Zürcher Schulanlage prämiertLandesweit einzigartig – das Schulhaus Guggach gewinnt einen Architekturpreis
Der Neubau in Zürich-Unterstrass mit einem Atrium als Begegnungszone ist laut der Zeitschrift «Hochparterre» das beste Architekturprojekt des Jahres. Gestern wurde der Bau ausgezeichnet.
- Die Schulanlage Guggach gewann den Goldenen Hasen, eine renommierte Auszeichnung.
- Das Atrium, ein unbeheizter Aufenthaltsraum, wird als Mittelpunkt geschätzt.
- Die Architektur betont Schlichtheit und Funktionalität ohne kostspieligen technischen Aufwand.
- Die Sporthalle, teilweise im Untergrund, trägt die Last der gesamten Schule.
Kaum fertiggestellt, schon prämiert: Die im August eröffnete Schulanlage Guggach unweit des Bucheggplatzes gewinnt einen renommierten Architekturpreis. Der Goldene Hase gilt als beste Auszeichnung bei der nationalen Auszeichnung «Die Besten».
Jedes Jahr im Dezember verleiht die Zürcher Zeitschrift «Hochparterre» Preise in den Disziplinen Architektur, Design und Landschaftsarchitektur. Gestern Abend wurden «Die Besten» im Museum für Gestaltung gekürt.
Basler bauten die beste Zürcher Schule
Gewonnen in der Kategorie Architektur hat die Schulanlage Guggach. Sie strotze vor «gestalterisch passgenauen Baudetails», befand die Jury. Mit dem Foyer, dem Herzstück der Anlage, habe das Basler Architekturbüro Weyell Zipse einen eindrücklichen offenen Raum geschaffen und die Schulzimmer und Gruppenräume, sogenannte Cluster, klug um dieses Foyer herum organisiert.
Das neue Schulhaus Guggach, Teil des gleichnamigen Areals, gehört zu einem grossen Entwicklungsgebiet beim Bucheggplatz. Zu diesem gehört das Guggach-Areal. Es besteht aus einem neu geschaffenen Park, dem soeben prämierten Schulhaus sowie aus einer soeben eröffneten städtischen Siedlung mit 111 neuen Wohnungen der Stiftung Einfach Wohnen. Mit ihren Solarmodulen an der Fassade zählt sie zu den auffälligsten und meistdiskutierten Siedlungen der Stadt.
Das neue Schulhaus mit seiner Fassade aus Aluminium-Trapezblechen kommt von aussen unauffälliger daher. Zudem wird die Schule von der neuen Wohnsiedlung verdeckt – zumindest, wenn man sich von der Tramstation Brunnenhof aus nähert, die sich direkt vor der Siedlung und dem Schulhaus befindet.
Ein Atrium als Begegnungsraum
Das im Jurybericht erwähnte Atrium dient als Eingangshalle und Begegnungsort zugleich und dürfte für die Schweizer Schullandschaft einzigartig sein. «Mit den 12 Meter hohen Schiebetoren kann sich das Atrium an die klimatischen Bedingungen der Jahreszeiten anpassen», sagt Preisträger Christian Weyell, Mitgründer des Architekturbüros Weyell Zipse. Es handelt sich um einen unbeheizten, regensicheren Aufenthaltsort mit Glasdach.
Je nach Perspektive handelt es sich also um einen kühlen Innenraum oder um einen gedeckten Aussenraum, der den ganzen Tag von Kindern, die gerade den Hort besuchen oder in der Schule sind, rege benutzt wird. Die Kinder, die sich am Nachmittag hier aufhalten, scheint es nicht zu stören, dass er nicht beheizt ist: Einige spielen Fangen, ausgerüstet mit Kappe und Jacke. Ein Junge, der die Kapuze seines Pullis über den Kopf gezogen hat, liest auf der untersten Treppenstufe ein Buch.
Eine Schule in Amsterdam als Vorbild
Eine grosse Freitreppe führt zwei Etagen nach oben und zu den «funktionalen Clustern». Es handelt sich um vom Foyer abgetrennte Schulzimmer, Musikzimmer oder Garderoben. Im Erdgeschoss gibt es eine Küche und Aufenthaltsräume für die Tagesbetreuung sowie eine kleine Bibliothek.
Die unbeheizte Zwischenzone, habe es, ähnlich wie ein Wintergarten, erlaubt, «mit einfachsten Mitteln einen qualitätsvollen Aufenthalts- und Pausenraum zu erstellen», sagt Christian Weyell. Ursprünglich sei das Foyer nicht vorgesehen gewesen, «aber wir wollten es unbedingt realisieren, ohne die Kosten des Projekts in die Höhe zu treiben». Als Vorbild diente eine Freiluftschule in Amsterdam, die vor bald 100 Jahren gebaut wurde.
Beim Gebäude handelt es sich um einen Skelettbau, der wenig Gewicht und Material benötigt. 12 Primarklassen finden darin Platz. Stützen, Träger und Decken bestehen aus industriell vorgefertigten Bestandteilen. Die Elemente fürs Glasdach stammen aus dem Gewächshausbau. Zudem hat das Architekturteam in Atriumbereich bewusst auf technischen Schnickschnack verzichtet. So lässt sich das Rolltor beim Eingang des Foyers, der sich Richtung Park und Schulhof orientiert, von Hand auf- und zuschieben.
Auffällig ist auch die Materialisierung des Schulhauses. So wurden etwa die Wände im Atrium gestrichen, aber nicht verputzt. Das weiss angemalte Akustikmauerwerk mit seinen vielen Löchern sorgt so für eine auffällige, dekorative Gitterstruktur. Gleichzeitig sorgt das Mauerwerk dafür, dass das Foyer nicht hallt. Durch präzise gesetzte Farben, etwa orangerote Handläufe bei der Freitreppe, werden zudem prägnante farbliche Akzente gesetzt.
Während das Atrium mit seinen Keramikfliesen rau und industriell wirkt, wird es in den Aufenthalts- und Lernräumen in den zwei Obergeschossen wohnlicher: Dort wurde Eichenparkett verlegt.
Teil der Schulanlage ist auch eine Doppelsporthalle. Sie ist im dritten Untergeschoss versenkt. Sichtbar ist sie vom Atrium aus nicht, dabei hat sie eine äusserst wichtige Funktion: Die zwei Meter hohen Betonträger der Sporthalle tragen das Schulgebäude. Nicht zuletzt deshalb musste der Rest des Baus so leicht wie möglich daherkommen.
Alle prämierten Projekte sind im neuen «Hochparterre»-Heft einsehbar oder online auf Hochparterre.ch
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