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TV-Kritik zu «#DACHelles»
«Wirtschaft neu denken» gelingt nur zum Teil

Wollen Wirtschaft neu denken: Tijen Onaran, Maggie Childs und Patrizia Laeri (von links).
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Drei Frauen aus drei Nationen diskutieren über Wirtschaft: Unter dem Namen «#DACHelles» startete die erste Sendung von Patrizia Laeri mit dem Thema Konsum in den Mittwochabend. Zwar hiessen die Sendeplätze Youtube und Wiwo.de statt CNN Money, doch das tat der Unterhaltung keinen Abbruch. Der Schweizer Wirtschaftssender ging im August in Konkurs. Dass Laeri ihre Sendung vor dem Tod bewahrte, ist ein Lichtblick.

Denn die Wirtschaft braucht mehr Frauen. Nicht nur in den Chefetagen, sondern auch in öffentlichen Debatten und Talkrunden im TV. Laeri hat geschafft, woran viele TV-Formate bis heute scheitern: mehr Expertinnen im Studio und in den Beiträgen. Das ist in erster Linie erfrischend und für so manchen Zuschauer wohl auch unerwartet. Denn Talkrunden zu Wirtschaftsthemen sind erfahrungsgemäss meist männlich besetzt, die Sicht von Frauen kommt oft zu kurz. Das gern verwendete Argument, nicht genügend Frauen gefunden zu haben, widerlegt Wirtschaftsjournalistin Laeri mit Bravour.

«Wirtschaft neu denken»

Mit der Deutschen Tijen Onaran, Gründerin von Global Digital Women, und der Österreicherin Maggie Childs, Verlegerin des Magazins «Metropole», sitzen bei Laeri im Studio zwei Wirtschaftsexpertinnen. Der Name der Sendung ist Programm: «DACH» steht für die drei Länder, «elles» für die Frauen. Die – spricht man den Namen schnell genug aus – Klartext, also Tacheles, reden. Und sie gehen mit grossen Vorsätzen an den Start: Sie wollen «trockene Daten zum Leben erwecken» und «Wirtschaft neu denken». In der 30-minütigen Sendung gelingt das allerdings nur zum Teil.

Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen auf das Konsumverhalten der Schweizerinnen, Österreicher und Deutschen führen als Leitfaden durch die Sendung. Doch die Ambition, das Thema von möglichst vielen verschiedenen Seiten zu beleuchten, führt zu einer gewissen Unruhe: Beiträge zu Konsumverhalten und Kaufkraft lösen sich ab mit Plaudereien über Veganismus, Lieblings-Apps und Bananenbrot, um dann wieder zu Einspielern zu kontaktlosem Bezahlen und Onlineboom zu springen.

Kaum kritische Diskussion

In ihren Unterhaltungen spielen die drei Frauen etwas zu oft mit Klischees: die geizige Deutsche, die den Kolleginnen nichts mitbringt, nachdem Laeri die Ricola-Zeltli für alle zum Teilen auf den Tisch stellt. Oder die Preis-Leistungs-sensiblen Schweizer, die nicht bei Aldi und Lidl kauften, weil die deutschen Discounter nach ihrem Markteintritt in der Schweiz zu billig gewesen seien. Diese hätten ihre Preise nach oben anpassen müssen, um Kunden zu gewinnen, behauptet Laeri. Den Beweis bleibt sie allerdings schuldig. Vielmehr zeigen die Preisentwicklungen, dass Migros und Coop bei vielen Produkten günstiger wurden, um mit den deutschen Billigdiscountern mitzuhalten. Es ist die erste von sechs Sendungen, ein paar Fehler und Verdichtungen verzeiht man dem Moderatorinnentrio.

Schwieriger hinzunehmen ist jedoch, dass kritische Diskussionen nur angedeutet werden. Als Laeri die Entwicklung im Onlinehandel zugunsten der grossen Player wie Amazon und Alibaba hinterfragt, stellt Sitznachbarin Onaran sie als Pessimistin hin. Die wirklich einschneidenden Themen dieser Pandemie und ihre Auswirkungen auf den Konsum wie massive Umsatzeinbrüche, Konkursängste oder Arbeitslosigkeit vieler Menschen werden nur gestreift. Wer Wirtschaft anders denken will, sollte die kritische Auseinandersetzung damit nicht scheuen.