England im EndspielMit einem Geschenk für Harry Kane
Beim 2:1-Sieg gegen Dänemark brauchen die Engländer einen ungerechtfertigten Elfmeter. Am Sonntag spielen sie um den ersten grossen Titel seit 55 Jahren.
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Und das soll ein Elfmeter sein? Raheem Sterling ist leichtfüssig unterwegs, und dass er sich gerne leicht fallen lässt, ist bekannt. Eine Kostprobe liefert er in der Verlängerung dieses Halbfinals zwischen England und Dänemark, als er im Zweikampf mit Joakim Maehle zu Boden geht.
Der Schiedsrichter sieht ein Foul, wo keines ist, der VAR interveniert nicht, und Harry Kane bietet sich mit einem Elfmeter die Chance, den Match zu entscheiden. Er schiesst schlecht, Kasper Schmeichel pariert den Ball, aber er hat Pech, und Kane kann im Nachschuss das 2:1 erzielen. Das Spiel ist in der 105. Minute entschieden. Die EM hat am Sonntag ihren Traumfinal zwischen England und Italien.
Für die Engländer hat es in diesem Halbfinal ohnehin nur einen Sieger geben können. Und Kasper Hjulmand spielt das Spiel mit. «Der Druck liegt bei ihnen, weil jeder von ihnen erwartet, dass sie uns besiegen», sagt Dänemarks Coach. Die Erwartungshaltung ist im Wembley zu spüren, kaum hat der Match begonnen, die Engländer sind wild unterwegs und nervös, und sie sind fehlerhaft. Sie bringen kaum einmal zwei, drei vernünftige Pässe zusammen.
Dänischer Führungstreffer ist nicht unhaltbar
Mikkel Damsgaard, das 20-jährige Milchgesicht der Dänen, verpasst das Tor aus einer guten Position. Nach einer halben Stunde kann er zum Freistoss anlaufen, 25 m vor Jordan Pickfords Goal. Am Ende der Aktion steht das 1:0 für den Aussenseiter, Damsgaards Schuss hat seinen technischen Reiz. Aber er ist haltbar.
Das Spiel hat seinen Moment, den es gebraucht hat. Die Engländer erwachen endlich, Sterling kommt aus fünf Metern zum Abschluss. Schmeichel macht sich gross und wehrt den Ball ab. Ein paar Sekunden später spielt Kane einen brillanten Pass in die Tiefe, Bukayo Sako spielt den Ball in die Mitte, und da ist der unglückliche Simon Kjaer, er lenkt den Ball ins eigene Tor ab. Die 39. Minute läuft.
Die Dänen fallen deshalb nicht vom Glauben ab, hier die Überraschung schaffen zu können. Sie bleiben ein ungemein zäher Widersacher. Nach vorne gelingt ihnen aber nichts mehr, Hjulmand reagiert nach gut einer Stunde und nimmt gleich drei Wechsel auf einmal vor.
Das ändert nichts am Spiel, die Engländer sind überlegen, aber nicht immer überlegt genug. Jack Grealish soll ihnen helfen, Ideen zu finden. Auch mit ihm sind sie ratlos, wie sie diesen dänischen Block überwinden können. Und als es ihnen in der zweiten Halbzeit doch einmal gelingt, ist Schmeichel da und rettet brillant gegen Maguire.
65’000 Zuschauer im Wembley stehen mehr, als sie sitzen. Es ist auch ein Nervenspiel. Und entschieden wird es erst durch einen geschenkten Elfmeter. (ths)
9' Verteidigen mit Walker
Starke Abwehraktion von Kyle Walker, zweimal in Folge. Beim ersten Mal lässt er Maehle keine Chance, beim zweiten Mal hat Damsgaard das Nachsehen. Walker bildet mit Stones das Manchester-City-Duo auf der rechten Seite der Viererkette, während auf der linken Seite die beiden Spieler von Manchester United agieren: Maguire und Shaw.
6' Sterling beinahe am Ball
Das war knapp. Kane flankt aus dem Halbfeld, Sterling läuft in den Strafraum und verpasst den Ball um wenige Zentimeter. Gute Aktion der Engländer.
16 Kilometer für Federer
Wenn schon keine Dänen einreisen durften, dann könnten doch wenigstens die Tennisspieler von Wimbledon dieses Spiel schauen gehen. 16 Kilometer Luftlinie sind es vom All England Tennis Club ins Wembley. Federer aber gibt aktuell noch Interviews nach seiner Niederlage. Das Spiel muss ohne ihn auskommen.
Das Spiel läuft
Los geht es im Wembley. Wer Italiens Gegner im Final sein wird, erfahren wir in den nächsten 90 Minuten. 120 Minuten. Oder noch später. Einmal mehr.
Kleine Geographie-Studie zur Herkunft der Fans
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Der Schiedsrichter
Danny Makkelie aus den Niederlanden ist der Schiedsrichter dieser Partie. Er ist 38 Jahre alt und hat England bei dieser EM schon gepfiffen: beim 2:0-Sieg gegen Deutschland. Zudem leitete er das Eröffnungsspiel zwischen Italien und der Türkei und das Gruppenspiel zwischen Finnland und Russland.
Die Aufstellungen
England: Eine Veränderung
Gareth Southgate verändert sein Team im Vergleich zum 4:0-Sieg gegen die Ukraine im Viertelfinal auf einer Position. Der 19-jährige Bukayo Saka von Arsenal hatte den Viertelfinal verletzt verpasst und kehrt gegen Dänemark auf den rechten Flügel zurück. Dort hatte gegen die Ukraine Dortmunds Jadon Sancho gespielt. Weiter bleibt Southgate bei der 4-2-3-1-Grundordnung.
Dänemark: Genau gleich wie gegen Tschechien
Kasper Hjulmand vertraut der gleichen Startaufstellung wie gegen Tschechien. Taktisch bleibt er seiner 3-4-3-Formation treu.
Die Ausgangslage für die Dänen
Mit zwei Niederlagen und einem Sieg hat sich Dänemark als punkteärmster Gruppenzweiter für den Achtelfinal qualifiziert. Danach schickten die Dänen die Waliser mit 4:0 nach Hause, später waren sie beim 2:1-Sieg zu stark für die Tschechen. Und da stehen sie also, die Dänen, im Halbfinal dieser EM, die für sie mit dem Kollaps von Christian Eriksen so dramatisch begonnen hatte. Viele, sehr viele Neutrale unterstützen heute Abend die Dänen, die eine Sensation werden könnten – wenn sie den Titel von 1992 wiederholen.
Thomas Schifferle hat sich mit dem EM-Titel der Dänen von 1992 auseinandergesetzt. Er schreibt: «Am Tag vor dem Halbfinal gestattete Möller Nielsen einen Abstecher in einen McDonald’s. Seine Spieler kämpften sich gegen die Niederländer ins Penaltyschiessen. Van Basten verschoss, Vilfort traf, und am Ende war es Kim Christofte, der den entscheidenden Versuch verwertete und Dänemark in den Final brachte. Christofte hatte von 1985 bis 1987 in Wettingen gespielt.»
So gehen Märchen.
Die Ausgangslage für die Engländer
Einmal standen die Engländer in ihrer Geschichte an einer Endrunde in einem Final: 1966 an der Weltmeisterschaft im eigenen Land, als sie das Turnier gewannen. Seither warten die Engländer auf einen Titel. Nahe dran waren sie 2018 an der WM, als sie im Halbfinal scheiterten. Oder 1996 im EM-Halbfinal gegen Deutschland, als der heutige Nationalcoach Gareth Southgate den letzten Elfmeter im Penaltyschiessen verschoss. Und an dem Ort, wo Southgate vor 25 Jahren diesen bitteren Moment erlebte, kann er heute alles vergessen machen: mit einem Sieg gegen Dänemark und der Qualifikation für den Final gegen Italien am Sonntag.
Für die Engländer spricht einiges: Sie haben vier von fünf Spielen an dieser EM gewonnen und noch kein einziges Gegentor kassiert. Zudem hat Harry Kane gefunden, was er in der Nationalmannschaft verloren zu haben schien: Der Torschützenkönig der Premier League hat in den letzten zwei Spielen drei Tore geschossen.
Herzlich willkommen zum vorletzten Spiel dieser EM
Guten Abend und herzlich willkommen. Heute um 21 Uhr beginnt das vorletzte Spiel der Europameisterschaft. Es stehen sich gegenüber: England, das Mutterland des Fussballs und Gastgeber der letzten Spiele, und Dänemark, der Underdog, unterstützt von ganz Europa und vielleicht darüber hinaus. Ganz einfach deswegen, weil kaum jemand die Dänen in diesem Halbfinal erwartet hatte – und weil ihnen seit dem ersten Spiel gegen die Finnen die Sympathien zufliegen, weil ihr Christian Eriksen eine Herzattacke überlebt hat.
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