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220 Meter hohe Turbinen
Zürcher Stromversorger planen gemeinsame Mega-Windräder

Die Windturbinen auf dem Nufenenpass im Wallis sind bis zu 131 Meter gross. In Zürich sollen die grössten Windräder 220 Meter gross werden.
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Wäre der Kanton Zürich ein Monopoly-Brett, es hätte derzeit 52 Baufelder, auf denen Platz für maximal 120 Mega-Windräder wäre. Bis die Baufelder zu verkaufen und die Windräder realisierbar sind, werden noch Jahre vergehen. Die grossen Player der Strombranche bringen sich aber jetzt in Stellung, um sich einen Platz am Tisch zu sichern.

So sind Mitarbeitende der Centralschweizerischen Kraftwerke (CKW) auf Zürcher Hügelketten unterwegs und klopfen bei Landbesitzern an. Ihr Ziel: Eine Reservationstafel auf jenen Grundstücken, wo dereinst Windräder gebaut werden dürfen. Die Rede ist von einer Goldgräberstimmung.

Nun positionieren sich auch die drei grössten Zürcher Stromversorger. Die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ), das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ) und Stadtwerk Winterthur wollen für die grosse Wind-Offensive zusammenspannen. Dies kündigten sie am Mittwoch in einer gemeinsamen Medienmitteilung an. Die Regierungen der Städte Zürich und Winterthur sowie die EKZ haben eine entsprechende Zusammenarbeitsvereinbarung am Mittwoch unterzeichnet.

Unter dem Namen «Zürich Wind» wollen die drei Partner künftige Windprojekte im Kanton Zürich gemeinsam umsetzen. Die Kooperation soll laut Mitteilung «die Entwicklung, aber auch die Finanzierung, den Bau und den Betrieb von Windkraftanlagen im Kanton Zürich sicherstellen». Dies soll bezwecken, dass Windkraftprojekte im Kanton Zürich auch für den Kanton Zürich von Nutzen sind.

Welche Rechtsform «Zürich Wind» haben wird, wer den Takt vorgibt und welche Kosten damit verbunden sind, ist noch offen. Die drei Werke sind vollständig in öffentlicher Hand: In der Stadt Zürich steht FDP-Stadtrat Michael Baumer dem EWZ vor, sein Parteikollege Stefan Fritschi verantwortet das Stadtwerk Winterthur. Die EKZ sind eine selbstständige Anstalt des kantonalen öffentlichen Rechts, in deren Verwaltungsrat sitzen die Regierungsräte Martin Neukom (Grüne) und Ernst Stocker (SVP).

Je höher, desto effizienter

Grund für die Bestrebungen der Strombetriebe sind die Windkraft-Pläne von Energieminister Neukom. Er kündigte letzten Herbst an, künftig 7 Prozent des Strombedarfs im Kanton Zürich mit eigenen Windrädern abdecken zu wollen. Diese sollen bis zu 220 Meter gross werden, mit Rotorenblättern, die länger sind als die meisten Kirchtürme hoch. Neukom setzt auf grosse Anlagen an flachen Standorten, weil ihr Nutzen mit der Höhe überproportional steige: Je höher man geht, desto stärker weht der Wind. An Steilhängen sind es kleinere Turbinen.

Der grüne Baudirektor Martin Neukom will die Energiewende mit Windkraft beschleunigen.

Neukom geniesst mit seinem Vorhaben eine breite Unterstützung in der Bevölkerung, wie verschiedene Erhebungen zeigen. In einer Umfrage dieser Zeitung sagten Anfang Jahr 70 Prozent der Befragten Ja oder eher Ja zur Frage, ob sie Neukoms Pläne befürworteten.

Gleichzeitig wehrt sich die Minderheit von Windkraft-Gegnerinnen und -gegnern vehement. In zahlreichen Gemeinden im Kanton Zürich haben SVP-nahe Kreise Einzelinitiativen gegen Windräder eingereicht. Über eine Abstandsregel wollen sie Windkraft-Projekte auf ihren Gemeindegebieten erschweren oder faktisch verhindern. Mit einer parlamentarischen Initiative will die SVP sogar das Baugesetz entsprechend anpassen.

«Nur mit Unterstützung der Bevölkerung»

Man sei sich bewusst, dass Windprojekte nicht überall begrüsst werden, heisst es vonseiten «Zürich Wind». EKZ-CEO Urs Rengel sagt: «Zürich Wind setzt auf den Dialog und wird Windprojekte nur mit Unterstützung der lokalen Bevölkerung realisieren.» Windkraftanlagen seien besonders geeignet, einen Beitrag an die Versorgungssicherheit zu leisten, da die Stromproduktion wegen der Windverhältnisse vor allem im Winter anfällt, wenn die Produktion aus Fotovoltaikanlagen mangels optimaler Sonneneinstrahlung im Mittelland gering ist.

Heute betreibt das EWZ 128 Windturbinen in 22 Windparks im europäischen Ausland; bei den EKZ sind es 180 Turbinen in 22 Windparks. Stadtwerk Winterthur betreibt keine eigenen Anlagen. Die Stadt ist allerdings beteiligt an den Firmen Aventron und Swisspower Renewables, welche Windparks betreiben.

Die ersten Mega-Windräder werden frühestens im Jahr 2030 stehen, aufgrund des komplizierten Bauverfahrens dürfte es eher 2035 werden. Die kantonale Baudirektion hat Stand heute 52 Potenzialgebiete definiert, die für die Windkraftanlagen infrage kommen. In einem nächsten Schritt wird die Auswahl eingeschränkt. Nach den Sommerferien will Neukom dem Regierungsrat sogenannte Eignungsgebiete vorschlagen. Die Zahl der verfügbaren Baufelder schrumpft also.

Die Gebiete werden den betroffenen Gemeinden über Teilrevisionen des Richtplans aufgelegt, womit das öffentliche Mitwirkungsverfahren startet. Diesen Prozess will die kantonale Baudirektion bis Ende 2025 abschliessen. Die drei Kooperationspartner von Zürich Wind werden erst danach abklären, ob in diesen Gebieten Windenergieanlagen für sie realisierbar und die Windausbeute wirtschaftlich ist.