Wohnungsmarkt ZürichDer oberste Hauseigentümer wünscht sich weniger institutionelle Vermieter
Die angespannte Situation ist gemäss SVP-Nationalrat Gregor Rutz insbesondere auf die Zuwanderung und hohe Auflagen zurückzuführen. Auch institutionelle Vermieter sieht er kritisch.
Nur wenige Themen beschäftigen die Schweiz aktuell so stark wie der Wohnungsmarkt – auch im neuen Jahr. Die Angebotsmieten steigen stärker als die Löhne und das Bevölkerungswachstum stärker als die Zahl gebauter Wohnungen. Besonders in Ballungszentren wie Zürich sind bezahlbare Wohnungen schwer zu finden.
Als einen der Hauptgründe für stetig steigende Neumieten macht der Präsident des Hauseigentümerverbandes, Gregor Rutz, die Zuwanderung aus: «Das Problem ist, dass die Zuwanderer in Zürich wohnen wollen», sagt Rutz gegenüber der «NZZ am Sonntag». Dabei gebe es im Mittelland oder in ländlichen Regionen genügend und günstigeren Wohnraum.
Der 52-Jährige legt Neuzuzügern nahe, sich nicht in der Limmatstadt, sondern im Umland niederzulassen, beispielsweise im Aargau. Längere Arbeitswege seien schliesslich auch in anderen Metropolen wie Paris oder London üblich.
Hohe Auflagen verhindern dichteren Städtebau
Auch die hohen Auflagen und die damit einhergehende «unglaubliche Bürokratie» kritisiert Rutz: «Da leben die linken Städte auf einem eigenen Planeten.» So werde auch ein dichteres Bauen der Städte verunmöglicht. Sein Beispiel für solche Auflagen: «In der Stadt Zürich sind etwa drei Viertel der Siedlungsfläche irgendwie geschützt, da dürfen ganze Quartiere oder Strassenzüge nicht verändert werden.»
Der Aussage, dass die hohen Anfangsmieten in Zürich weniger an der Bürokratie, sondern vor allem an der Renditemaximierung der Hauseigentümer liege, widerspricht Rutz. Verständnis für den Ärger der Mieterinnen und Mieter hat er jedoch und geht noch einen Schritt weiter: «Wenn Sie damit grosse Firmen meinen. Diese müssen im Umgang mit Mietern sensibler werden.»
In Grossbetrieben seien subalterne Angestellte für die Immobilienportfolios zuständig, und es gehe um gute Ergebnisse und den Bonus, weniger um die Menschen. «Es wäre besser, wir hätten weniger institutionelle und mehr private Vermieter – es gäbe weniger Probleme», führt der Präsident des Hauseigentümerverbandes weiter in der «NZZ am Sonntag» aus.
Er kritisiert die fehlende Weitsicht der institutionellen Vermieter. «Liegenschaftenbesitzer haben auch eine soziale Verantwortung», so der SVP-Nationalrat. Mietkonflikte würden die Fronten verhärten und Munition darstellen für jene, die alles verstaatlichen wollten. Das Eingreifen der öffentlichen Hand in den Liegenschaftenmarkt sieht Rutz gerade in der Stadt Zürich als «bizarr» an, da bald eine halbe Milliarde Franken pro Jahr investiert werde, um Liegenschaften zu kaufen.
Drohendes Referendum bei Hauseigentümerverbands-Vorstössen
Zum Schluss wird Rutz von der «NZZ am Sonntag» auf die nahende Entscheidung des Parlaments über zwei Vorstösse des Hauseigentümerverbandes angesprochen. Darin geht es unter anderem um den Mieterschutz. Anfangsmietzinsen sollen etwa weniger leicht angefochten werden können. Rutz schlägt angesichts eines wahrscheinlichen Referendums versöhnliche Töne an: «Letztlich haben Mieter und Vermieter dieselben Interessen: Es müssen Wohnungen geschaffen werden, die zu einem vernünftigen Preis gemietet werden können», so Rutz.
Im Parlament soll deshalb eine Lösung gefunden werden, denn auch dem SVP-Nationalrat ist klar: «Es wäre tatsächlich anspruchsvoll, solch juristische Details in einer Volksabstimmung zu erklären.»
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