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Analyse zur Lage in Somalia
Wird das Land am Horn von Afrika ein zweites Afghanistan?

Die Terrormiliz al-Shabaab fühlt sich durch den amerikanischen Abzug aus Afghanistan ermuntert, den Kampf am Horn von Afrika voranzutreiben.
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Der Sieg der Taliban hat den Westen ernüchtert und frustriert, aber es gab auch andere Reaktionen in der Welt. Zum Beispiel in Somalia, wo Anhänger der Miliz al-Shabaab in Jubel ausbrachen. Die afrikanischen Jihadisten, die am Horn von Afrika einen Gottesstaat errichten wollen, feierten den Triumph der Taliban. Er hat sie inspiriert, dem afghanischen Beispiel zu folgen.

Leider ist dieses Szenario nicht abwegig. Denn bei allen kulturellen und politischen Unterschieden, die beide Länder trennen, lassen sich doch Parallelen in der Frontstellung erkennen. So wie am Hindukusch islamistische Milizen gegen das westliche Militärbündnis kämpften, gibt es auch am Horn von Afrika Jihadisten, die eine multinationale Militärmission attackieren. Die radikal-religiösen Kräfte der Gruppe al-Shabaab wollen einen islamischen Staat errichten, während eine internationale Allianz mit Milliardenhilfen und Truppen, darunter fast 20’000 Soldaten der Afrikanischen Union (AU), sich müht, eine verbündete Zentralregierung hochzupäppeln – ganz ähnlich, wie es in Kabul versucht wurde.

USA schicken Truppen

Aus den Ruinen Somalias soll ein funktionierender Nationalstaat auferstehen, wie er schon in Afghanistan gescheitert ist. Droht in Mogadiscio ein ähnliches Fiasko? Die USA versuchen dagegenzuhalten, indem sie wieder Truppen dorthin entsenden, wo Donald Trump sie zum Ende seiner Amtszeit abrupt abgezogen hat. Anders als in Afghanistan sind es in Somalia aber nur einige Hundert Elitesoldaten, die somalisches Militär trainieren.

So nachvollziehbar das Interesse Washingtons ist, al-Shabaab als Al-Qaida-Ableger zu bekämpfen und die Terrorgefahr zu mindern – einen Frieden für Somalia werden ausländische Truppen kaum erkämpfen können, solange es der Zentralregierung nicht gelingt, rivalisierende Clans miteinander zu versöhnen. Zähe Machtkämpfe und Korruption haben jahrelang den Wiederaufbau des Staates verhindert, der seit dem Sturz des Diktators Siad Barre 1991 in Trümmern liegt.

Schwierige Startbedingungen: Der neu gewählte Präsident Hassan Sheikh Mohamud.

Al-Shabaab ist effizient darin, Schutzgeld zu erpressen, die Miliz treibt mehr Geld ein als die Regierenden in Mogadiscio. Die Islamisten haben zuletzt noch an Stärke gewonnen, das sind schwierige Startbedingungen für den neu gewählten Präsidenten Hassan Sheikh Mohamud. Er muss nun erst einmal die Kluft zwischen den Regionen und der Zentralregierung überbrücken.

Die Islamisten ziehen geschickt jene auf ihre Seite, die sich im Geschacher um die Macht marginalisiert fühlen.

Solange sich Somalias Politiker vor allem mit sich selbst beschäftigen und alte Rivalitäten pflegen, hat al-Shabaab viel Raum, ihren Einfluss zu erweitern. Die Islamisten ziehen geschickt jene auf ihre Seite, die sich im Geschacher um die Macht marginalisiert fühlen. Und sie schmähen die Zentralregierung als Marionettenregime fremder Mächte, die irgendwann sowieso abziehen. Sie geben die Befreier, so wie die Taliban in Afghanistan. Die regulären somalischen Truppen haben al-Shabaab wenig entgegenzusetzen, sollte die Afrikanische Union ihre Soldaten abziehen. Einige Hundert US-Spezialkräfte, die somalische Einheiten trainieren, werden daran kurzfristig wenig ändern.

Aber hat die Weltgemeinschaft noch einen langen Atem? Die Europäer, die die AU-Truppe finanzieren, sind müde geworden, sie blicken auf den nahen Horror der Ukraine, haben keinen Nerv für fernes Gezerre in Mogadiscio. Das spielt den Islamisten Somalias in die Hände, sie haben die Zeit auf ihrer Seite, als grösstes Kapital.