Kommentar zu «Zivadiliring»SRF handelt richtig, wenn es diesen Podcast aus dem Programm kippt
Die Empörung über das Aus von «Zivadiliring» ist nicht berechtigt. Das SRF-Angebot muss frei sein von kommerziellen Interessenbindungen.
Am Dienstag wurde bekannt, dass SRF seine Verträge mit dem Podcast-Trio von «Zivadiliring» nicht verlängern wird. Also mit jenem Erfolgspodcast, in dem Yvonne Eisenring, Gülsha Adilji und Maja Zivadinovic in einer zeitgemässen und sehr lustigen Variante von «Sex and the City» über alles Mögliche sprechen, was sie gerade beschäftigt.
Zuletzt zum Beispiel über «Sportsucht und Waxing-Fetisch», über «Money, Money, Money» und natürlich auch über Sex. Und dies mit sehr grossem Erfolg: Als die drei Hosts, die um die vierzig sind, im Dezember ankündigten, mit ihrem Podcast live im Hallenstadion aufzutreten, brach die Vorverkaufsseite vorübergehend zusammen und die Show war innert kürzester Zeit ausverkauft.
Die Empörung über das SRF-Aus ist deshalb nun sehr gross: Wie kann das gebührenfinanzierte Medienunternehmen eines der erfolgreichsten Unterhaltungsformate aus seinem Angebot kicken, das vor allem bei jungen Frauen so gut ankommt? Und dies, nachdem mit «We, Myself und Why» der Instagram-Kanal für junge Frauen eingestellt wurde und SRF bei der Neubesetzung seiner Late-Night-Sendung mit Stefan Büsser schon wieder auf einen Mann setzte, anstatt fähigen Frauen die Sendung zu geben, die es – siehe «Zivadiliring» – offenbar gibt? So fragen nun viele.
Potenzial von Audioformaten wurde unterschätzt
Doch diese Empörung geht in die Irre. SRF handelt richtig. Das gebührenfinanzierte Medienhaus muss sich von «Zivadiliring» trennen, wenn zum Beispiel Gülsha Adilji für Siemens oder Swisscom Werbung macht. «Die kommerziellen Aktivitäten oder Werbeengagements der Hosts lassen sich nicht mit einem regelmässigen publizistischen Engagement bei SRF vereinbaren», schreibt SRF.
Diese Richtlinien gibt es schon seit längerem. Dass sie erst jetzt durchgesetzt werden, erklärt SRF damit, dass es bei Abschluss der aktuellen Verträge noch kein ähnliches Format gab. Diese Verträge, die nun auslaufen, wurden nämlich bereits vor drei Jahren abgeschlossen. Damals fehlten «im SRF-Audio-Bereich solche Cases», schreibt SRF auf Anfrage.
Trotz Podcast-Boom hat SRF offenbar anfänglich nicht bedacht, dass auch Audioformate so erfolgreich werden können, dass deren Hosts für Werbedeals attraktiv sind.
Eigentlich hätte SRF also schon viel früher handeln müssen. Denn auch wenn es bei privaten Podcasts inzwischen üblich ist, dass es – wie in der Welt der Influencer – zu einer Vermischung von redaktionellen Inhalten und Werbung kommt, darf dies bei Hosts einer SRF-Sendung nicht passieren. Denn dafür zahlen wir alle unsere Serafe-Gebühren: damit die SRF-Angebote – und ihre Macherinnen und Macher – frei von kommerziellen Interessenbindungen sind.
Gülsha Adilji kann «nicht nur vom Podcast leben»
Wenn SRF zukünftig erfolgreiche Podcasts im Angebot haben will, die beim jungen Publikum gut ankommen, muss es von Anfang an so gut dotierte Verträge anbieten, dass die Hosts auf keine Nebentätigkeiten angewiesen sind, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. So zumindest hat Gülsha Adilji ihr Mitwirken in Werbungen begründet: «Da wir nicht nur vom Podcast leben können, müssen wir andere Engagements annehmen können.»
Mit der Trennung von «Zivadiliring» macht SRF zumindest nachträglich wieder sauberen Tisch.
Für Yvonne Eisenring, Gülsha Adilji und Maja Zivadinovic ist das SRF-Aus keine Katastrophe. Sie haben bewiesen, dass sie einen erfolgreichen Podcast machen können, der zu einer Marke wurde, die ganz unabhängig von SRF funktioniert.
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