Outfits für das HomeofficeZur Not unten ohne
Der Plan: anständig aussehen im Büro daheim. Das Ergebnis: Kämpfe mit dem inneren Schweinehund. Ein fast wahres Tagebuch.
Montag: Gute Vorsätze
7.30 Uhr: duschen und Haare waschen. Seit heute ist alles anders. Nicht mehr aus dem Haus gehen, sondern zwei Türen weiter in die Officeecke im Esszimmer. Meine Jeans und mein rosa Pulli mit den Flamingos liegen noch vom Wochenende da. Letzterer riecht nach Essen. Egal. Soll ja Leute geben, die im Homeoffice verwahrlosen, das wird mir nicht passieren. Schminken? Ach, ich lasse es langsam angehen, ausserdem hab ich ja die Haare schön. Aber morgen gehts los, dann mach ich alles wie immer.
Dienstag: Heute wirds schön
Wecker dreimal ausgemacht. 8 Uhr: duschen, frühstücken. Der Stinke-Pulli muss weg, heute ziehe ich was Schönes an. Ein neues Kleid, durchgeknöpft. Aber ohne was an die Beine ist das zu kalt. Ich finde nur bunte Leggings. Dazu die Adiletten? Einerlei, die Zeit drängt. Mein Spiegel attestiert mir das Alter der Corona-Risikogruppe. Make-up muss her. Morgen, heute geh ich eh nicht mehr ins Bad. 9 Uhr: Ich sitze am Computer. Sobald ich mich bewege, springen die Knöpfe an meinem Kleid auf.
Mittwoch: Wo ist meine Hose?
8.30 Uhr: Wecker fünfmal ausgemacht. Mist, um 9 Uhr ist die erste Videokonferenz. Duschen oder Kaffee? Kaffee! Ich muss heute nach was aussehen, ich nehme den Blazer und das «Love»-T-Shirt. Schminken? Das ganze Programm, ich will, dass man mir glaubt, dass ich keine 65 bin. Ich kaschiere meinen grauen Haaransatz. 8.58 Uhr: Wo ist meine Hose? Egal jetzt, sieht ja eh keiner. Moment, was wenn mein Sohn nachher in die Sitzung ruft: «Mami, warum bist du unten nackt?» Ich ziehe die Pyjamahose wieder an.
Donnerstag: «Du musst dich schminken»
So was wie gestern darf nicht mehr passieren: Oben Business und unten Bett, so kann ich nicht arbeiten. Ich ziehe nochmals den Blazer an, dazu die weisse Bluse und die Wollhose. Meine Haare bräuchten eine Wäsche, aber man kann sich nicht um alles kümmern. 11 Uhr: Videoanruf meiner Mutter. «Mama, dieser Lockdown lässt mich altern, ich könnte deine Schwester sein.» «Jetzt, wo dus sagst?! Du musst dich schminken und Haare waschen.» Herzlichen Dank! Meine Hose kratzt. Ich nehm den Trainer.
Freitag: Ein Traum
7 Uhr: Ich dusche, wasche die Haare, ziehe einen frischen Pulli an, eine saubere Jeans und Strassenschuhe. Punkt 9 Uhr sitze ich gefönt und geschminkt mit einer Tasse Kaffee vor meinem zugeklappten Laptop. Mein Sohn läuft an mir vorbei: «Mami, willst du noch weg?» «Nein, ich versuche auch beim Arbeiten daheim anständig auszusehen.» «Hast du nicht gesagt, du musst heute nicht arbeiten?» «Doch, aber ich dachte, ich übe schon mal für die nächste Woche.»
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