Kolumne «Heute vor»Wie ein Richterswiler bei der Aufrüstung im Irak mittat
Ein Richterswiler soll in den 90er-Jahren wichtige Einzelteile für das Raketenprogramm des irakischen Diktators Saddam Hussein beschafft haben.
Ein Richterswiler habe die Beschaffung von Zünderteilen und Keramikbeschichtungen für Scudraketen sowie von Magnetringen für das irakische Atomprogramm organisiert, berichtete die «Zürichsee-Zeitung» im Jahr 1992. Er habe unter anderem bei einer Fahrzeugbaufirma gearbeitet und seit 1990 bei schweizerischen und deutschen Firmen Angebote für die Spezialteile eingeholt.
Um die «Maschinenteile» in den Nahen Osten zu bringen, habe sich die Fahrzeugbaufirma einer Handelsfirma aus Belgien bedient. Die Geschäftsführer der Firma seien wegen Verdachts auf Verstoss gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz inhaftiert worden. «Der Richterswiler bestätigte auf Anfrage die Zusammenarbeit mit der besagten Fahrzeugbaufirma. Er habe gewusst, dass die aufgeführten Teile in den Irak geliefert würden.»
Dass die Einzelteile für Scud-B-Raketen und das irakische Atomprogramm bestimmt gewesen seien, sei ihm allerdings nicht bekannt gewesen. Er habe angenommen, dass die Teile zivil verwendet würden. Erst nach der Verhängung des UNO-Embargos gegen den Irak habe er am zivilen Charakter der Lieferung zu zweifeln begonnen und daraufhin die Zusammenarbeit mit der Firma abgebrochen.
In einem Nachzug in der «Zürichsee-Zeitung» wenige Tage später versuchte er seine Rolle im Geschehen zu erklären. «Vielleicht war ich ein bisschen naiv, doch bestimmt nie ein Waffenschieber» sagte er. Er sei es sogar selbst gewesen, der den Tipp für den Artikel einer deutschen Zeitung hatte zukommen lassen, die als erste über die Affäre berichtete. Nach der Verhaftung seiner Arbeitskollegen habe er vermutet, dass die schon fast vergessenen Firmenunterlagen in seinem Büro, die den Handel dokumentierten, wichtig sein könnten.
Die Anstellung bei der besagten Fahrzeugbaufirma sei eigentlich nur eine Nebenbeschäftigung gewesen. Er sollte im Auftrag der deutschen Firma Offerten für die Produktion von kleinen Industrieteilen einholen. Man habe ihm gesagt, es handle sich um Rotoren, die zu Motoren gehörten. Dass es offenbar Zünderteile für irakische Raketen waren, habe er erst nach dem Erscheinen des Artikels erfahren. Ob es je zu einer Lieferung gekommen sei, wisse er nicht, damit habe er auch nie etwas zu tun gehabt. Scheinbar ist der Richterswiler vor 30 Jahren also bloss geködert und ausgenutzt worden.
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