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Röntgenblick im Salzwasser

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Es ist eine ganze Weile her, dass das Wort «Zukunft» einen verheissungsvollen Klang hatte. Wer heute nach vorne schaut, dürfte das angesichts von Artensterben und Klimawandel nicht ohne Schaudern tun: Der ökologische Kollaps scheint nicht mehr fern.

Mit dem, was auf Mensch und Natur zukommt und sich bereits in der Gegenwart andeutet, hat sich das Schweizer Fotografenduo Taiyo Onorato und Nico Krebs in den letzten Jahren ausgiebig beschäftigt. Im neusten Bildband «Water Column» nehmen die beiden das Universum unter der Meeresoberfläche in den Fokus.

Onorato und Krebs, die seit 2003 zusammenarbeiten, zeigen die Welt unter Wasser zunächst als Kosmos voller Andersartigkeit und Schönheit. Auf den Schwarzweiss-Aufnahmen erscheinen die Silhouetten von Quallen und Kalmaren wie von einem Röntgenapparat durchleuchtet; Spiegelungen des Sonnenlichts machen sich breit, bis sie an dunkel wallenden Algen-Armen kapitulieren.

Die Zürcher, beide Jahrgang 1979, haben es sich zur Spezialität gemacht, die Sujets in ihren Arbeiten wie Fiktion erscheinen zu lassen. So auch in «Water Column»: Insbesondere die Farbbilder sind unwirklich bunt. Da wabern giftgrüne oder stechend orange Strömungen, und aus Korallenriffen scheinen toxische Dämpfe zu quellen.

Es ist keine harmlose Idylle, die Onorato und Krebs hier darstellen – vielmehr drücken ihre Bilder eine düstere Vorahnung aus. Auch, weil auf den Fotografien Spuren des Menschen zu erkennen sind: Knäuel von ausrangierten Netzen und einmal sogar ein Arm – oder ist es der weggespülte Handschuh eines Fischers?

Die Ursuppe, wo einst das erste Leben keimte, ist heute gefährdet. Und dennoch geben Onorato und Krebs, die jüngst angekündigt haben, nach 20 Jahren künstlerisch getrennte Wege zu gehen, den Betrachtenden ein Stück Hoffnung mit: Wenn es etwas gibt, das zu retten sich lohnt, dann dieses geheimnisvoll aparte Reich.