Zürcher WirtschaftMehr Lohn, mehr Freizeit: Der Zürcher Bevölkerung geht es laut neuer Statistik gut
Das Wirtschaftswachstum bringt gemäss der Zürcher Volkswirtschaftsdirektion Wohlstand, soziale Sicherheit und hohe Beschäftigung. Die Umwelt werde dabei nicht in Mitleidenschaft gezogen.
Dank des Wirtschaftswachstums im Kanton Zürich sind in den letzten Jahren das verfügbare Einkommen und die Lebensqualität, gemessen an Faktoren wie Freizeit, Bildung und Gesundheit, gestiegen. Zu diesem Schluss kommt die Zürcher Volkswirtschaftsdirektion im neuen Wirtschaftsmonitoring.
Demnach sei das Bruttoinlandprodukt (BIP) des Kantons Zürich in den letzten 40 Jahren inflationsbereinigt von 74 auf 159 Milliarden Franken gestiegen. Pro Kopf hat sich die Wirtschaftsleistung von 65’000 auf 101’000 Franken erhöht. Diese zusätzliche Wertschöpfung sei den Zürcherinnen und Zürchern mehrheitlich über höhere Löhne ausbezahlt worden. Gleichzeitig seien die jährlichen Arbeitsstunden pro Kopf seit 1991 um 80 Stunden zurückgegangen.
Mehr Verkehrsunfälle, tiefere Stimmbeteiligung
In den letzten Jahren habe sich eine Stimmung breitgemacht, die gegenüber dem Wirtschaftswachstum kritisch eingestellt sei, sagte Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) anlässlich der Medienpräsentation am Dienstag. Es werde behauptet, dass die Umwelt zerstört werde, dass nur die Reichen profitierten. Im aktuellen Wirtschaftsmonitoring sollten dieser «diffusen Kritik» Fakten und Zahlen gegenübergestellt werden.
Von 29 im Wirtschaftsmonitoring untersuchten Indikatoren wie Einkommen, Zufriedenheit oder Lebenserwartung verbesserten sich 18. Sieben blieben in den vergangenen Jahrzehnten unverändert. Vier verschlechterten sich: Die Verkehrsunfallquote und die Erwerbslosenquote sind höher, die Stimm- und Wahlbeteiligung tiefer.
Für sie sei deshalb klar, dass das qualitative Wirtschaftswachstum im Kanton Zürich die Lebensqualität erhöht habe, sagte Walker Späh.
Luc Zobrist, Leiter der Fachstelle Wirtschaftspolitik, führte aus, in der Vergangenheit sei das Wirtschaftswachstum mit einem höheren Ressourcenbedarf verbunden gewesen. Doch in den vergangenen 30 Jahren hätten sich Wirtschaftswachstum und Umweltbelastung dank technischer Fortschritte entkoppelt, wie verschiedene Indikatoren zeigten.
So habe zwar die Bodenversiegelung zugenommen, aber weniger stark als das BIP im Kanton Zürich. Und während das BIP seit 1990 um 69 Prozent gestiegen sei, hätten die Treibhausgasemissionen selbst bei Einrechnung der grauen Energie um 9 Prozent abgenommen. «Die Zürcher Wirtschaft ist qualitativ gewachsen, ohne dass die Umwelt zusätzlich in Mitleidenschaft gezogen wurde», fasste Zobrist zusammen.
Studie: Ohne Wachstum fehlt Geld
Würde die Wirtschaft im Kanton Zürich nicht mehr wachsen, fielen diese positiven Effekte weg: Ein Nullwachstum würde zu tieferen Löhnen und einem erhöhten Armutsrisiko führen, skizzierte Martin Eichler vom Forschungsunternehmen Infras in einem Gedankenexperiment. Für dieses wurde ein Szenario modelliert, in dem das BIP jährlich nur noch um 0,2 statt der prognostizierten 1,5 Prozent wächst, etwa weil die Konsumfreude sinkt und die Menschen weniger arbeiten.
Laut Martin Eichler von Infras würde das verfügbare durchschnittliche Haushaltseinkommen um 14’400 Franken sinken, dem Staat würden 4 Milliarden Franken an Steuergeldern entgehen und das Umlageergebnis der AHV im Kanton Zürich sich um eine Milliarde Franken verschlechtern.
Da weniger produziert würde, könnte sich die Umweltqualität in einigen Bereichen verbessern, hielt Eichler fest. Allerdings stünden auch weniger finanzielle Mittel für den Umweltschutz bereit und es blieben die Innovationen aus, mit denen die Treibhausgasemissionen noch weiter reduziert werden könnten: «Ein Strukturwandel lässt sich in einer wachsenden Wirtschaft einfacher umsetzen.»
SDA/jig
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