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Rettungsaktion im Gazastreifen
Sie hatten eine Minute – wie Israels Armee zwei Geiseln befreit hat

--PHOTO TAKEN DURING A CONTROLLED TOUR AND SUBSEQUENTLY EDITED UNDER THE SUPERVISION OF THE ISRAELI MILITARY-- This picture taken during a media tour organised by the Israeli military on February 8, 2024, shows an Israeli soldier inside a school building run by the United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees (UNRWA) in the Gaza Strip, amid ongoing fighting between Israel and the Palestinian militant group Hamas. (Photo by JACK GUEZ / AFP)
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Die Rettung gelang in der Nacht auf Montag, nachdem israelische Elitesoldaten in das Flüchtlingscamp Shaboura eingedrungen waren. Das Lager liegt mitten in der Stadt Rafah, ganz im Süden des Gazastreifens. Dort sollen Hamas-Terroristen die Geiseln im zweiten Stock eines Gebäudes festgehalten haben. In den angrenzenden Häusern hätten sich weitere Terroristen verschanzt, sagte Israels Armeesprecher Daniel Hagari. 

Den israelischen Soldaten sei es dann gelungen, sich schützend vor die Geiseln zu stellen und sie unter heftigem Beschuss zu evakuieren. Nur eine Minute nach Erstürmung des Gebäudes soll Israels Luftwaffe mit Angriffen gestartet haben, damit sich die israelischen Einsatzkräfte zurückziehen konnten. Anschliessend seien die Geiseln per Helikopter in das Schiba-Krankenhaus bei Tel Aviv gebracht worden. 

Geiseln sollen viel Körpergewicht verloren haben

Ein erstes Foto der befreiten Männer veröffentlichte der israelische Journalist Emanuel Fabian auf X (vormals Twitter). Darauf sind der 70-jährige Louis Norberto Har und der 60-jährige Fernando Marman mit ihren Angehörigen zu sehen.

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Die beiden gelten als die ersten zivilen Geiseln, die seit dem Hamas-Überfall lebend gerettet werden konnten. Ende Oktober gelang es den israelischen Spezialkräften, eine Soldatin zu befreien. Bei einem anderen Vorfall hatten israelische Soldaten versehentlich drei Geiseln erschossen.

Der Schwiegersohn eines Befreiten sagte den israelischen Medien, die Familie habe die Mitteilung in der Nacht bekommen. Danach seien sie sofort ins Spital gefahren. Dort hätten sie einen etwas dünnen und blassen Louis Har angetroffen, aber er sei trotz der über viermonatigen Geiselhaft in relativ gutem Zustand gewesen. «Er ist etwas schockiert vom ganzen Trubel», sagte der Schwiegersohn dem israelischen Sender Kan. «Er hat weniger erzählt, was ihm passiert ist, und wollte eher wissen, wie es uns geht, den Kindern und den Enkelkindern.» 

Hostage Luis Har, left, is greeted by relatives after being rescued from captivity in the Gaza Strip, at the Sheba Medical Center in Ramat Gan, Israel, Monday, Feb. 12, 2024. Israeli forces rescued two hostages early Monday, storming a heavily guarded apartment in the Gaza Strip and extracting the captives under fire in a dramatic raid that was a small but symbolically significant success for Israel. Marman was taken hostage by Hamas in cross-border raid in October last year. (Israeli Army via AP)

Die Nachrichtensite «Ynet» berichtete unter Berufung auf Familienmitglieder, die beiden Männer hätten während der Zeit in Geiselhaft einen grossen Teil ihres Körpergewichts verloren. Den Angaben zufolge hungerten sie oft tagelang.

«Militärischer Druck – bis zum totalen Sieg»

Offenbar war die Befreiung bereits seit einiger Zeit vorbereitet, und das israelische Militär wartete nur noch auf den geeigneten Moment. Als es zum Einsatz kam, soll Premierminister Benjamin Netanyahu die Rettungsaktion aus einem Kommandoraum mitverfolgt haben. Danach gratulierte er der Spezialeinheit zu «dem mutigen Einsatz» und sagte, «nur fortgesetzter militärischer Druck, bis zum totalen Sieg, wird die Befreiung aller unserer Geiseln erzielen». Auch Israels Präsident Isaac Herzog und Aussenminister Israel Katz meinten, sie würden weiterhin alles tun, um sämtliche Geiseln zu befreien. 

Das Forum der Geiselfamilien begrüsste die Befreiung, mahnte aber, die verbleibenden Gefangenen nicht zu vergessen. «Die Zeit läuft ab für die Geiseln, die noch von der Hamas festgehalten werden», teilten sie mit. «Ihr Leben ist mit jedem Moment, der vergeht, in Gefahr.» Die Angehörigen forderten von der israelischen Regierung, jede Option zu nutzen, um eine Befreiung herbeizuführen. Und sie kündigten an, weitere Protestaktionen zu planen. 

Israels Pläne werden heftig kritisiert

Derzeit befinden sich laut dem israelischen Militär noch 134 Menschen in der Gewalt der Hamas. Davon sollen aber rund 30 Geiseln nicht mehr am Leben sein. Die Rettungsaktion erfolgte, während sich Israel auf eine Militäroffensive in Rafah vorbereitet. Dort befinden sich derzeit Hunderttausende Zivilisten, die auf engstem Raum Schutz suchen. Israels Pläne stossen daher international auf starke Kritik. 

Inzwischen sollen seit dem 7. Oktober über 28’300 Palästinenserinnen und Palästinenser getötet worden sein. Die Angaben stammen von der Hamas-Gesundheitsbehörde, doch internationale Beobachter halten die Todeszahlen für plausibel. Allein durch die israelischen Bombardements während der Geiselbefreiung sollen mindestens 67 Menschen getötet worden sein, darunter Kinder und Frauen. 

DPA/SDA/Robin Bäni