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Auf halbem Weg zum Meistertitel
Wer soll diese ZSC Lions stoppen?

03.04.2024; Zug; EISHOCKEY NATIONAL LEAGUE - Playoff Halbfinal - Spiel 2; EV Zug - ZSC Lions; 
Yannick Weber (ZSC) und Sven Andrighetto (ZSC) jubeln nach dem Tor zum 0:1 
 (Martin Meienberger/freshfocus)
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Das Playoff ist ein Marathon, kein Sprint. So gesehen stehen die ZSC Lions nun bei Kilometer 21. Sie haben sechs von zwölf nötigen Siegen eingefahren. Bisher bestanden sie jeden Test. Als sie in Spiel 3 gegen Biel in der Schlussminute ein Tor brauchten, um auszugleichen, schossen sie es und siegten in Overtime. In Zug überstanden sie nun am Mittwoch beim 1:0-Minisieg das bisher intensivste Playoff-Duell gegen einen Gegner, der viel Tempo machte und auch probierte, sie mit Scharmützeln zu nerven oder einzuschüchtern.

Sechs Spiele, sechs Siege, 20:8 Tore – die ZSC Lions funktionieren im Playoff wie eine gut geölte Maschine. Sie leisten sich kaum Aussetzer oder Unkonzentriertheiten und ziehen ihr Tempohockey durch. Sie sind eine Mannschaft auf einer Mission.

Wie schon gegen Biel, als sie sich für das 0:4 im Halbfinal 2023 revanchierten, haben sie auch gegen den EVZ etwas gutzumachen. Das verspielte 0:3 im Final 2022 spukt irgendwo in den Hinterköpfen wohl noch herum. Auch wenn die Zuger aktuell weniger stilsicher wirken als damals, als sie ohne Niederlage in den Final eingezogen waren und da vier Zürcher Meisterpucks abwehrten.

Die Zuger Scharmützel

Es liegt etwas in der Luft zwischen diesen beiden Teams. War die Serie gegen Biel einfach ein Playoff-Duell, in dem zwei gute Mannschaften Eishockey spielen wollten, läuft gegen Zug abseits des Geschehens viel mehr ab. «Gegen Biel wurden wir noch nicht so getestet, was das betrifft», sagt Captain Patrick Geering. «Wir wissen genau, wer bei Zug die Scharmützel sucht. Wir wollen besser sein, wenn das Spiel läuft, nicht bei den Rangeleien, wenn es unterbrochen ist. Wir müssen einfach gewinnen. Fertig.»

Seine Worte bringt die Entschlossenheit dieser Mannschaft auf den Punkt. Viele Schlüsselspieler wie Sven Andrighetto, Denis Hollenstein, Dean Kukan, Denis Malgin oder Yannick Weber jagen ihren ersten Schweizer Meistertitel. Malgin etwa wird immer wieder angegangen, doch anders als in der Qualifikation lässt er sich nicht provozieren. Er dreht einfach ab.

Und wie frustrierend muss es für einen Gegner sein, wenn er merkt, dass er beim Hünen Derek Grant keine Wirkung erzielen kann? Der Kanadier mit der markanten Zahnlücke lächelt einfach, wenn ihn jemand herumschubsen will.

Grant, der Zürcher Gretzky

Im starken Kollektiv ragt Grant von den Feldspielern aktuell heraus. In Zug sorgte er wieder für den Unterschied, indem er den Puck vor dem 1:0 zu Andrighetto vor dem Tor stupste. Man hat beim 33-Jährigen manchmal das Gefühl, das Geschehen spiele sich für ihn wie in Zeitlupe ab. Er behält stets die Übersicht und spielt Pässe, die man selbst von der Tribüne herab nicht erahnen konnte. Ein bisschen wie einst Wayne Gretzky. In der NHL läuft alles viel schneller ab, und Grant versteht es, die zusätzlichen Sekundenbruchteile gewinnbringend zu nutzen.

Hatte Coach Marc Crawford in der Qualifikation lange wild experimentiert mit den Sturmreihen, so hat er nun seine Kombinationen gefunden. Und jeder Sturm hat seinen eigenen Charakter. Die Malgin-Linie wirbelt, Grant und Co. sind sehr unberechenbar, Lammikko und seine schnellen Flügel Zehnder und Rohrer machen Tempo, der vierte Sturm um Schäppi und Riedi bringt das physische Element hinein. Für die Tore waren bisher vor allem die ersten zwei Linien besorgt. Das könnte sich noch ändern. Lammikko zeigte in Zug im zweiten Spiel seit seiner Rückkehr aufsteigende Tendenz. Aber er kann sicher noch einflussreicher werden.

Und dann ist da noch Goalie Simon Hrubec, der sich im Playoff sogar noch gesteigert hat. Er hat schon zwei Shutouts gefeiert, nur 1,24 Gegentore pro Spiel zugelassen und über 95 Prozent der Schüsse abgewehrt. Das Duell gegen Leonardo Genoni spielte sich am Mittwoch auf höchstem Niveau ab. «Im dritten Drittel hat er einige Pucks mirakulös gestoppt», sagt Geering. «Wir probieren nicht, ihm das Leben schwer zu machen. Aber es ist gut, zu wissen, dass wir auf ihn zählen können, wenn wir einmal geschlagen sind.»

03.04.2024; Zug; EISHOCKEY NATIONAL LEAGUE - Playoff Halbfinal - Spiel 2; EV Zug - ZSC Lions; 
Andreas Eder (Zug) Torhueter Simon Hrubec (ZSC) 
 (Martin Meienberger/freshfocus)

Bei allen Erfolgen, Geering ist bemüht, den Puck flach zu halten. «Trotz allem müssen wir ein kurzes Gedächtnis haben», sagt er. «Es könnte gegen Zug genauso gut 1:1 stehen. Wir müssen schauen, dass wir es weiterziehen. Wir müssen am Samstag wieder wie die Feuerwehr starten.»

Eine Warnung darf sein, dass Spiel 3 gegen Biel das schwächste war, sich die Zürcher da nur mit viel Glück durchsetzten. Und der EV Zug, der sich nach Spiel 1 gut aufs Zürcher Powerplay eingestellt hat, ist ein anderes Kaliber als Biel, das schon ausgelaugt war von einer schwierigen Saison.

Dass es erst am Samstag weitergeht, also für einmal zwei Tage Pause zwischen den Spielen sind, dürfte den Zugern in die Karten spielen, die im Viertelfinal gegen den SCB über sieben Spiele gehen mussten. «Aber für uns ist es schön, mit einem Sieg im Rücken diesen freien Tag zu geniessen», sagt Geering. «Und dann kommen wir am Freitag wieder mit vollem Elan ins Training. Ich erwarte, dass Spiel 3 noch intensiver, noch schneller werden wird. Im Playoff kannst du nicht stehen bleiben, du musst von Spiel zu Spiel besser werden.»

Trotz der sechs Siege: Die Zürcher haben noch Raum zur Steigerung. Man hat das Gefühl, sie können sich derzeit nur selbst stoppen.