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Siedlung der Stadt Zürich
Verschlossene Türen im Lochergut wegen Kiffern im Treppenhaus

Drogenkonsum und Vandalismus, ungebetene Gäste im Treppenhaus: Lochergut kämpft mit Problemen.

Wohnsiedlung Lochergut Zürich

12.12.2023
© Silas Zindel

Sie kiffen und hängen im Treppenhaus ab: Jugendliche aus der Umgebung nutzten die Wohnsiedlung Lochergut im Kreis 4 immer mal wieder als Treffpunkt und Rückzugsort, wie Bewohnerinnen und Bewohner der städtischen Wohnüberbauung berichten.

Das Lochergut mit seiner charakteristischen Silhouette ist eine der bekanntesten Wohnsiedlungen von Zürich. Der Schriftsteller Max Frisch (1911–1991) wohnte hier ebenso wie die Künstlerin Pipilotti Rist. Die zwischen 1963 und 1966 erbauten Hochhäuser mit 351 Wohnungen erheben sich «wie ein Wohngebirge über die gewachsene Stadt», wie es in einer Dokumentation der Stadt heisst.

«Verslumt diese Ikone der Stadt?»

Derzeit läuft im «Wohngebirge» nicht alles gut. Laut einem Leser, der regelmässig im Lochergut zu Besuch ist, wurde vor kurzem im Eingangsbereich das Schild «Zutritt für Unbefugte verboten» angebracht, was er als Zeichen für Probleme oder Vandalismus deutet.

Hängt erst seit kurzem: Das Hinweisschild hat die Stadt im Eingangsbereich der Wohnsiedlung angebracht.

Die Umgebung gegen die Seebahnstrasse wirke oft sehr ungepflegt, weil viel Abfall herumliege, die Pflanztröge bei den Eingängen seien zu Abfallkübeln geworden, am Veloständer habe es kaputte Velos, die seit mehr als zwei Jahren angekettet seien. «Was ist los mit dem Lochergut? Verslumt diese Ikone der Stadt?», fragt sich der Leser.

Türen immer mit Schlüssel öffnen

Zudem hat die Stadt vor kurzem das Schliessmanagement für die Mietenden geändert, wie er weiter berichtet. So könnten diese die Türen zu den Zugangsterrassen mit den Wohnungszugängen nur noch mit dem Schlüssel öffnen. Wer Besuch empfängt, müsse diese Tür immer von Hand öffnen. Die Wohnungen einer Zugangsterrasse seien allerdings über drei Etagen verteilt, was vermehrtes Treppensteigen bedeute.

Eine Lochergut-Bewohnerin bestätigt das neue Schliessregime. Es sei eher mühsam, dass die Laubengänge nun abgeschlossen seien, sagt sie.

«Vandalismus, Littering, Drogenkonsum»

Liegenschaften Stadt Zürich bestätigt die Änderungen im Lochergut. Das Schild «Zutritt für Unbefugte verboten» ist in der zweiten Jahreshälfte 2023 angebracht worden, und zwar in Absprache mit und auf Wunsch einer grossen Zahl von Mieterinnen und Mietern, wie Sprecherin Claudia Naegeli sagt.

«Die Mietenden haben sich bei Liegenschaften Stadt Zürich gemeldet und unter anderem folgende Probleme genannt: Vandalismus, Littering und Drogenkonsum im Laubengang und im Treppenhaus.»

Bierdosen beim Eingang zum Lochergut: Mieterinnen und Mieter klagten über Littering, Vandalismus und Drogenkonsum im Laubengang und im Treppenhaus.

In der Folge hätten im vergangenen Sommer mehrere Begehungen mit Mietparteien stattgefunden. Daraufhin sei das Verbotsschild im Parterre angebracht und die bereits seit einiger Zeit bestehende Sicherheitspatrouille verstärkt worden, sagt Naegeli.

Zudem änderte die Stadt das Einlassregime zur Wohnsiedlung. Die Türen zu den Laubengängen in den oberen Stockwerken müssen seither mit dem Schlüssel geöffnet werden.

Die elektrischen Türöffner im Eingangshallenbereich im Erdgeschoss könnten dagegen weiterhin von der Wohnung aus angesteuert werden. Und der Fluchtweg von der Wohnung ins Freie sei durchgehend ohne Schlüssel zugänglich, betont Naegeli.

Den Vorwurf der Verslumung weist die Stadt zurück. Littering sei ein gesellschaftliches Problem, von dem die allermeisten grossen Wohnsiedlungen betroffen seien, sagt Naegeli. Im Lochergut seien die Reinigungsintervalle ausgebaut worden. «Es handelt sich aber um eine Sisyphusarbeit. Jährlich werden mehrere Tonnen Abfall durch das Hauswartteam zusammengetragen und entsorgt.»

Frisch hielt es nicht lange aus

Übrigens: Der wohl berühmteste Bewohner des Locherguts hielt es dort nicht sehr lange aus. Max Frisch, der 1966 mit seiner Frau in den 20. Stock zog, fühlte sich in der Wohnsiedlung nicht wohl und zog nach eineinhalb Jahren wieder aus. Im Rückblick bezeichnete der Schriftsteller seine Zeit im Lochergut als missglücktes Experiment, wie SRF berichtete. Er habe sich ganz bewusst für die Wohnung im Lochergut entschieden, für eine Wohnung in einer anderen sozialen Struktur. Aber es hätten sich keine Kontakte ergeben.

Die Grossueberbauung Lochergut in Zuerich, Schweiz, aufgenommen waehrend den Bauarbeiten 1965. (KEYSTONE/Str)