Privatsphäre im WebWie ein VPN das Surfen sicherer macht – oder selbst zum Risiko wird
Die Kommunikation durch einen Datentunnel zu schicken, hält Spione, Datensammler und Hacker fern. Die Krux ist, einen vertrauenswürdigen Anbieter zu finden.
Das VPN hat eine erstaunliche Erfolgsgeschichte hingelegt: Vor zehn Jahren wussten nur Netzwerkprofis und Computernerds Bescheid. Heute haben viele Nutzer die drei Buchstaben zumindest schon einmal gehört – was auch daran liegt, dass es immer mehr VPN-Anbieter gibt, die intensiv Werbung betreiben. Viele davon stellen ihr Produkt als mystische Wunderwaffe gegen sämtliche Gefahren dar, die im Netz die Privatsphäre bedrohen.
Um es vorwegzunehmen: Das VPN ist nicht die Lösung aller Datenschutzprobleme. Richtig eingesetzt, schützt es die digitale Kommunikation vor der Neugierde von Drittparteien, die in öffentlichen WLAN-Netzen schnüffeln. Ein VPN verringert auch die Informationen, die der Internetprovider sammelt beziehungsweise im Rahmen der Vorratsdatenspeicherung gesetzlich sammeln muss. Das funktioniert so, dass die Kommunikation verschlüsselt durch einen Tunnel geleitet wird und erst über einen Server des VPN-Anbieters ins freie Internet gelangt. Dieser Server erscheint als Ausgangspunkt für die Kommunikation.
Geosperren umgehen
Das hat erstens den Vorteil, dass Ihre eigentliche IP-Adresse geheim bleibt und nicht zu Identifikationszwecken genutzt werden kann. Zweitens können Sie sich virtuell in jedes Land versetzen, in dem Ihr VPN-Anbieter einen Server stehen hat. Das erlaubt es Ihnen, Geosperren zu umgehen und Streamingkataloge anderer Ländern zu nutzen. Wenn Sie sich mit einem Server in den USA verbinden, können Sie eine Serie sehen, die Netflix hierzulande nicht anbietet. Zumindest im Idealfall: Denn Netflix, Disney+ und Amazon kennen inzwischen die Server vieler VPN-Anbieter und liefern an diese keine Streams aus – es bleibt daher Glückssache, ob der VPN-Trick funktioniert oder nicht.
Ein VPN kann helfen, den Standort zu verschleiern. Absolute Anonymität garantiert es nicht, weil die IP-Adresse nicht die einzige Möglichkeit ist, um Nutzer zu identifizieren. Und es hindert die Webdienste, die Sie direkt nutzen, nicht daran, auch weiterhin Daten über Sie zu sammeln – darum müssen Sie sich auch mit VPN überlegen, welche Informationen Sie über sich preisgeben und welche offline bleiben sollen.
Schliesslich ist der VPN-Anbieter selbst ein Risiko: Er sitzt an der Quelle und könnte seinerseits Daten sammeln. Der US-Whistleblower Edward Snowden hat vor Express-VPN gewarnt, weil ein Mitarbeiter dieses Unternehmens eine Geldstrafe für die Spionage gegen US-Bürger im Auftrag der Vereinigten Arabischen Emirate kassiert hat.
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Die Krux beim VPN ist, herauszufinden, welche der vielen Anbieter vertrauenswürdig sind. Das sieht auch Mozilla als seinen grossen Vorteil: Der Hersteller des Firefox-Browsers hat vor einigen Monaten sein VPN auch in der Schweiz lanciert. Er bewirbt es derzeit intensiv mit dem Argument, Mozilla sei ein Name, der seit zwanzig Jahren Vertrauen schaffe. Damit erarbeitet sich Mozilla einen Startvorteil gegenüber den Konkurrenten mit weniger bekannten Namen.
Trotzdem lohnt es sich, genau hinzusehen: Mozilla betreibt das VPN nicht selbst, sondern über den schwedischen VPN-Anbieter Mullvad.net. Er speichert keine Logdateien und hat beim Fachmagazin «Heise» einen guten Ruf – abgesehen vom Streaming, wo viele Anbieter ihn blockieren. Im Urteil von «Heise» schneidet das Original besser ab: Statt das VPN bei Mozilla zu buchen, wähle man besser gleich Mullvad. Dort ist man für fünf Euro pro Monat dabei, während man bei Mozilla (vpn.mozilla.org) erst beim Abschluss eines Jahresabos einen ähnlich tiefen Preis bekommt (6 Franken pro Monat).
In den grossen Tests der Fachmedien schwingen derzeit zwei weitere Anbieter obenauf: NordVPN mit guten Noten beim Streaming und CyberGhost als günstiges Angebot (2.11 Franken pro Monat für drei Jahre). Wer einen Schweizer Anbieter nutzen möchte, kann das mit dem kürzlich vorgestellten Proton VPN tun.
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