Interview mit Polizeichef zu Gotthard-Blockade«Wir bringen die Aktivisten zur Anzeige»
Der Urner Polizeikommandant erklärt, wie der Einsatz am Nordportal ablief und warum die «Renovate Switzerland»-Vertreter nicht in U-Haft kommen.

Kurz nach zehn Uhr morgens beobachtet die Urner Kantonspolizei an diesem Karfreitag via Verkehrskameras, dass eine Gruppe von Aktivistinnen und Aktivisten über einen Göschener Strassenkreisel und die Autobahnausfahrt Göschenen auf die A2 eilt. Was dann passiert, sagt der Urner Polizeikommandant im Interview.
Thorsten Imhof, wie begann der Einsatz am Gotthard-Nordportal?
Wir sind auf die A2 ausgerückt, haben die festgeklebten Aktivisten angesprochen und begonnen, sie von der Fahrbahn abzulösen. Um 10.30 Uhr waren alle Aktivisten weggetragen, und um 10.40 Uhr war die Fahrbahn wieder frei.
Was passiert nun mit den Aktivistinnen und Aktivisten?
Wir haben sie vorläufig festgenommen. Aktuell befragen wir sie auf einem Polizeiposten, danach bringen wir sie zur Anzeige. Es geht um Nötigung, Nichtbefolgen von polizeilichen Anweisungen und verbotenes Betreten der Autobahn. Sobald die Befragungen abgeschlossen sind, werden wir sie wieder freilassen.
Das bedeutet: Es kommt zu keinen U-Haft-Anträgen?
Nein, dafür sind die Voraussetzungen nicht gegeben.

Auf kursierenden Videoaufnahmen zum Vorfall ist zu sehen, dass die Polizei sehr schnell mit Material zugange war, um den Kleber zu entfernen.
Wir haben von ähnlichen Einsätzen von anderen Polizeikorps gelernt und uns vorbereitet.
Rechnen Sie damit, dass es zu weiteren Blockaden kommen wird? Zum Beispiel beim Osterrückverkehr von Süden nach Norden?
Wir haben mit unseren Kollegen von der Tessiner Kantonspolizei Kontakt aufgenommen, um sie zu informieren. Über das Osterwochenende haben wir die Einsatzkräfte wegen der Verkehrssituation ohnehin verstärkt. Wir rechnen aber eher nicht damit, dass es am selben Ort nochmals zu einer solchen Aktion kommen wird.
Welchen Einfluss hatte die Blockade auf die Staulänge und die Fahrzeit?
Das lässt sich kaum beurteilen. Der Stau war bereits 15 Kilometer lang – dass er sich zwischenzeitlich verlängerte, versteht sich von selbst.
Update, 15.50 Uhr:
Die Aktivistinnen und Aktivisten befinden sich bereits wieder auf freiem Fuss, wie Renovate Switzerland via Twitter mitteilt.
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