«Im Nachhinein wäre ich nicht nach Hawaii gegangen»
Die Zahl der Toten durch die Brände in Australien steigt auf 27. Premier Scott Morrison deutet an, seine Klimapolitik zu überdenken.
Australien kommt nicht zur Ruhe: Mindestens 27 Menschen sind bei den monatelangen Buschbränden ums Leben kommen – am Samstag starb wieder ein Feuerwehrmann im Einsatz. Und im Südosten des Kontinents bildete sich ein neues «Megafeuer».
Ein anderer Riesenbrand ist aber seit Sonntag unter Kontrolle. Einen symbolischen Dank an die Einsatzkräfte gab es in Sydney: Auf die grossen Segel des berühmten Opernhauses wurden als Zeichen der Solidarität Bilder von Feuerwehrleuten projiziert.n den Grenzen der beiden Bundesstaaten New South Wales und Victoria vereinten sich in der Nacht zum Samstag drei Buschfeuer zu einem «Megabrand» mit einer Fläche von 600'000 Hektar. In einigen Gebieten hatten die Teperaturen zuvor 44 Grad erreicht.
Eine gute Nachricht kam aus der Region um Gospers Mountain nordwestlich von Sydney: Dort wurde ein ähnlich grosser Riesenbrand eingedämmt – nach zehn Wochen. Der Einsatz bleibt gefährlich. Das jüngste Opfer wurde von einem Baum getroffen. Der Feuerwehrmann, der Erfahrung aus 40 Jahren hatte, starb nahe der Kleinstadt Omeo in Victoria, wie Feuerwehrchef Chris Hardman sagte.
Auch wenn die Flammen vielerorts weiter loderten – immerhin erlaubte das Wetter den erschöpften Helfern eine gewisse Atempause. In Victoria und New South Wales wurde es kühler. Es regnete, und der Wind liess nach.
Premier deutet Änderung der Politik an
Der australische Premier Scott Morrison sagte am Wochenende, er sehe nun ein, dass der Klimawandel Auswirkungen habe und für längere, heissere und trockenere Sommer verantwortlich sei. Er deutete eine Änderung der Politik an, um Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren.
«Wir wollen die Emissionen reduzieren», sagte er in einem Interview des Fernsehsenders ABC. Erreichen wolle er dies mit einer «ausgewogenen Politik, die Australiens breitere nationale Wirtschaftsinteressen und gesellschaftlichen Interessen berücksichtigt».
Morrison, ein Förderer der Kohleindustrie, war für seinen Umgang mit der Krise scharf kritisiert worden. Ihm wurde auch eine Verharmlosung des Klimawandels und von dessen Auswirkungen auf die derzeitigen Buschfeuer vorgeworfen. Darüber hinaus hatte er kürzlich einen äusserst umstrittenen Familienurlaub auf Hawaii gemacht.
Wie der australische Premier sein Land gegen sich aufbrachte
Nun sagte Morrison dem Sender ABC, im Nachhinein wäre er nicht in diesen Urlaub gegangen. Vor Ort hätte er besser mit der Krise umgehen können. Das Ausmass der Brände sei «beispiellos». Die Menschen hätten eine «neue Erwartungshaltung», wie die Regierung einer solchen Situation begegnen sollte. Am Freitag waren in grösseren Städten Australiens Zehntausende auf die Strassen gegangen und hatten unter anderem Morrisons Rücktritt gefordert.
Immense Schäden
Die Schäden durch die Feuer sind immens – auch für die Wirtschaft, besonders den Tourismus und die Landwirtschaft. Allein auf der Känguru-Insel im Süden des Landes wurden bislang mehr als 32'000 tote Schafe gezählt. Auch die Winzer sind betroffen: Die Anbauregion Victoria sorge sich wegen der Rauchbelastung, sagte die Abgeordnete Helen Haines dem Sender ABC. «Rauchflecken könnten ganze Jahrgänge zerstören.»
Seit Beginn der grossen Feuer im Oktober verbrannten in ganz Australien mehr als zehn Millionen Hektar Land. Tausende Häuser wurden zerstört. Nach Schätzungen von Experten sollen mindestens eine Milliarde Tiere getötet worden sein. Da sind Bilder von geretteten Koalas und Kängurus wie Balsam, immer wieder kursieren dazu Aufnahmen im Netz.
Australien: Diese Tierretter werden als Helden gefeiert
Buschfeuer hin oder her: Eine ähnliche Diskussion wie um das gerade auf RTL gestartete deutsche Dschungelcamp gibt es in Australien nicht. Die australische Variante («I'm A Celebrity...Get Me Out Of Here!») läuft dort gerade in der sechsten Staffel. Sie wird – wie schon in früheren Zeiten – weit entfernt gedreht: in Südafrika.
sda/reuters/oli
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch