Der neue ZSC-StürmerNach der Flucht aus Kasachstan ist er nun im Paradies gelandet
Chase De Leo (29) heuerte im September in der russisch-geprägten KHL an. Der Kalifornier hatte schon viele Horrorstorys über die Liga gehört – trotzdem war er schockiert.
- Chase De Leo wechselte zu den ZSC Lions nach einer turbulenten KHL-Erfahrung.
- Seine Freundin, die Schauspielerin Eliana Jones, plant, ihn in Zürich zu besuchen.
- De Leo begeistert sich für die lebendige Eishockeykultur in der Schweiz.
Der neue ZSC-Ausländer Chase De Leo bringt einen Hauch von Hollywood nach Zürich. Seine Freundin Eliana Jones ist Schauspielerin, trat schon in Netflix- und Apple-TV-Serien auf und kürzlich im Film über den Auto-Pionier Ferruccio Lamborghini. Aber auch die jüngste Geschichte von De Leo ist hollywoodreif.
Der 29-jährige Kalifornier erzählt sie am Samstag spät nach seinem Schweizer Debüt beim 2:1-Penaltysieg über Fribourg vor der Zürcher Garderobe und verzieht dabei keine Miene. «Man sollte im Leben nichts bereuen», sagt er einmal schulterzuckend. «Sondern alles als Lektion nehmen und so viele Erfahrungen wie möglich machen.»
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De Leo war enttäuscht, als er im Sommer bei den San Diego Gulls in der American Hockey League nach fünf Jahren keinen neuen Vertrag mehr erhielt. «Bei den Abschlussgesprächen hatte alles gut geklungen, ich dachte, sie würden mich als Captain zurückhaben wollen. Aber so ist das Leben.»
Also entschied er sich für ein Abenteuer und unterschrieb beim kasachischen Club Barys Astana in der russisch-geprägten KHL. Der kanadisch-russische Doppelbürger David Nemirovsky übernahm das Team als neuer Coach und rekrutierte dafür eine Gruppe von Nordamerikanern, die er kannte.
Zuvor hatte er Nordamerika noch nie verlassen
«Es klang nach einer guten Gelegenheit», sagt De Leo. «Ich hatte Nordamerika noch nie verlassen, mein längster Flug war fünf Stunden gewesen. Und dann flog ich 27 Stunden ans andere Ende der Welt. Zwölf Zeitzonen entfernt. Es war ein grosses Risiko, ich wusste kaum etwas über das Land. Aber ich versuchte, das Ganze unvoreingenommen anzugehen.»
Hatte er keine Bedenken, in der Liga von Kriegstreiber Russland zu spielen? «Doch, absolut», beeilt er sich, zu sagen. «Ich unterstütze nicht, was da vor sich geht. Aber ich ging ja nach Kasachstan, wo es keine Sanktionen gibt. Und wir waren eine Gruppe von zehn Ausländern und hätten uns gegenseitig unterstützen können, wenn die Zeiten hart werden würden.» De Leo packte sechs Koffer, er stellte sich auf einen längeren Aufenthalt ein. Er sollte sich täuschen.
Der Saisonstart missglückte, nach sieben Spielen mit sechs Niederlagen wurde Coach Nemirovsky entlassen. «Danach ging es nur noch bergab», sagt De Leo. «Er hatte uns alle nach Astana gebracht. Eines Tages sagte der Manager nach dem Training zu unserer Gruppe der Ausländer: ‹Duscht schnell, der neue Präsident möchte euch kennen lernen.› Das war um 12.45 Uhr, und eine Viertelstunde später mussten wir im Videoraum sein. Also machten wir uns eiligst bereit.»
Das fatale Meeting mit dem Präsidenten
Was dann folgte, erwischte De Leo und seine Kollegen auf dem falschen Fuss: «Wir warteten, dann kam der neue Präsident herein und sagte ein paar Dinge auf Russisch. Wir verstanden kein Wort. Ein kasachischer Spieler, der Englisch sprach, übersetzte. Er drehte sich zu uns um und sagte: ‹Alle eure Verträge sind aufgelöst. Ihr könnt euch neue Clubs suchen.› Wir schauten uns nur fragend an und dachten, er hätte falsch übersetzt. Wir waren erst einige Wochen dort und um die Welt geflogen, um dort zu spielen.»
Doch die Übersetzung war korrekt. Der Präsident entliess auf einen Schlag fast alle ausländischen Spieler des Teams. De Leo hatte zwei Tage, um das Land zu verlassen. Sein Visum laufe ab, wurde ihm mitgeteilt. «Auch unsere Agenten sagten, so etwas hätten sie noch nie erlebt. Ich hatte schon Horrorstorys gehört von Spielern, die dort drüben gespielt hatten. Aber das war für mich ein Schock.» Für De Leo war klar: Er wollte nicht um seinen Vertrag kämpfen, sondern so schnell wie möglich weg.
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Er kehrte nach Kalifornien zurück, wartete auf Angebote und packte sofort zu, als die Offerte der ZSC Lions kam. Zumal er den Zürcher Topskorer Derek Grant kennt und ihm dieser vom Team und der Stadt vorschwärmte. «Am 25. Oktober unterschrieb ich, an meinem Geburtstag», sagt De Leo strahlend. «Das beste Geburtstagsgeschenk. Drei Tage später hatte meine Freundin Geburtstag, als mein Flug ging. Also schenkte ich ihr ein Flugticket, um mich zu begleiten.»
Die Reise nach Astana machte sie nicht mit, in Zürich werde sie ihn ab und zu besuchen kommen, sagt De Leo. «Aber sie kann nicht immer hier sein, da sie sich drüben um neue Rollen bewerben muss.»
Die Schweizer Eishockeykultur begeistert ihn
Im Vergleich zu Kasachstan kommt dem Kalifornier die Schweiz wie ein Paradies vor. Und die Eishockeykultur begeistert ihn. «Unglaublich, wie die Leute hier mitgehen und die ganze Zeit singen», schwärmt er. «Alles geschieht aus einem Grund», sagt er, der passend zu seinem Namen einen Löwen auf dem Oberarm tätowiert hat. «Ich passe perfekt zu diesem Club, nicht?», sagt er augenzwinkernd.
Nur an die Radarfallen in der Schweiz muss er sich noch gewöhnen.
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