Kolumne «Miniatur des Alltags»Zug statt Flug – nachhaltig, aber schlaflos
Wer mit dem Nachtzug verreist, für den beginnt das Abenteuer schon beim Einsteigen. Eines hat Redaktorin Celia Eugster dabei aber noch nie erlebt: Schlaf.
Eigentlich tönt es schön gemütlich: Abends steigt man in den Zug, durchs Fenster sieht man die Städte an sich vorbeiziehen, zum Ruckeln des Zuges schlummert man ein, und am nächsten Morgen ist man in einer neuen Stadt in einem fremden Land.
Wer aber schon mal Nachtzug gefahren ist, weiss, dass die Realität anders aussieht. Bis es einem gelungen ist, das Gepäck sicher zu verstauen und das (äusserst harte) Bett zu beziehen, hat man sich den Kopf bereits mindestens dreimal irgendwo angeschlagen. Legt man sich hin, merkt man schnell: Grösser als 1,70 darf man nicht sein. Und das Ruckeln wiegt einen auch nur in den Schlaf, solange der Zug geradeaus fährt. Mit jeder Kurve überkommt einen nämlich das Gefühl, er entgleise, und man liegt sofort wieder hellwach da.
Von schnarchenden Mitfahrenden fange ich gar nicht erst an. Da hilft nicht einmal Musikhören, denn die einzige Steckdose im Abteil ist natürlich besetzt.
Morgens ist man im besten Fall müde, im schlimmsten Fall leidet man an einer Nackenstarre und verschläft den ersten Ferientag. Hinzu kommt: Ein Flug wäre meist nicht nur halb so teuer, sondern auch um ein Vielfaches kürzer. Was man nicht alles der Umwelt zuliebe auf sich nimmt.
Nur klagen möchte ich aber auch nicht. Schliesslich ist es ein grosses Privileg, überhaupt in die Ferien reisen zu können. Zudem gibt es gute Nachrichten für alle Mit-Nachtzugschläfer: Die Österreichische Bundesbahn hat verkündet, dass ab Frühjahr 2023 neue Nachtzüge auf die Schienen kommen. Das Video über den sogenannten Nightjet der Zukunft verspricht mehr Platz, Privatsphäre, Sicherheit und – haltet euch fest: mehrere Steckdosen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.