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Abstimmung in der Stadt Zürich
FCZ wettert gegen Uferschutzinitiative – zu Recht?

Im Rahmen des Projekts «Ensemble» ist auf dem Hardturm-Areal der Bau

eines Fussballstadions, einer Genossenschaftssiedlung und zweier Hoch-
häuser geplant. Nun soll auch eine neue Schulanlage im Turm West Platz

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Was haben Zürcher Fussballclubs mit Zürcher Flussufern zu tun? Eigentlich gar nichts. Trotzdem kritisiert FCZ-Präsident Ancillo Canepa öffentlich die städtische Uferschutzinitiative, über die am 21. September abgestimmt wird.

Auf der FCZ-Website empfiehlt Canepa, dieser «die Rote Karte» zu zeigen. Übersetzt in Nicht-Fussballsprache: die Initiative abzulehnen.

Der Grund für Canepas ungewöhnliches politisches Eingreifen: Er hält die Uferschutzinitiative für eine «Mogelpackung». Deren wahres Ziel sei es, das neue Hardturmstadion zu verhindern.

Auch das bürgerlich geprägte Gegenkomitee bezeichnet die Uferschutzinitiative als «perfiden Angriff» auf das geplante Fussballstadion. Gegen dieses ziele die Initiative, obwohl das nicht explizit im Text stehe.

Hinter dem Stadionprojekt «Ensemble» stehen die Zürcher Fussballclubs, die Stadt Zürich, das Bauunternehmen HRS und die Genossenschaft ABZ. Diese Gruppe lehnt die Uferschutz-Vorlage aus dem gleichen Grund ab. Sprecher Markus Spillmann sagt: «Ein Ja zur Initiative würde einen weiteren Ansatz für Rekurse liefern.» Derzeit bekämpfen Anwohnende das Projekt mit Einsprachen. Der Rechtsstreit dürfte sich noch über Jahre erstrecken.

Das Komitee der Uferschutzinitiative wirbt mit solchen Naturbildern der Limmat für ihr Anliegen.

Martin Zahnd, Sprecher des Uferschutz-Komitees, bestreitet einen Anti-Stadion-Drall der Initiative. Bei diesem Vorwurf handle es sich um einen «Vorwand der Baulobby», um eine ihr unliebsame Forderung zu bodigen.

Die Befürchtung der Gegner scheint jedoch nicht ganz unbegründet. Sie speist sich aus einer speziellen Formulierung im Initiativtext.

Die Initiative will Häuser von über 25 Meter Höhe rund um den Zürichsee und entlang der Limmat verbieten. Der Bann soll über das Ufer hinausreichen, beim See bis zu einer Entfernung von 150 Metern. Zur Limmat müssten Hochhäuser einen Mindestabstand von der «vierfachen Sohlenbreite» des Flusses einhalten.

Die Unklarheit liegt in dieser Formulierung: Wie breit ist die «vierfache Sohlenbreite»?

Der Fachbegriff bezeichnet die «mittlere Breite» eines Flussbettes. Doch diese lässt sich nicht so leicht festlegen. Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) hat kürzlich einen 90-seitigen Bericht herausgegeben zur Bestimmung der «natürlichen Sohlenbreite von Fliessgewässern». Bei der Limmat auf Höhe Hardturm kommt man – je nachdem, wo man mit Messen ansetzt – auf ziemlich unterschiedliche Resultate.

Sprecher bereut Formulierung

Die Gegnerinnen der Uferschutzinitiative gehen von 50 Metern aus. Die zwei 137 Meter hohen Wohntürme, die zur Finanzierung des Stadions dienen, würden knapp 200 Meter entfernt von der Limmat zu stehen kommen. Bei 50 Meter «Sohlenbreite» würde die Initiative die Türme folglich tangieren.

Martin Zahnd hingegen gibt das Ausmass der Limmat beim Hardturm auf 40 Meter an. Der Mindestabstand zum Fluss betrüge dann 160 Meter. «Darum hat die Initiative nichts mit dem Hardturmprojekt zu tun.»

Drohnenbilder Limmat Hardturm.
Abstimmung in der Stadt Zürich | FCZ wettert gegen Uferschutzinitiative – zu Recht?
Ist sie eine Anti-Hardturm-Initiative oder nicht? Die Unklarheit kommt vom Begriff "Sohlenbreite"
12.09.2024
(URS JAUDAS/TAGES-ANZEIGER)

Sprecher Zahnd bedauert die Wortwahl im Initiativtext. Das Komitee habe den Fachbegriff «Sohlenbreite» gewählt, weil dieser in offiziellen Reglementen oft vorkomme. «Persönlich wünschte ich mir, die Uferschutzinitiative hätte darauf verzichtet und einheitlich die 150 Meter Mindestabstand gefordert.» Einen Einfluss aufs Stadion werde die Initiative aber auch mit der aktuellen Formulierung nicht haben, sagt Zahnd. Selbst der Stadtrat bestätige, dass sie die Hardturm-Hochhäuser nicht betreffen würde.

Die Gegenseite überzeugt das nicht. Der Begriff «Sohlenbreite» sei gewählt worden, um zu täuschen, sagt Përparim Avdili, Gemeinderat und Präsident der städtischen FDP.

Eine weitere Ursache für die gegnerische Skepsis liegt im Komitee der Uferschutzinitiative. Darin sitzen wenige Vertreterinnen, die auch hinter dem zweiten Anti-Hardturm-Referendum standen. Dieses scheiterte vor vier Jahren mit 59 Prozent an der Urne.

Martin Zahnd sieht keinen Zusammenhang. Die Initiative wolle, wie es der Titel sage, einfach die Zürcher Ufer erhalten.