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YB erreicht Champions League
Ein Abend wie ein einziges Traumszenario

Als alles klar ist: Torschütze Filip Ugrinic und Joel Monteiro bejubeln das 3:0 für YB.
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Hätten sich die Young Boys wünschen dürfen, wie dieser Abend verlaufen soll, dann wären sie ziemlich genau bei dem Geschehen gelandet, das sich im ausverkauften Wankdorf abspielt. Sie führen im Rückspiel des Playoffs zur Champions League gegen Maccabi Haifa nach der ersten Halbzeit 2:0. Sie erhöhen gleich nach der Pause durch Filip Ugrinic auf 3:0 und rauben damit auch noch dem letzten Israeli die Hoffnung aufs Weiterkommen.

Ugrinic sprintet zur Eckfahne, bald sind alle Mitspieler bei ihm – auch jene, die den Match von der Ersatzbank aus verfolgen. Die Young Boys jubeln vor 31’500 Zuschauern, als wäre ihnen gerade das entscheidende Tor im Cupfinal oder dem Spiel um die Meisterschaft gelungen.

So bedeutsam ist für sie die Teilnahme an der Champions League: Die Einnahmen von 30 Millionen Franken, die den Club dank der Qualifikation für die Gruppenphase nun erwarten, dürfen die Clubführung beschäftigen. Den Spielern geht es derweil um die grossen Gefühle, die sie mit der Königsklasse verbinden. Das beginnt schon mit der Hymne, die jeweils den Ton setzt. Und hört mit den prominenten Gegnern auf, die nun auf sie warten. Die Champions League ist auch ein grell ausgeleuchtetes Schaufenster, ein Höhepunkt in der Karriere der YB-Spieler.

Wickys Forderungen

Für die prägende Partie entscheidet sich YB-Trainer Raphael Wicky, noch einmal die genau gleichen elf Spieler aufzustellen wie sechs Tage zuvor beim 0:0 in Haifa. Er sagt, es sei nicht der Moment, die Mannschaft auszuwechseln. Einerseits, weil er mit dem Hinspiel zufrieden war, gerade in der Defensive. Andererseits gehe es darum, ein Team zu finden. Er meint eines, dem er vertrauen kann. Natürlich ist ihm nicht entgangen, dass es seiner Equipe in den ersten Wochen der Saison an Stabilität und Esprit mangelte.

Insofern kann Wicky nicht gefallen, was er zu Beginn sieht. YB kommt zwar durch Kastriot Imeri nach 2 Minuten und 7 Sekunden zum ersten Torschuss – und damit schon zu einem mehr als im Hinspiel. Aber nur 26 Sekunden später braucht es schon eine Glanztat von Anthony Racioppi, um nicht in Rückstand zu geraten. Der Goalie lenkt einen Schuss von Maccabis Stürmer Dean David an den Pfosten, nachdem Mohamed Camara und Loris Benito, in Haifa die überragenden Figuren, sich behindert haben. Eine Minute später gehen die Israeli durch einen herrlichen Heber von Dolev Haziza in Führung – der erlösende Pfiff des Schiedsrichters kommt für die Young Boys allerdings sofort, weil Maccabis Spieler knapp im Offside gestanden ist.

Wicky hatte von seiner Mannschaft auch weniger Hektik im Ballbesitz gefordert. Doch wer Rieder und Imeri zusieht, wie sorglos sie mit dem Ball umgehen, der kann nur zu einem Schluss kommen: Botschaft nicht angekommen.

Die Young Boys wirken verkrampft, der Sehnsuchtswettbewerb Champions League, der «zum Greifen nah» ist, wie das die YB-Fans vor der Partie mit ihrer Choreographie veranschaulicht haben, diese Aussicht scheint die Spieler zu hemmen statt zu beflügeln. Die Fans im Rücken, der Kunstrasen unter den Sohlen, das alles wirkt sich nicht zu ihrem Vorteil aus.

Maccabis Pech

Aber dann kommen die erlösenden Minuten. Meschack Elia flankt von rechts, Cedric Itten nimmt Anlauf und wuchtet sich mit dem Kopf in den Ball: 1:0 (23.). Kurz darauf sucht Elia erneut von rechts seinen Sturmpartner, findet diesmal aber Maccabis Verteidiger Abdoulaye Seck, der den Ball äusserst unglücklich über den eigenen Goalie ins Tor lenkt (28.).

Die Israeli müssen da schon hadern, aber es kommt für sie noch bitterer: In der 31. Minute nehmen sie einen weiteren Anlauf, diesmal ist es ihr Stürmer, der nahe am Tor zum Kopfball kommt. Doch Frantzdy Pierrot trifft nicht wie Itten ins Tor, sondern die Latte. Der Maccabi Haifa FC kann nur ein Gefühl haben: Hier und heute, das ist nicht sein Abend.

Mit diesem Gefühl gehen die Israeli in die Pause, weil sie bis dahin nichts mehr zustande bringen. Derweil bejubeln die YB-Fans ihre Mannschaft beim Gang in die Kabine, als wäre noch ein drittes Tor gefallen. Die Rollen sind klar verteilt.

Das dritte Tor fällt kurz nach Wiederanpfiff durch Ugrinic (46.). Er erzielt es mit dem linken Aussenrist und weil Maccabi-Verteidiger Daniel Sundgren den Ball entscheidend ablenkt. Als hätte es noch einen weiteren Beleg gebraucht, wer an diesem Abend das Glück auf seiner Seite hat. Und wer das Pech. Maccabi trifft in der Schlussphase noch zum dritten Mal die Torumrandung.

Rieders Abschied

Alles will für die Berner dann doch nicht aufgehen: Nach einer Stunde schiebt Rieder den Ball knapp am Tor vorbei. Der 21-Jährige steht vor einem Wechsel zu Stade Rennes, womöglich reist er schon am Mittwoch für den Medizincheck nach Frankreich. Ein Tor in seinem wohl letzten Spiel für YB, seinem Jugendclub, von dem er schon als Kind Fan war, das wäre es gewesen. Das i-Tüpfelchen.

Stattdessen wird Rieder ohne eigenes Tor nach 73 Minuten ausgewechselt, unter stehenden Ovationen des Publikums. Die Champions League wird er in Rennes vor dem Fernseher verfolgen müssen, die Franzosen stehen in der Europa League. Er wird es verkraften.

Derweil erfahren die Young Boys am Donnerstag (ab 18 Uhr), auf welche Topteams sie treffen. Gut möglich, reisen sie bald nach Manchester, Mailand, München, Madrid oder Paris.