Fleisch deutlich teurerWo Corona den grössten Einfluss auf die Preise hat
Autofahrerinnen haben es gut, Obst- und Fleischesser weniger: ein Überblick, wie sich die Pandemie im Portemonnaie niederschlägt.
Die Corona-Krise hat im abgelaufenen Jahr die Preise durcheinandergewirbelt. Zwar sind sie insgesamt etwas gesunken. Doch das gilt nicht für alles Produkte – manche sind teurer geworden. Ein genauer Blick auf die Daten lohnt sich – und liefert überraschende Erkenntnisse. Hier ist eine Auswahl:
Um saisonale und monatliche Schwankungen auszugleichen, beziehen sich die weiteren Angaben zu den Preisen auf Durchschnittswerte für das vergangene Jahr.
Frische Früchte aus der Schweiz
Kirschen, Aprikosen und Beeren aus der Schweiz waren 2020 gefragt. «Der Grund ist Corona, das war extrem förderlich für Schweizer Waren. Auch ausländische Ware war verfügbar, aber die Schweizer wollten explizit Schweizer Produkte», sagt Marcel Jampen, Bereichsleiter beim Verband des Schweizerischen Früchte-, Gemüse- und Kartoffelhandels Swisscofel. Damit gab es, anders als in anderen Jahren, keine Übermengen, und die Produzenten und Händler mussten das Obst nicht mit Rabatten absetzen. «Es gab gar nie eine Situation, wo es zu viel Ware gab», sagt Jampen. Die Folge: Steinobst verteuerte sich um gut sechs Prozent.
Fleisch und Wurst
Die Corona-Krise hat den Konsumentinnen und Konsumenten den Appetit auf Fleisch und Wurst nicht verdorben – im Gegenteil. Nach Einschätzung des Branchenverbands Proviande haben sie 2020 etwas mehr Fleisch eingekauft als im Jahr zuvor. «Der Einkaufstourismus ist weggefallen, diese Ware ist stattdessen im Inland nachgefragt worden», sagt Proviande-Direktor Heinrich Bucher. Die hohe Nachfrage traf auf ein weiterhin eher knappes Fleischangebot in der Schweiz, weshalb die Preise um bis zu vier Prozent und mehr stiegen.
Kühlschränke und Gefriergeräte
Wer vermutet, dass die Preise für Kühlschränke und Gefriergeräte gestiegen sind, weil die Schweizer ihre Hamsterkäufe gut einlagern wollten, mag zum Teil richtigliegen. Doch die Preise sind auch im Jahr davor schon gestiegen – und zwar noch etwas deutlicher. Der Onlinehändler Brack führt das Plus im 2020 auch auf höhere Rohstoffpreise und Herstellungskosten zurück, die dann über die Händler an die Kunden weitergegeben wurden. Bei Haushaltsgeräten im Allgemeinen – inklusive Herd, Backofen und Staubsauger – gab es hingegen keine nennenswerte Preisänderung.
Mobilfunk und Medien
Telecomanbieter und Medien machten während der Corona-Krise gute Geschäfte. Während des Lockdown und auch darüber hinaus hatten viele Leute das Bedürfnis, ihre Kontakte mit digitalen Kommunikationsmitteln aufrechtzuerhalten. Das führte zu steigenden Datenmengen. Auch die Medien profitierten von einem gesteigerten Informationsbedürfnis: Die Preise für Zeitungsabos stiegen – allerdings nicht so stark wie in den Jahren davor.
Heizöl und Treibstoff
Mit dem Ausbruch der Corona-Krise fiel der Ölpreis im Frühjahr regelrecht zusammen, bevor er sich wieder sukzessive erholte. Schrumpft die Wirtschaft, wird weltweit weniger Öl verbraucht. Zudem wurde weniger geflogen, die Nachfrage nach Kerosin ging zurück. Wenn der Ölpreis sinkt, dann schlägt das mit der Zeit auch auf Benzin und Heizöl durch. Das Heizöl verzeichnete mit einem Minus von gut 23 Prozent den stärksten Preisrückgang seit 2015. Auch Autofahrer kamen 2020 vergleichsweise günstig davon. Das galt zum einen für den Treibstoff: Benzin und Diesel wurden gut zehn Prozent günstiger. Auch die Kosten für den Unterhalt von Fahrzeugen sanken deutlich – ebenso wie die Versicherungskosten.
Fernsehgeräte und PC
Fernsehgeräte und Computer werden seit Jahren günstiger, wie die Statistik zeigt. Im vergangenen Jahr war der Preisrutsch mit einem Minus von 17 Prozent bei Fernsehgeräten besonders ausgeprägt – und das, obwohl zu Jahresbeginn noch Schlagzeilen über eine mögliche Beeinträchtigung der Produktion durch die Pandemie in Asien die Runde machten. Grund ist auch die immer günstigere Herstellung von Elektrogeräten.
Pauschalreisen
All jene, die sich 2020 trotz Corona zu einer Pauschalreise entschlossen, kamen deutlich günstiger davon. «Es ist weniger gereist worden, das hat die Preise unter Druck gebracht», sagt der Präsident des Schweizer Reise-Verbands, Max E. Katz. Vor allem die Hoteliers in den verschiedenen Destinationen hätten versucht, ihre leeren Häuser zu füllen und die Gäste mit kräftigen Rabatten anzulocken. Die Reiseveranstalter haben diese Abschläge weitergegeben. Bei den Flügen sei die Entwicklung weniger einheitlich gewesen. «Da hat es teilweise auch sehr hohe Preise gegeben», sagt Katz.
Pizza
Pizza und Quiche sind im vergangenen Jahr um sieben Prozent günstiger geworden. Warum das so ist, liess sich zunächst nicht zweifelsfrei feststellen. Sicher ist nur: Es geht hier um die Pizza aus dem Supermarkt, nicht um die aus der Pizzeria.
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