Luxuriöses Pariser ReiseheftDas legendäre Magazin «Holiday» widmet Zürich eine ganze Ausgabe
Designer Tyler Brûlé oder Fotograf Walter Pfeiffer erklären auf 228 Seiten, was Zürich ausmacht. Wissen wir zwar selber – sieht aber sagenhaft gut aus.

- Das legendäre «Holiday»-Magazin widmet Zürich eine aufwendig gestaltete Spezialausgabe.
- Bekannte Persönlichkeiten wie Fotograf Walter Pfeiffer teilen ihre persönlichen Zürcher Geschichten.
- Fotostrecken zeigen beliebte Stadtorte von der Kronenhalle bis zur Seebadi Enge.
Als Tyler Brûlé 2002 nach Zürich zog, hielt er die Geschichten von pingeligen Nachbarn für erfunden. Zumindest für übertrieben. Der Mann, der die Swissair in Swiss umtaufte, musste dann erfahren, dass das schweizerische Zusammenleben tatsächlich nach strengen, mitunter unausgesprochenen Regeln funktioniert. Duschte er nach 22 Uhr oder ging frühmorgens mit Schuhen in der Wohnung umher, wurde wenig später ein Zettel unter seiner Tür durchgeschoben, der ihn auf seinen Fauxpas aufmerksam machte.
Diese Episode erzählt Brûlé in der neuen Ausgabe des «Holiday»-Magazins (28 Euro, online zu bestellen, nur als Printversion erhältlich), die sich von der ersten bis zur letzten Seite der Stadt Zürich widmet. Seine Schilderungen bleiben am meisten hängen vom 288 Seiten umfassenden Zürich-Heft. Weil ein paar kleine Nadelstiche erstens lustig sind, zweitens von wirklicher Liebe zeugen und drittens die Stadt sofort viel authentischer wirken lassen als die Schwärmerei, die solchen Städteausgaben zwangsläufig innewohnt.

Das «Holiday»-Magazin ist die «international travel and style review» der kulturellen Avantgarde: aufwendig auf teurem Papier produziert, mit langen Foto- und Modestrecken, grossartig gestaltet. Von 1946 bis 1977 galt es als herausragendes Blatt für das amerikanische Intellektuellen-Publikum, das seinen Horizont fernab von daheim erweitern wollte. Joan Didion, Truman Capote, Jack Kerouac und Ernest Hemingway schrieben dafür, Henri Cartier-Bresson fotografierte. 2014 wurde dem Titel neues Leben eingehaucht, und immer noch ist «Holiday» kein Heftli, sondern ein 28 mal 35 Zentimeter grosses Statement.
Die Kronenhalle, Walter Pfeiffer und das Museum Rietberg
Das Rad neu erfinden kann es mit der Zürich-Ausgabe trotz beeindruckender Historie dennoch nicht. Wie üblich gibt es das Magazin mit drei verschiedenen Titelblättern: Sie zeigen die Kronenhalle, ein Hodler-Gemälde oder das Schweizer Model Vivienne Rohner. Die Kronenhalle kommt auch im Innern prominent vor, klar, wo nicht, wenn es irgendwo um eine Zürich-Spezialausgabe geht.



Neben Brûlé reden Filmemacher Walter Schaub sowie Fotograf Walter Pfeiffer in Interviews über Zürich; Pfeiffer ist wie immer hinreissend mit seinem Humor und seiner Schüchternheit, was in der Lifestyle-Welt Seltenheitswert hat.
Ebenfalls unbedingt sehenswert: die Fotos von Karlheinz Weinberger, der in den Fünfziger- und Sechzigerjahren für das Schwulenmagazin «Der Kreis» fotografierte. Er musste das unter einem Pseudonym machen, denn damals war Homosexualität verboten und wurde verfolgt. Genauso überraschend ist die Hommage ans Museum Rietberg.
Birchermüesli, Blüemlihalle und Baur au Lac
Dazu gibt es – sehr charmant – ein Birchermüeslirezept und Modeaufnahmen von überall in der Stadt; es macht Spass, herauszufinden, wo die Bilder entstanden sind. In «A Perfect Week in Zurich» werden in einem atemlosen Schnelldurchlauf die üblichen Verdächtigen abgehakt (wobei die Aufzählung nicht vollständig ist): die Hotels Greulich, 25 Hours und Baur au Lac, Cabaret Voltaire, La Stanza und Longstreet Bar, Vier-Linden-Bäckerei, Hiltl, Volkshaus und Fischer’s Fritz, Bürkliplatz-Flohmi, Blüemlihalle, Migros-Museum und Kunsthalle, Sprüngli, Seebadi Enge, die Modeboutiquen Thema Selection und VMC, Rote Fabrik.
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Das ist jetzt alles nicht sehr aufregend. Aber handwerklich erstklassig gemacht und sagenhaft schön anzusehen.
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