Wieder kein Sieg der SchweizWirklich nicht mehr als ein Freundschaftsspiel
Die Vorfreude ist gross vor dem ersten Spiel der Schweiz gegen Kosovo. Aber sie ist das Einzige, was gross ist. Ein Thema ist dafür die Reaktion von Granit Xhaka auf seine Auswechslung.
Xherdan Shaqiri kommt kaum zu einem Ende, als das Spiel im Letzigrund aus ist. Immer wieder findet er noch jemanden beim Gegner, den er umarmen kann. Ob der nun Mirlind Kryeziu heisst oder Florent Hadergjonaj, jedem wirft er seine Arme um den Hals. Sehr schön sei es gewesen, sagt er, alle hätten Freude gehabt. Er hat es genossen. Und geht mit der Erkenntnis: «Ich bin froh, dass ich gesund bin und nicht verletzt.»
Für Shaqiri ist es die erste Begegnung zwischen den beiden Ländern, denen er so sehr verbunden ist. Schweiz gegen Kosovo; hier das Land, für das er zum 102. Mal im Einsatz steht, dort das Land, aus dem seine Eltern kommen und wo ein Grossteil seiner Familie noch immer lebt. Er ist entspannt, weil er gerne entspannt ist.
Und da ist auch Granit Xhaka, der andere grosse Schweizer mit den engen Beziehungen zum kleinen Land vom Balkan. Als die Mannschaft sich nach dem 1:1 vom Publikum verabschiedet, zieht er sich früher zurück. Richtig glücklich ist er nicht an diesem frühen Abend in Zürich. So gerne hätte er das Spiel bis zum Ende bestritten, aber nach einer Stunde wird er von Murat Yakin vom Platz geholt. Sein Jubiläumsspiel, sein 100. für die Schweiz, hat er sich anders vorgestellt. Deshalb ist er enttäuscht, das sagt er auch.
Yakin gibt sich gelassen
Xhaka merkt beim TV-Interview schnell, dass seine Auswechslung und Gefühlslage ein besonderes Thema sind, ein Ansatz für eine kleine Polemik. Darum macht er irgendwann klar, wie wenig er sich weiter dazu äussern mag.
Yakin sieht die Auswechslung gelassener. Und berichtet von seiner Verantwortung, die er für die Spieler habe. Er will sie in dieser Phase der Saison, in der viele wichtige Entscheidungen anstehen, nicht überfordern, sondern schützen. «Du weisst schon, dass du noch viele Spiele vor dir hast», hat er darum gleich nach dem Schlusspfiff zu Xhaka gesagt. «Konzentriere dich darauf.» Dass Xhaka anders denkt, dass er Emotionen hat, weiss Yakin zu schätzen. Er hat gerne solche Spieler, die selbst «ein kleines Pingpong-Spiel» gewinnen wollen.
Im Pingpong mag das ja der Fall sein, an diesem Tag im Letzigrund ist von dieser letzten Konsequenz, alles für den Sieg zu machen, allerdings nicht eben viel zu sehen. Die Schweiz kann zufrieden sein, dass sie gegen die Nummer 109 der Welt nicht verloren hat. Sie nimmt etwas gar wörtlich, dass es ein Freundschaftsspiel ist.
Viele Wechsel in der Startformation
Gegenüber dem Match am Samstag in England stehen nur noch Xhaka und Shaqiri auf dem Platz. Das aber kann nicht der Grund sein für diesen emotionslosen Auftritt, für einen Auftritt ohne Inspiration und Idee. Zwei Weitschüsse von Zuber und Shaqiri sind alles, was die Schweiz zu bieten hat. Die Leistung vor der Pause sei schlecht gewesen, sagt Xhaka, «auch von mir».
Die Kosovaren zeigen, dass sie ein paar gute Spieler haben, Amir Rrahmani von Napoli, Vedat Muriqi von Mallorca, Milot Rashica von Norwich oder auch Edon Zhegrova von Lille. Ausgerechnet Rashica, dem Xhaka speziell verbunden ist, ist es dann, der in der 52. Minute für die grossen Gefühlsausbrüche sorgt. Steven Zuber spielt einen kapitalen Fehlpass in der eigenen Platzhälfte, Nico Elvedi kann in einem ersten Anlauf noch retten. Im Nachsetzen ist Rashica aber nicht mehr zu stoppen. Der Jubel auf den Rängen ist laut und ausgelassen. Er zeigt, dass Kosovo eigentlich ein Heimspiel bestreitet.
Eine Chance, nicht mehr
Die Schweizer finden jetzt wenigstens aus ihrer Reserviertheit, Kevin Mbabu flankt, Jordan Lotomba kann frei zum Kopfball ansetzen und den Ausgleich erzielen. Das ist die schnelle Reaktion, ja. Und so schnell, wie sie gekommen ist, ist sie auch wieder zu Ende. Mehr kommt nicht mehr von der Schweiz – ausser eines Versuchs von Shaqiri, aus der eigenen Platzhälfte heraus ein Tor erzielen zu wollen.
Der Coach zeigt sich nachsichtig und milde. In einem Testspiel gehe man auch einmal weniger entschlossen in einen Zweikampf, sagt er. Und schiebt nach: Dass Kosovo motivierter gewesen sei, das sei verständlich. Das sagt viel über die Bedeutung und den Wert dieses Spiels.
Ein 1:2 und 1:1 stehen nun zum Start ins Länderspieljahr in der Statistik. Das ist mager und doch nicht weiter schlimm, weil es nur Tests gewesen sind. Im Juni kommen die Aufgaben, in denen es «um mehr geht», wie Shaqiri sagt. Dann geht es in der Nations League innert zehn Tagen gegen Tschechien, Portugal, Spanien und nochmals Portugal. Xhaka sagt schon mal: «Wir müssen sicher noch viel besser machen.» Einen Einwand braucht er bei dieser Aussage nicht zu befürchten.
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