Schwerer Verdacht in Zürichs EliteUBS-Manager soll 100'000 Franken von Zürcher Zunft veruntreut haben
Ein Kassier wird verdächtigt, gleich vier Organisationen um mehrere Hunderttausend Franken erleichtert zu haben. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln.
«Vor wenigen Tagen mussten wir feststellen, dass es auf unseren Bankkonten der Credit Suisse zu Unregelmässigkeiten gekommen ist», schrieb Zunftmeister Stephan Klarer am Dienstag an alle Zünfter und Gesellen der Zürcher Zunft St. Niklaus. «Inzwischen haben wir die Gewissheit, dass unser Säckelmeister in grossem Umfang unrechtmässig Gelder abgezogen hat», so Klarer.
Auch der an die Zunft angeschlossene Reitclub St. Niklaus soll mit 100’000 Franken Schadensumme betroffen sein, wie die «Weltwoche» zuerst berichtete.
«Persönliche Enttäuschung»
Neben dem Serviceclub Kiwanis Oerlikon ist auch der Gewerbeverein Wirtschaftsraum Zürich-Nord betroffen von mutmasslicher Veruntreuung im grossen Stil durch denselben Kassier, einen leitenden Banker der UBS Winterthur. Der Präsident des betroffenen Gewerbevereins, Christian Huser, schrieb am Mittwoch alle Mitglieder an: «Leider habe ich mit grossem Bedauern erfahren und festgestellt, dass im Wirtschaftsraum Zürich-Nord bei den Finanzen auf unserem Bankkonto der UBS Unregelmässigkeiten aufgetreten sind.»
Der Gewerbeverein habe die Anwälte Pablo Bünger und Severin Pflüger beauftragt, am 10. August Strafanzeige bei der Stadtpolizei Zürich gegen den Kassier einzureichen, die Staatsanwaltschaft habe Ermittlungen aufgenommen. Gegenüber «Zürich 24» zeigte sich Huser enttäuscht: «Wenn man eine Person so lange kennt, ist die persönliche Enttäuschung umso grösser.» Der beschuldigte Banker soll schon vor über 20 Jahre im Gewerbeverein Oerlikon engagiert gewesen sein.
Dank Zunftwirt weiter zahlungsfähig
Die Schadensumme dort beträgt laut Anwalt Severin Pflüger, bis 2022 Präsident der FDP Stadt Zürich, «sicher über 100’000 Franken», wie er dieser Redaktion sagt. Die «Weltwoche» beruft sich auf einen Insider, wonach insgesamt ein Schaden von mehreren Hunderttausend Franken entstanden sein soll.
Der tatverdächtige Kassier wurde bei der mutmasslich von ihm geschädigten Zürcher Zunft St. Niklaus seines Amtes enthoben und tritt aus der Zunft aus, wie Zunftmeister Stephan Klarer in einem internen Schreiben ankündigte. Ausserdem habe der ehemalige Kassier bereits eine erste Teilrückzahlung geleistet. Bis Ende August wolle er den entstandenen Schaden wieder gutmachen. Das Konto der Zunft hat er offenbar leer geräumt: «Vor allem auch dank der grosszügigen Unterstützung unseres Zunftwirtes bleibt die Zunft bis auf weiteres zahlungs- und handlungsfähig», schreibt Klarer. Er kündigte eine externe Prüfung der Buchhaltung der letzten fünf Vereinsjahre an.
Kassiere, die Gelder abzweigen
Der Kassier und Banker war für diese Redaktion telefonisch nicht erreichbar. Eine Anfrage per E-Mail wurde mit einer automatischen Abwesenheitsmeldung beantwortet. Darin schreibt er, er sei Ende August wieder im Büro.
Der Banker ist auch Mitglied einer Kommission in seiner Wohngemeinde im Kanton Zürich. Dort wurden laut dem Vorsitzenden der Kommission bisher keine Unregelmässigkeiten festgestellt. Der Arbeitgeber des Kassiers, die UBS, sowie die Kantons- und die Stadtpolizei wollten sich auf Anfrage nicht zu dem Fall äussern.
Erst im Mai sorgte der Quartierverein Witikon für Aufsehen, der nach dem Tod seines Kassiers festgestellt hatte, dass mehr als 100’000 Franken fehlten. Zuvor gab es schon ähnliche Fälle beim Quartierverein Leimbach und bei jenem in Affoltern. Die Vereine stehen im besonderen Fokus der Öffentlichkeit, weil sie mit Steuergeldern gefördert werden. Es gilt die Unschuldsvermutung.
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