Fussball-Studie in 84 LändernWieso Constantin für die Trainer eigentlich harmlos ist
Der Sion-Präsident gilt als Trainerschreck erster Güte. Eine Studie zeigt, dass dies international gesehen nicht stimmt.
Was musste sich Christian Constantin nicht schon alles anhören. Er sei verrückt, jeder Trainer, der sich auf ein Engagement in Sion einlasse, sei selber schuld, müsse um das Himmelfahrtskommando wissen. Künftig kann der starke Mann aus dem Wallis solche Aussagen genüsslich widerlegen, indem er auf eine Studie des CIES Football Observatory verweist. International, das zeigen diese Erhebungen, ist das «Hire and Fire»-System üblich – Constantin verkörpert diesbezüglich höchstens gehobenen Durchschnitt.
Das CIES (International Centre for Sports Studies) hat in 84 Ländern ermittelt, wie lange die Cheftrainer in der höchsten Division zwischen Januar 2015 und Dezember 2019 durchschnittlich in der Verantwortung standen. Nicht in die Wertung einbezogen wurden Interimstrainer mit weniger als drei nationalen Meisterschaftsspielen als Chef.
Sion nur auf Rang 69
Der FC Sion führt wenig überraschend die Schweizer Rangliste mit neun Trainern an, im Schnitt stand ein leitender Angestellter Constantins während genau 20 Partien an der Seitenlinie. International kamen aber nicht weniger als 68 Spitzenclubs auf eine höhere Fluktuation.
Der Schleudersitz des Weltfussballs, er steht im Club Real Potosí. 20 Trainer verbrauchte der Verein in Bolivien zwischen Januar 2015 und Dezember 2019, durchschnittlich wechselte der Übungsleiter alle 11,3 Spiele. Auch in Peru und Paraguay ist der Geduldsfaden der Präsidenten sehr dünn: Der Cusco Fútbol Club setzte auf 16 Trainer, der Club Sportivo Luqueño auf 15.
In den europäischen Spitzenligen ist es nirgends so unruhig wie im Friaul: Udinese Calcio engagierte in fünf Jahren zehn Trainer. Nur gerade 30 der 766 Clubs, die in dieser Statistik erfasst werden, vertrauten fünf Jahre lang dem gleichen Coach. Aus den Top-5-Ligen Europas ist niemand dabei.
20 Trainer verbrauchte der Verein in Bolivien zwischen Januar 2015 und Dezember 2019.
Was die Ligen angeht, belegt ebenfalls Bolivien den unrühmlichen Spitzenplatz. 9,1 Trainer verbrauchte im Durchschnitt jeder der acht Clubs aus der Topliga, die «Ehrenplätze» gehen an Tunesien (8,3) und Algerien (7,9). Die hiesige Super League wird zwar ihrem selbst proklamierten Ruf als klassische Ausbildungsliga nicht gerecht, rangiert aber mit 4,6 Trainern pro Verein im Mittelfeld. Die grösste Jobsicherheit mit je 2,6 Trainern pro Verein herrschte zwischen 2015 und 2019 in Schweden, Island, Nordirland sowie in der nordamerikanischen MLS.
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