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Grossprojekt in Zürich
Heimatschutz gibt nach und zieht Rekurs gegen Kasernenumbau zurück

So soll die Kaserne nach dem Umbau aussehen. Umstritten war die Aufstockung in der Mitte.
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In Kürze:
  • Der Zürcher Heimatschutz zieht den Rekurs gegen den Kasernenumbau zurück.
  • Er wollte keinen langen Rechtsstreit vom Zaun brechen.
  • Dem geplanten Bildungszentrum steht nichts mehr im Weg.
  • Kantons- und Regierungsrat haben 180 Millionen Franken für das Projekt bewilligt.

Noch im Mai markierte der Stadtzürcher Heimatschutz Widerstand. Er rekurrierte gegen die Baubewilligung für die Umwandlung der Zürcher Kaserne in ein Bildungszentrum. Der Heimatschutz störte sich vor allem am «überdimensionierten Glaspavillon» auf dem Dach.

Nun vollzieht der Verein eine 180-Grad-Kehre und zieht den Rekurs zurück. Heimatschutz-Präsident Martin Killias deutet am Montag auf Anfrage an, dass es ein pragmatischer Entscheid war.

Gericht deutete Ablehnung an

Der Heimatschutz hatte in seinem Rekurs hauptsächlich ein Gutachten der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege (EKD) verlangt, was die kantonale Baudirektion von Martin Neukom (Grüne) ablehnte. Nachdem die erste Gerichtsinstanz, das Zürcher Baurekursgericht, dem Heimatschutz nach einem Augenschein mündlich mitgeteilt hatte, dass sie den Rekurs ablehnen werde, lenkte der Heimatschutz ein.

«Wir wollen keine Katastrophenpolitik betreiben», sagt Killias. Hätte der Heimatschutz den Fall ans Verwaltungsgericht weitergezogen, wäre viel wertvolle Zeit verstrichen. Das erachtet Killias als «unverhältnismässig». Das Projekt des Kantons wäre aufgrund eines langen Rechtsstreits in echte Schwierigkeiten geraten.

Kaserne ist jetzt ein Hochhaus

Dennoch bleibe ein «gewisser Frust», sagt er. Er hätte gerne die Meinung der EKD zum Umbauprojekt für den 1873 bis 1875 entstandenen Zeugen des Historismus erfahren. Das Gebäude figuriert immerhin im Inventar des Bundes (Isos) und des Kantons als hervorragendes Baudenkmal.

In seiner Mitteilung weist der Heimatschutz zudem auf ein brisantes Detail hin. Die Kaserne wird durch den neuen, 5 Meter hohen Glasaufbau zu einem Hochhaus. Die Gesamthöhe beträgt nun etwas mehr als 28 Meter und überschreitet die geltenden Hochhausrichtlinien der Stadt um gut 3 Meter, was an diesem Standort nicht erlaubt sei.

Die Bewilligungsbehörde, also die Stadt, habe den Befund im Bauentscheid zwar korrekt festgestellt, schreibt der Heimatschutz, dies jedoch «auf unbegreifliche Weise als geringfügig» abgetan – «als wäre es eine lästige Formalität».

2028 statt 2027

Die Baudirektion sieht sich aufgrund der Einschätzung des Baurekursgerichts bestätigt, dass «das Projekt den Umgang mit schutzwürdiger Bausubstanz und die Weiterentwicklung für heutige Bedürfnisse optimal vereint», wie Sprecher Markus Pfanner auf Anfrage mitteilt. Nun könne unter anderem «dringend benötigter Schulraum» erstellt werden.

Allerdings habe der Rekurs des Heimatschutzes das Projekt «natürlich» verzögert, schreibt Pfanner weiter. Ursprünglich war geplant gewesen, dass das Bildungszentrum für Erwachsene im Frühjahr 2027 einziehen kann.

Der für Herbst 2024 geplante Baustart findet aber voraussichtlich erst Mitte 2025 statt. Die Fertigstellung erfolgt laut Pfanner erst im Jahr 2028. Anschliessend werde das Gebäude bezogen.

180-Millionen-Projekt

Die für die Sanierung und den Umbau benötigten 180 Millionen Franken haben der Kantons- und der Regierungsrat bereits bewilligt. Zudem hat der Zürcher Stadtrat die Baubewilligung erteilt, die nun rechtskräftig wird. Auch die kantonale Denkmalpflege hat längst zugestimmt. Beide billigten den umstrittenen gläsernen Dachaufbau in der Mitte des Gebäudes, der Licht spenden soll für ein Atrium.

Die kantonale Denkmalpflege wertete das Interesse an einer öffentlichen Nutzung der Kaserne höher als deren umfassende Erhaltung. Dem widersprach der Stadtzürcher Heimatschutz im Rekurs. Er fand, dass sich das Bildungszentrum auch mit weniger starken baulichen Eingriffen umsetzen lasse.

Lange Planungsgeschichte findet ein Ende

Mit der Erstellung des Bildungszentrums findet eine epische Zürcher Debatte ein Ende. Über die Neunutzung der Kaserne wird gestritten, seit das Militär 1987 ins Reppischtal abzog.

Zuerst übernahm die Kantonspolizei die Gebäude. Durch ihren Wechsel ins neue Polizei- und Justizzentrum sind diese frei geworden, momentan werden sie zwischengenutzt.

Ins geplante Bildungszentrum werden unter anderen die Kantonale Maturitätsschule für Erwachsene (KME) sowie die Kantonale Schule für Berufsbildung (EB) ziehen. Die Räume des Dachstocks sollen als Musikzimmer dienen.

Die provisorische Kontakt- und Anlaufstelle fuer Drogenkonsumierende auf dem Kasernenareal, aufgenommen anlaesslich einer Medienbesichtigung am Mittwoch, 15. November 2023 in Zuerich. Die Stadt Zuerich eroeffnet heute Mittwoch auf dem Kasernenareal eine neue, provisorische Kontakt- und Anlaufstelle für Drogenkonsumierende. Sie soll mithelfen, die Situation in der Baeckeranlage im Kreis 4 zu beruhigen.
Foot: Sabina Bobst (Tamedia)