Der FC Zürich ist auf TrainersucheFeuerwehrmann oder Dauerlösung? Günstig, gut, gemütlich muss er sein
Eine Bilanz jenseits von Gut und Böse ist Franco Foda zum Verhängnis geworden. Der FCZ steht nun vor der Frage, ob er mehr anzieht als nur irgendeinen Interimstrainer.
Der FCZ schreibt, was man in einem Communiqué so schreiben muss. Er bedankt sich bei den entlassenen Trainern fürs grosse Engagement. Präsident Ancillo Canepa sagt, was man so sagen muss: «Ich wünsche Franco Foda und seinem Trainerstab für die Zukunft alles Gute.» Ihre Verträge wären noch bis Sommer 2024 gelaufen.
Canepa hat Routine bei solchen Themen. Foda ist schon der neunte Cheftrainer, von dem er sich in seiner Amtszeit vorzeitig getrennt hat. Bernard Challandes machte im Frühjahr 2010 den Anfang, danach folgten Urs Fischer, Rolf Fringer, Urs Meier, Sami Hyypiä, Uli Forte, Ludovic Magnin und Massimo Rizzo. Challandes hatte den FCZ zur Meisterschaft und in die Champions League geführt, Meier, Forte und Magnin holten den Cup, Fischer war immerhin Zweiter. Fringer dagegen passte nicht, Hyypiä und Rizzo waren überfordert.
Zuweilen zögerte Canepa mit seinem Entscheid zu lange, nie so sehr wie bei Hyypiä, der den Abstieg als zweifelhaftes Erbe zurückliess. Auch bei Foda wehrte er sich lange gegen einen Entscheid. Dabei war der aufgrund der Entwicklung unausweichlich.
Fodas Bilanz liest sich schrecklich. Daran ändert auch die Teilnahme an der Europa League nichts, die wirtschaftlich wichtig ist, aber nicht zuletzt dank Losglück zustande kam. Was mehr zählt: Er ist sieglos nach acht Runden in der Super League, nur von Winterthur von der Schmach befreit, als Tabellenletzter dazustehen; und im Cup in Lausanne ausgeschieden, trotz einer Führung bis in die 95. Minute. Vor allem kommt dazu, auf welche Art die Mannschaft Spiele und Punkte verlor. Und wenn sie ein Gesicht bekam, dann nur das der allgemeinen Verzweiflung.
Von Zidane bis Hak-bum
«Leider haben die Resultate in der Meisterschaft wie auch im Schweizer Cup nicht den Erwartungen entsprochen», schreibt Canepa im Communiqué. Oder wie es für Foda selbst klar war: Sie waren jenseits von Gut und Böse.
Mit dem Deutschen müssen darum auch die beiden Assistenten Thomas Kristl und Imre Szabics gehen, die er im Sommer mitbringen durfte. Nun steht der FCZ vor der Frage: Wie weiter? Wer übernimmt die Mannschaft?
Auf Transfermarkt.de werden 500 Namen von Trainern aufgeführt, die derzeit verfügbar sind. Von Zinédine Zidane bis Hak-bum Kim ist alles vertreten, wobei Hak-bum allein mit seinem Namen überzeugt. Der FCZ wird seine Kandidatenliste haben, weil er sich länger schon mit der Suche nach einem Nachfolger Fodas befassen musste und das offensichtlich auch tat.
Die Frage ist: Wie attraktiv ist dieser FCZ? Zieht er mehr an als nur irgendwelche Feuerwehrmänner, die keinen Brand fürchten? Einem neuen Trainer hilft es wenigstens, nicht mehr mit dem strahlenden André Breitenreiter verglichen zu werden, sondern nur noch mit dem griesgrämigen Foda.
Eine Frage ist auch: Was ist der FCZ zu zahlen bereit? So gerne es Heliane Canepa leicht und lustig mag, so wenig ist sie bekannt dafür, das Budget aus den Augen zu verlieren. Nur schon darum können Trainer mit einem Bundesliga-Hintergrund wie Bruno Labbadia oder Adi Hütter gar nicht zur Debatte stehen.
Vladimir Petkovic ist im Wartestand, er ist sich allerdings hohe Beträge gewohnt. Als Nationalcoach bezog er 1,3 Millionen im Jahr plus 800’000 Franken für das Erreichen einer Endrunde. René Weiler ist frühzeitig aus Japan zurück, gilt aber als äusserst meinungsstark. Ob er mit Canepa kompatibel ist?
Es gibt Uli Forte, Maurizio Jacobacci, Fabio Celestini und Ciriaco Sforza, die auf Angebote warten. Goran Tomic, zuletzt in Rijeka, soll dem FCZ angetragen worden sein. Lohnt es sich, mit Markus Babbel zu spekulieren, Achim Beierlorzer oder René Aufhauser? Thomas Stamm gilt mit seinen 39 Jahren als Mann der Zukunft, in Zürich ist er geboren, seit sieben Jahren beim SC Freiburg und derzeit verantwortlich für die 2. Mannschaft, die in der 3. deutschen Liga spielt.
Ein Fall für Jurendic?
«Die Vereinsführung wird nun die Nationalmannschafts-Pause nutzen, um die Nachfolge zu regeln», teilt der sonst schweigsame FCZ mit. Er muss sich darüber klar werden, welches Profil der Neue erfüllen soll. Foda habe ihm genau entsprochen, betonte Canepa noch Mitte August. Und Foda tat das angeblich nicht nur wegen seiner Erfahrung und seines Arbeitseifers, sondern weil Canepa auch der Meinung war, dass er «mit seiner fachlichen und menschlichen Kompetenz überzeugt».
In früheren Fällen griff Canepa gerne auf eine interne Lösung zurück. Das war bei Fischer so, bei Meier, Magnin und Rizzo, die er aus dem eigenen Nachwuchs zum Cheftrainer machte. Für ein paar Wochen könnte er sich selbst an die Linie stellen, wie das Christian Constantin bei Sion schon mehrmals getan hat. Er kann sich fürs Erste auch umschauen, wer im eigenen Haus die nötige Uefa-Pro-Lizenz besitzt. Das sind Umberto Romano bei der U-18 oder Inka Grings bei den Frauen.
Und da ist noch Marinko Jurendic, vor zwei Jahren vom U-21-Coach zum Sportchef befördert. Zuvor war er in Kriens und Aarau tätig gewesen. Auch er verfügt über dieses Uefa-Papier. Die Vorstellung hat Charme, er könne gleich noch sein eigener Trainer werden; und somit selbst den Nachweis erbringen, dass die Selnaes, Okitas, Santinis, Condés und Avdijajs mehr können, als sie bisher gezeigt haben.
Auf der anderen Seite ist da diese Gefahr, sich gleich selbst zu demontieren. Welcher Trainer will ihn künftig noch als Sportchef ernst nehmen, wenn er diesen FCZ nicht stabilisieren und vom Tabellenende wegführen kann?
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