit überbietet es seinen Rekord aus dem Jahr 2014 um vier Treffer. Weil Italien gleichzeitig erwartungsgemäss 2:0 gewinnt, müssen die Schweizerinnen dennoch ins Playoff.

Sportlich steht also weiterhin viel auf dem Spiel, es geht auch nach den beiden Siegen gegen Kroatien und Moldau weiterhin um nichts weniger als eine mögliche WM-Teilnahme. Dass aber rund um diese Partien ums Schweizer Nationalteam Fragen fernab der sportlichen Aktualität dominieren, ist ein Indiz, dass in den letzten Wochen viel passiert ist.

Mit Frauenfussball-Chefin Tatjana Haenni, Nationaltrainer Nils Nielsen und seiner Assistentin Marisa Wunderlin gehen die Köpfe der strategischen, operativen und sportlichen Abteilung rund um den Schweizer Fussball der Frauen. Drei, die sich auf verschiedenen Ebenen für den Fortschritt hierzulande stark eingesetzt haben. Zumindest grenzt es an Untertreibung, wenn Lia Wälti sagt: «Sicher nicht einfach, dass das alles zum gleichen Zeitpunkt passiert.»

Gestärkt aus der EM gekommen

Die Captain sitzt im Teamhotel in Kloten, hier residierte das Nationalteam vor seiner Reise in die kroatische Kleinstadt Jaska, wo sie und ihre Mitspielerinnen am Freitag 2:0 gewannen. Zuvor verbreiteten Nielsen und Wunderlin viel Optimismus, sprachen über die Hoffnung, dass ihr eingeschlagener Weg auch nach ihrem Abgang fortgeführt wird, und über ihren Eindruck, wonach das Team gestärkt aus der EM hervorging. Wälti teilt diesen Eindruck. Sie sagt, dass sie und ihre Mitspielerinnen interne Dinge überstehen mussten, die sie einander noch näher brachten: «Wir haben uns gezeigt, dass wir auch schwierige Situationen überstehen können.» 

Ein Attribut, das für die unmittelbare Zukunft helfen kann. Zwar ist Nielsen überzeugt, dass er ein Team in gesundem Zustand hinterlassen wird, eines, das sofort performen wird, egal wer auf ihn folgen wird. Einen Wunschkandidaten habe Wälti, an Joe Montemurro habe sie von seiner Zeit bei Arsenal beste Erinnerungen. «Ich glaube aber, er sieht sich eher als Clubtrainer.» Und noch etwas spricht gegen die Option des Italoaustraliers: «Er ist bei Juventus sehr glücklich.»

Im Nationalteam arbeitete sie mit zwei Coachs über längere Zeit: mit der strengen Martina Voss-Tecklenburg und dem empathischen Nielsen, der seinen Spielerinnen sehr viele Freiheiten lässt. Was wünscht sie sich in Zukunft? Wälti überlegt kurz und sagt: «Eine Mischung aus beiden wäre ideal.» Schliesslich feierte sie mit beiden Erfolge, auch wenn die beiden Qualifikationsphasen mit Nielsen nicht ganz über alle Zweifel erhaben sind. 

Italien war wohl das machbarste Los aus Topf 1, beim 0:1 in Thun verspielten die Schweizerinnen den Gruppensieg mit einer sehr defensiven und ängstlichen Leistung. Nach Spielschluss gab es Spielerinnen, die den Entscheid von Nielsen, eine fünfte Verteidigerin einzuwechseln, ziemlich offen kritisierten.

Führungsspielerinnen waren nicht überrascht

Im ersten Moment gefiel das auch Nielsen nicht, mit etwas Abstand war er aber sogar etwas Stolz. Es zeigte ihm, dass die Fussballerinnen sich sicher genug fühlen, sagen zu dürfen, was sie denken. Darauf hatte er von Beginn an hingearbeitet. Diese Ehrlichkeit gab er auch zurück, weshalb die Spielerinnen «nicht so sehr» (Wälti) oder «gar nicht» (Ana-Maria Crnogorcevic) überrascht waren, als Nielsen bekannt gab, seinen per Ende Jahr auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen.

Arbeitet ab nächstem Jahr in den USA: Tatjana Haenni, aktuelle Direktorin Frauenfussball beim Schweizerischen Fussballverband.

Etwas mehr überrumpelt waren sie über den Abgang von Haenni, der Frau, die sich in den Entscheidungsgremien für den Fussball der Frauen starkgemacht hatte und die mit ihrer fordernden Art nicht immer nur Zuspruch erhielt. «Eine tolle Persönlichkeit», sagt SFV-Präsident Dominique Blanc, weshalb er gar nicht anders könne, als ihren Abgang stark zu bedauern. Auch ihm ist bewusst, dass sie als einzige Frau in der Geschäftsleitung nicht immer einen einfachen Stand hatte, «im Fussball leben wir hauptsächlich noch in einer Männerwelt». Deshalb sei es umso wichtiger gewesen, dass Haenni auch mal «das Bestehende etwas durchschütteln wollte». Er ist der Meinung, dass ihr immer zugehört wurde, auch wenn sie – wie in den anderen Direktionen auch –  nicht immer alle Ressourcen bekam, die sie gerne gehabt hätte.  

Aber Blanc betont gerne, was der Fussballverband mit Haenni alles erreicht hat. Beispielsweise dürfen auch die Frauen mittlerweile mit eigenem Charter fliegen, sofern sie das wollen. Wichtiger sei aber, dass das Budget für die Direktion Frauenfussball um 27,5 Prozent erhöht wurde. Noch gegen Ende des Jahres gab es Gerüchte, die eher auf Gegenteiliges hindeuteten. In der Nachwuchsarbeit wurde das Talentförderprogramm der Mädchen «Footura» eins zu eins an jenes der Jungs («Footuro») angeglichen. Nun suchen Blanc und seine Kollegen des Gremiums eine Person, die diese Arbeit weiterführt. Der Stellenbeschrieb wurde bereits aufgeschaltet. Blanc ergänzt etwas, was nicht drin steht: «Ambitioniert muss sie sein. Das ist fast das Wichtigste.  Und sie muss die Fähigkeit haben, andere von der Wichtigkeit und Bedeutung ihrer Ideen überzeugen zu können. » 

Noch aber sind sie da, Haenni und Nielsen. Vor allem der Trainer hat eine Aufgabe, nämlich das Team an die WM zu führen. Nach dem 15:0 gegen Moldau gehört die Schweiz sicher zu den drei besten Gruppenzweiten und erspart sich somit die erste von zwei Playoff-Runden. Mit einem Sieg Mitte Oktober reisen die Schweizerinnen kommenden Sommer nach Australien und/oder Neuseeland. Keine schlechte Motivation für allfällige Trainerkandidaten, mit denen Gespräche bereits im Gang sind. Das findet auch Rekordspielerin Crnogorcevic: «Was gibt es Schöneres, als mit einer WM vor Augen starten zu können?»

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