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Zum Tod von Raphael Dwamena
Er will den Fussballplatz nicht verlassen – und stirbt auf ihm

Zürich, 21.10.2017, Fussball Super League - FC Zürich - Grasshopper Club Zürich, Zürichs Raphael Dwamena. (Melanie Duchene/EQ Images)
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Raphael Dwamena ist tot. Am Samstag ist er während des Spiels seines Vereins KF Egnatia gegen Partizani Tirana zusammengebrochen. Die Ärzte im Spital konnten sein Leben nicht mehr retten. Vor einem Jahr hatte er der NZZ gesagt: «Wenn ich sterbe, ist das der Wille Gottes. Dann bin ich weg und bald vergessen.»

Der Tod war in Dwamenas Leben seit Jahren präsent. Seit dem Sommer 2017, als aus einem Märchen plötzlich etwas ganz anderes wird. 21 Jahre jung ist er damals. Und die Welt scheint ihm nach einem raketenhaften Aufstieg offenzustehen.

Mit 17 hat ihn die Red-Bull-Talentmaschine von Ghana nach Salzburg geholt. Drei Jahre später, im Januar 2017 landet er beim FC Zürich. Der FCZ spielt damals zwar bloss in der zweithöchsten Liga. Aber Dwamena verzückt die Fans mit seiner Dynamik und seinen Toren.

Und nicht nur das Publikum ist hin und weg – sondern auch die Scouts von Brighton & Hove Albion. Der Club aus der englischen Premier League bietet Zürich 15 Millionen Schweizer Franken. Dwamena soll in der besten und bestbezahlten Liga der Welt einen Vertrag über vier Jahre unterschreiben. Dwamenas Berater Philipp Degen schreibt auf Instagram den Satz: «Lass uns deinen Kindheitstraum erfüllen.»

Doch der Traum platzt. Beim Medizincheck in England wird an seinem Herzen etwas entdeckt. Brighton zieht den Vertrag zurück. Diagnose: Herzrhythmusstörungen. FCZ-Präsident Ancillo Canepa ist erst wütend, weil die Diagnose öffentlich wird. Er vermutet «Rufmord».

Zuerichs Raphael Dwamena im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel 1893 und dem FC Zuerich im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Mittwoch, 11. April 2018. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Er schickt Dwamena trotzdem ans Herzzentrum des Unispitals Zürich. Dort wird ihm ein «event recorder» implantiert. Dieser zeichnet den Herzrhythmus auf und meldet gefährliche Störungen. Mit diesem Gerät in der Brust gelingt Dwamena im Sommer 2018 der Transfer in eine grosse Liga. Er wechselt für rund 7 Millionen Franken zur UD Levante. Aber in Spanien spielt Dwamena nur selten.

Und als er nach Saragossa ausgeliehen wird, besteht der Club darauf, dass er sich einen Defibrillator einsetzen lässt. Dieser löst im Fall von Herzkammerflimmern einen elektrischen Impuls aus, der den Herzrhythmus wieder normalisiert.

Es ist dasselbe System, das sich Christian Eriksen nach seinem Herzstillstand 2021 im EM-Spiel gegen Finnland implantieren lässt. Der Däne spielt seither wieder auf höchstem Niveau. Aber Christian Schmied, leitender Arzt am Herzzentrum des Unispitals Zürich, sagt damals auch: «Die Gefahr, dass er beim Sport wieder eine gefährliche Rhythmusstörung erleidet, ist sehr hoch.»

Genau das erlebt Dwamena. Oder ist es etwas anderes?

In Saragossa sinkt Dwamena einmal zu Boden. Es ist das Ende seiner Zeit in Spanien. Die Clubs und Ligen, in denen er spielen darf, werden immer kleiner. In Vejle spielt er fünf Partien in der dänischen Meisterschaft. Dann meldet Sportchef Jacob Krüger gefährliche Werte: «Wir müssen leider die Konsequenzen ziehen.»

Den Defibrillator lässt er sich entfernen

Danach spielt Dwamena in der halbprofessionellen zweiten Liga Österreichs für Linz. Im Oktober 2021 lässt er sich bei einem Cupspiel nach 20 Minuten auswechseln und bricht neben dem Spielfeld zusammen. Der Verein löst den Vertrag im Dezember auf.

Dwamena ist überzeugt, dass es nicht sein Herz ist, das ihn zu Boden gehen lässt. Sondern der Defibrillator. Das ist durchaus möglich, weil die Geräte bei Spitzensportlerinnen und Spitzensportlern weit häufiger fälschlicherweise Schocks auslösen. Herzspezialist Schmied sagt: «So ein Schlag mit viel Energie, bei vollem Bewusstsein, traumatisiert viele Sportler so sehr, dass sie danach aufhören, regelmässig Sport zu treiben.»

Aber nicht Dwamena. Er entscheidet sich für etwas, was kaum jemand tut: Er lässt sich den Defibrillator wieder entfernen. Er weiss, welches Risiko er damit auf sich nimmt: Vor der Operation bestätigt er es mit seiner Unterschrift.

In der fünfthöchsten Liga für ein paar Hundert Franken

Danach raten ihm viele Menschen, mit dem Fussball aufzuhören: Ärzte, Freunde, Berater. Aber Raphael Dwamena will nicht. Erst spielt er beim BSC Old Boys in Basel unter seinem Freund Gilles Yapi für ein paar Hundert Franken in der fünfthöchsten Schweizer Liga. Anfang 2023 erhält er einen Vertrag in Albanien.

In der Kleinstadt Rroghozina läuft es für ihn dieser Saison gut. Er ist Captain seines Teams und schiesst in zehn Spielen neun Tore. Dwamena tut, was er unbedingt tun will: Er spielt Fussball. Bis zur 24. Minute an diesem Samstag, als er auf dem Feld zusammenbricht.

In der NZZ sagte er vor einem Jahr über seinen möglichen Tod: «Die Leute um mich herum werden traurig sein. Für ein paar Stunden oder vielleicht sogar für ein paar Wochen. Aber sie werden darüber hinwegkommen und weitermachen, weiterarbeiten.»

Raphael Dwamena stirbt im Alter von 28 Jahren.

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