Kolumne «Miniatur des Alltags»Wieso? Weshalb? Warum?
Nicht nur in der «Sesamstrasse» sind diese Fragen präsent, sondern auch im Leben aller Eltern, Tanten und Onkel. Da kann man auch mal ganz schön ins Schwitzen kommen.
Alle, die mal mit Kindern zu tun hatten, kennen sie: die schier endlose Abfolge von «Wieso?»-Fragen, die bisweilen aus den Knirpsen heraussprudeln und die damit die Devise «Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten» schon mal ganz schön auf die Probe stellen oder aber das eigene Unwissen gnadenlos zur Schau stellen können.
Kürzlich kam ich – für einmal aus Zuschauerperspektive – in den Genuss einer solchen «Warum?»-Kaskade. Ein kleiner Junge im Tram löcherte nämlich seine Eltern mit allerlei Fragen zum Thema Intelligenz und Hirn. Vater und Mutter taten abwechselnd ihr Bestes, dem Dreikäsehoch kindergerechte Antworten zu liefern. Vieles könne man üben, die grauen Zellen durch Wiederholungen trainieren und so weiter und so fort.
Schliesslich wollte der Kleine wissen, woraus diese grauen Zellen gemacht sind. Ich war zu dem Zeitpunkt ja schon sehr froh um meinen Zuschauerstatus und darum, dass mir die Maske die Kinnlade am Gesicht festmachte. Der Knirps schien mir nicht älter als fünf Jahre alt zu sein, und ich bezweifle stark, dass ich mich in dem Alter für Hirne interessiert habe. Abgesehen vielleicht von einer nicht wahnsinnig durchdachten Kopfautopsie einer Barbie.
Der Vater streckte bald die Waffen und ich hatte das Gefühl, ihm wäre in dem Moment sogar ein Fragespiel über «Blümchen und Bienen» lieber gewesen. Also übernahm die Mutter: «Das Gehirn besteht vor allem aus Wasser.» – «Warum?» – «Der Körper besteht vor allem aus Wasser, also auch das Gehirn.» – «Wieso?» Sie wusste sich nicht mehr zu helfen und griff zu einem so offensichtlichen Ablenkungsmanöver, dass ich fast loslachen musste. «Jetzt schau doch mal die schöne Aussicht an!», forderte sie den Sohnemann auf und für einen Moment war dann tatsächlich Ruhe.
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