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Aufregung um US-Politikerin AOC
Wollte die Ikone der Linken etwa nicht für ihr Outfit zahlen?

Die demokratische Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez 2019 bei einem Hearing zu einem mutmasslichen Gesetzesbruch der Trump-Beraterin Kellyanne Conway.
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Im Dezember 2022 wurde bekannt, dass gegen die demokratische Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez eine Untersuchung des Ethikkomitees läuft. Genauere Angaben gab es nicht. Schon da aber vermutete man, was nun, mit der Veröffentlichung des Komitee-Berichts, Gewissheit ist: Es geht um den spektakulären Auftritt der heute 33-Jährigen an der Met-Gala in New York im September 2021.

Damals trug die oft für ihre progressiven Positionen angegriffene Ausnahmepolitikerin ein weisses Luxuslabel-Kleid – Brother Vellies wurde von der schwarzen Designerin Aurora James gegründet – mit einer provokativen, knallroten Aufschrift: «Tax the rich!» («Besteuert die Reichen!») Das gab viel zu reden nach dem Promi-Wohltätigkeitsevent, dessen Eintrittstickets 35’000 Dollar kosten. Pro Stück. «Heuchlerische Salonkommunistin» war einer der erwartbaren Vorwürfe, die Alexandria Ocasio-Cortez von verschiedener Seite entgegenschlugen.

Aber hat diese wortgewandte Kämpferin für soziale Gerechtigkeit seinerzeit auch gegen die Ethikregeln für Abgeordnete verstossen? Hat sie sich zum Teil des Filzes gemacht, gegen den sie oft wettert, indem sie unerlaubt Geschenke entgegennahm?

Alexandria Ocasio-Cortez im «Tax the rich»-Kleid und dessen Designerin Aurora James (rechts) posieren auf dem roten Teppich der Met-Gala 2021, die jährlich für das Kostüminstitut des Metropolitan Museum of Art abgehalten wird.

Die Antwort lautet: Es ist kompliziert. Kein Parlamentsmitglied darf irgendetwas von Wert von jemandem erbitten oder annehmen, auf dessen Interessen selbiges Mitglied Einfluss haben könnte. Zu den Ausnahmen zählen Einladungen zu Wohltätigkeitsveranstaltungen, wenn sie vom Veranstalter selbst ausgesprochen werden. Bereits da wurde es heikel: Eingeladen wurde die medienwirksame Abgeordnete nicht direkt vom Metropolitan Museum of Art, sondern von der Zeitschrift «Vogue». Weil diese aber seit Jahren in die Organisation des glamourösen Events eingebunden ist, taxiert das Ethikkomitee die Einladung selbst als «zulässig».

Problematisch sei hingegen, dass AOC Designerdress, Handtasche, Schuhe, Schmuck, Make-up, Coiffeur- und Chauffeurdienste und Weiteres genutzt habe, ohne dafür zu zahlen; auch ihr Partner sei mit Krawatte und Schuhen ausgestattet worden. Zwar hätten die beiden die Outfits nach dem Event komplett wieder zurückgegeben, eine Leihgebühr sei jedoch nicht entrichtet worden.

Tatsächlich ist es so, dass AOC besagte Leihgebühr von mehreren Tausend Dollar erst nach dem Beginn der Untersuchung gezahlt hat. Und manche meinen: erst als Reaktion darauf. Im Lauf der Untersuchung zeigte sich zudem, dass etwa die Coiffeuse ihre Rechnung von 478 Dollar mehrfach hatte anmahnen müssen; auch die Make-up-Artistin musste lange auf ihre 345 Dollar warten. Und die über 5000 Dollar für diverse Leistungen des Labels Brother Vellies schienen anfangs nicht einmal verrechnet zu worden zu sein.

«Ich finde es schrecklich, besonders für die kleinen Geschäfte, die betroffen waren.»

Alexandria Ocasio-Cortez

Die Zahlungsverzögerungen seien, so die geknickte Abgeordnete, auf unverzeihliche Fehler zurückzuführen. Nie aber habe sie all die Leistungen als Geschenke betrachtet; laut ihrem Team gibt es konkrete Belege für ihre frühe Zahlungsbereitschaft. Die Sache sei «äusserst bedauerlich», sagte AOC dem Komitee. «Ich finde es schrecklich, besonders für die kleinen Geschäfte, die betroffen waren.» Sie habe Schritte unternommen, dass so etwas nie wieder vorkommen könne. Um eine Verfehlung im Sinne der Ethikregeln handle es sich jedoch nicht, hält ihr Team fest.

Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen. So oder so: Die verspäteten oder auch verbummelten Zahlungen sind zwar sehr unschön – aber kein Kapitalverbrechen.