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Proteste in Venezuela
«Raus mit X!» – Maduro setzt auf Zensur

Venezuelan President Nicolas Maduro addresses supporters outside Miraflores presidential palace, during a rally in support of the presidential election results in Caracas on August 7, 2024.  (Photo by Yuri CORTEZ / AFP)
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Es ist im Moment schwer abzuschätzen, ob es Allmachtsfantasien sind, die Nicolás Maduro antreiben oder nicht doch die pure Angst um seine Macht. Am Donnerstag hat der venezolanische Diktator den Kurznachrichtendienst X im Land blockiert. Maduro hat dort zwar selbst ein Profil. Und bisher hat er dieses auch immer gern genutzt, um seinen rund fünf Millionen Followern die Fortschritte seiner Regierungsarbeit zu verkünden. «Raus mit X!», schrieb er dort kurz vorher. Für zehn Tage ist der Dienst im Land gesperrt. «Schluss mit den Plänen in den Netzwerken, Gewalt und Hass zu säen!», tönt Maduro.

Nach einer umstrittenen Wahl Ende Juli hatte sich der Machthaber zum Gewinner erklären lassen. Beweise wurden dafür allerdings keine vorgelegt (lesen Sie hier die Analyse zu Maduros Wahlbetrug). Und bis heute hält der nationale Wahlrat, der für die Abstimmung zuständig ist, die Ausdrucke der elektronischen Wahlurnen zurück. So ist es nicht möglich, das Ergebnis der Abstimmung unabhängig nachzuprüfen.

Die Opposition beansprucht gleichzeitig den Sieg für sich, und sogar das Carter Center gibt ihr recht. Die Organisation aus Atlanta, im US-Bundesstaat Georgia, war eine der wenigen, die zur Überwachung der Abstimmung ins Land reisen durfte. Diese könne man «nicht demokratisch» nennen, heisst es in einem Bericht.

Es drohen bis zu 30 Jahre Haft

Nach Bekanntgabe des angeblichen Wahlergebnisses gab es in Venezuela jedenfalls riesige Proteste. Die Regierung schickte daraufhin die «colectivos» los, Schlägertrupps auf Motorrädern, bewaffnet und gewaltbereit, dazu auch Polizisten, Soldaten und die Geheimdienste. Mehr als 2000 Menschen sollen in den vergangenen Tagen verhaftet worden sein. Nun drohen Strafen von 20 oder 30 Jahren wegen «Heimatverrat» oder «Anstiftung zum Hass».

Die brutale Repression hat die erste grosse Protestwelle zum Erliegen gebracht – und eine zweite soll jetzt scheinbar im Keim erstickt werden. Darum das Verbot des Kurznachrichtendienstes X: Über ihn, so der Vorwurf, seien bisher Falschnachrichten und Demonstrationsaufrufe verbreitet worden. Dazu will man auch noch die Messenger-Apps Signal und sogar Whatsapp aussperren. Es scheint, als wäre Maduro notfalls sogar bereit, das Internet im Land abzuschalten. Ein Diktator gegen das gesamte World Wide Web – ein Sieg ist da eher unwahrscheinlich. Trotzdem: Erst mal hat das Regime die Lage im Land wohl unter Kontrolle gebracht.

Damit das so bleibt, braucht Maduro aber Unterstützer – und deren Zahl schwindet. Selbst in der lateinamerikanischen Linken bröckelt der Rückhalt. Die wichtigsten Stützen aus dem Ausland für das Regime sind darum derzeit China und Russland. Mit Peking gibt es umfassende Verträge für die wirtschaftliche Zusammenarbeit. Russland wiederum soll vor allem dabei helfen, Stärke zu zeigen: Es gibt unbestätigte Gerüchte über russische Söldner in Venezuela.

Bisher stehen die Generäle hinter Maduro

Dass Nicolás Maduro sich bisher an der Macht halten konnte, wäre aber nicht möglich, wenn es nicht auch Rückhalt im Land selbst gäbe, ganz besonders bei den Streitkräften. In der venezolanischen Geschichte fungierten sie immer wieder als eine Art Schiedsrichter – wobei die Position der Generäle dabei aber natürlich nie ganz unparteiisch war.

Bereits Maduros Vorgänger Hugo Chávez päppelte die Streitkräfte, wo es nur ging. Über ein Vierteljahrhundert flossen die Gelder, selbst dann noch, als die wirtschaftliche Situation immer angespannter wurde. Dies zahlt sich jetzt aus: Bislang stehen die Generäle hinter Nicolás Maduro und seinem Regime. Anfang dieser Woche hatte die Opposition an alle Soldaten und Polizisten appelliert, sich an die Verfassung zu halten und «illegale Befehle» nicht zu befolgen. Vergeblich. General Vladimir Padrino, Venezuelas Verteidigungsminister, wandte sich umgehend an die Presse und erklärte der Regierung seine «absolute Loyalität».