Corona-Medienkonferenz der Experten«Unsere Prognose hat sich bewahrheitet – leider»
Seit gestern gelten in der Schweiz verschärfte Corona-Massnahmen. Nun haben sich die Experten des Bundes zur aktuellen Corona-Lage geäussert. Wir berichteten live.
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Das Wichtigste in Kürze:
Dem BAG sind heute 9207 Coronavirus-Ansteckungen innerhalb von 24 Stunden gemeldet worden.
Laut Taskforce-Chef Martin Ackermann mussten bereits nicht dringliche Eingriffe und Operationen verschoben werden.
Diverse Kantone haben ihre Massnahmen gegen das Virus weiter verschärft
Hier geht es zu unserem Corona-Dashboard mit allen Zahlen.
Heute informieren an der Pressekonferenz
Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, Bundesamt für Gesundheit BAG
Isabelle Chassot, Direktorin, Bundesamt für Kultur BAK
Matthias Remund, Direktor, Bundesamt für Sport BASPO
Oliver Schärli, Leiter des Bereichs Arbeitsmarkt/Arbeitslosenversicherung, SECO
Linda Nartey, Kantonsärztin Bern, Vorstandsmitglied der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte
Martin Ackermann, Präsident National COVID-19 Science Task Force
BAG meldet 9207 Neuansteckungen
Dem BAG sind heute 9207 Coronavirus-Ansteckungen innerhalb von 24 Stunden gemeldet worden. Am Freitag vergangener Woche waren es 6634 Fälle. Die Positivitätsrate beträgt 24 Prozent bei 38'211 neu gemeldeten Tests. Zudem meldete das BAG heute 52 neue Todesfälle und 279 Spitaleinweisungen.
Gestern wurden rekordhohe 9386 Neuansteckungen innerhalb eines Tages registriert, am Mittwoch waren es 8616. Am Montag hatte das BAG die Zahlen für das ganze Wochenende bekanntgegeben. Insgesamt waren für diese drei Tage 17’440 neue Ansteckungen gemeldet worden.
Insgesamt gab es dem BAG zufolge seit Beginn der Pandemie 154'251 laborbestätigte Fälle. Seit Anfang der Pandemie mussten 6979 Personen wegen einer Covid-19-Erkrankung im Spital behandelt werden.
Aufgrund der Kontakt-Rückverfolgung waren am Donnerstag nach Angaben des BAG 31'410 Personen in Isolation und 26'333 Personen standen unter Quarantäne. Zusätzlich sassen 7'438 Heimkehrerinnen und Heimkehrer aus Risikoländern in Quarantäne.
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Ausgangslage
Mit der Ausweitung der Maskenpflicht im Freien, weiteren Einschränkungen für private Treffen und öffentliche Veranstaltungen sowie verschiedenen Verboten will der Bundesrat die zweite Corona-Welle in den Griff kriegen. Wirken die Massnahmen nicht, ist ein Lockdown laut der Regierung unausweichlich.
Die neuen Regeln seien «die letzte Möglichkeit, um einen Lockdown zu verhindern», sagte Gesundheitsminister Alain Berset am Mittwoch vor den Bundeshausmedien. «Ohne einschneidende Massnahmen geht es nicht.» Die bisherigen Regeln genügten nicht. Die Fallzahlen, die Zahlen der Spitaleinweisungen und der Todesfälle müssten schnellstmöglich runterkommen.
Ziel sei es, die Reproduktionszahl zu halbieren. Heute steckten zehn Corona-Infizierte im Schnitt 17 weitere Personen an. Das sei viel zu viel, sagte Berset. Derzeit sei die Schweiz ein europäischer Hotspot.
Nur gemeinsam erfolgreich
Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga versuchte zum wiederholten Mal, alle ins Boot zu holen. «Wir wollen alle, dass die Schweiz diese Krise gemeinsam meistert», sagte sie.
Niemand wolle, dass in den Spitälern die Betten für Notfallpatienten fehlten, niemand wolle einen Lockdown. Deshalb habe der Bundesrat neue Massnahmen ergriffen, die ab Mitternacht gelten. «Wenn wir weniger Kontakte haben, bringen wir die Zahl der Hospitalisierungen herunter.»
Die Situation sei für niemanden leicht. «Wir brauchen die Kontakte, wir brauchen den Ausgang. Wir möchten ins Kino, beim Fussballmatch mitfiebern. Wir brauchen die Nähe zu Familie und Bekannten.» Eines sei sicher: «Je schneller wir den Virus unter Kontrolle bringen, desto schneller ist dies alles wieder möglich.»
Unbefristete Massnahmen
Dass die strengeren Corona-Massnahmen auf Bundesebene unbefristet seien, heisse nicht, dass sie lange gelten würden, sagte Berset. «Sie gelten so lange wie nötig.» Man müsse in dieser epidemiologischen Lage flexibel bleiben.
Berset erwartet, dass die neuen Massnahmen relativ rasch ihre Wirkung entfalten. Man könne durchaus in den nächsten Tagen erwarten, erste Resultate zu sehen.
Weiterhin in der «besonderen Lage»
Der Bundesrat wehrt sich gegen Vorwürfe, er habe in den vergangenen Tagen und Wochen zu zögerlich gehandelt. «Wir haben nicht sieben Tage verloren», sagte Sommaruga auf die Frage eines Journalisten. «Die Kantone haben Massnahmen getroffen.»
Es sei wichtig, dass in der «besonderen Lage» der Bund und die Kantone gemeinsam handelten. Die Massnahmen seien vom Bundesrat gut geprüft worden, denn sie müssten von der Bevölkerung auch verstanden werden.
Eine Rückkehr zur «ausserordentlichen Lage» schloss der Bundesrat am Mittwoch nicht aus, bezeichnete diesen Schritt aber auch nicht als prioritär. Der Bundesrat könne auch im Rahmen der besonderen Lage viele Massnahmen ergreifen, sagte Sommaruga. «Es gibt wenig, dass nur in der ‹ausserordentlichen Lage› beschlossen werden kann.»
Keine neuen Wirtschaftshilfen
Die Massnahmen gegen das Coronavirus stehen nach Ansicht des Bundesrats nicht im Widerspruch zur Wirtschaft. «Wenn wir das Virus so stark wie möglich eindämmen, bleiben die Kosten für die Wirtschaft am tiefsten», sagte Wirtschaftsminister Guy Parmelin.
Gewisse Branchen würden unter den neu verhängten Massnahmen leiden, sagte Parmelin. Von weiteren Wirtschaftshilfen sieht der Bundesrat trotzdem ab – zumindest vorläufig. Die Schweiz sei nun besser vorbereitet als bei der ersten Coronavirus-Welle im Frühling, sagte Parmelin.
Die Arbeiten für eine Härtefall-Regelung sind bei den Kantonen und beim Bund im Gang. Sie soll laut Parmelin Anfang 2021 umgesetzt werden. Demnach kann der Bund kantonale Härtefall-Massnahmen für besonders stark betroffene Unternehmen mitfinanzieren.
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