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Kolumne Krogerus & Tschäppeler
Wie viel von Ihrer Arbeitszeit verbringen Sie mit Bullshit?

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Sie sitzen an Ihrem Schreibtisch und starren auf Ihren Bildschirm. Sie haben eine lange Liste von Aufgaben zu erledigen. Sie wissen, dass diese Aufgaben weder wichtig noch nützlich sind. Sie haben: einen Bullshit-Job.

Was ist ein Bullshit-Job? Der 2020 verstorbene Anthropologe David Graeber beschrieb es in seinem Buch «Bullshit Jobs. A Theory» so: Wir machen etwas, von dem wir wissen, dass es sinnlos ist, aber unser Job ist es zugleich, so zu tun, als sei es das nicht.

Es gebe, so Graeber, fünf typische Arten von Bullshit-Jobs: Lakaien, Schläger, Flickschuster, Kästchenankreuzer und Aufgabenverteiler. Lakaien sind dazu da, ihren Vorgesetzten das Gefühl zu geben, dass sie wichtig sind. In diesen Bereich fallen Leute, die den Mist wegräumen, den andere angerichtet haben. Schläger sind diejenigen, die die Schläger anderer Unternehmen in Schach halten. Flickschuster beheben vorübergehend Probleme, anstatt sie dauerhaft zu lösen. Kästchenankreuzer dokumentieren unnütze Aufgaben – die es ohne die Aufgabenverteiler gar nicht gäbe.

Es liegt auf der Hand, dass nicht alles, was diese fünf Figuren machen, sinnlos ist. Der Punkt ist, dass es ihre Arbeit laut Graeber nicht bräuchte und dass Menschen, die solche Jobs ausüben, das bewusst oder unbewusst wissen. Graeber unterscheidet nämlich die Bullshit-Jobs, bei denen man gut verdienen kann, die aber unnütz sind, von den Shit-Jobs, die sinnvoll sind, aber mies bezahlt werden.

Kleine, wichtige Bemerkung: Von wissenschaftlicher Seite gibt es Stimmen, die Graebers These für, nun ja, Bullshit halten.

Wir denken, dass es trotzdem wichtig ist, ein wenig über Bullshit-Jobs nachzudenken. Zum Beispiel können Sie mal in einer ruhigen Minute aufschreiben, wie viel von Ihrer Arbeitszeit Sie aktuell mit Bullshit verbringen (also mit Aufgaben, die sinnlos sind für Sie, für andere und für die Welt, aber die bezahlt werden) und wie viel mit Shit (also mit Aufgaben, die sinnvoll sind für Sie, andere oder die Welt, die aber schlecht oder nicht bezahlt werden). Und ob Sie an der Verteilung etwas ändern wollen.

Und können.

Mikael Krogerus ist «Magazin»-Redaktor, Roman Tschäppeler ist Kreativproduzent. rtmk.ch