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Das lange Warten auf den Titel
Warum diese stinkende Ziege an Leverkusens Meisterstück erinnert

LEVERKUSEN, GERMANY - APRIL 14: Fans of Bayer 04 Leverkusen invade the pitch after their team's victory and winning the Bundesliga title for the first time in their history in the Bundesliga after the match between Bayer 04 Leverkusen and SV Werder Bremen at BayArena on April 14, 2024 in Leverkusen, Germany. (Photo by Andreas Rentz/Getty Images)
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Sie waren die Belächelten, die Verspotteten. Sie waren die, für deren Nicht-erfolgreich-Sein sogar ein neues Wort erschaffen wurde: Vizekusen. Im Frühsommer 2002 schaffte es das Team von Bayer Leverkusen, die fast sicher geglaubte Meisterschaft zu verspielen, dazu verlor es den Cupfinal und das Endspiel der Champions League. Für die fünf deutschen Nationalspieler in Leverkusener Reihen war das nicht genug. Ende Juni verloren sie auch noch den WM-Final gegen Brasilien.

«Vizekusen» festigte sich in der Folge so sehr, dass es sogar in den englischen Sprachraum rüberschwappte. Da sprach man von «Neverkusen».

All das ist vorbei seit Sonntagabend. Leverkusen ist erstmals deutscher Meister. Und reiht sich so in die vielen Geschichten ein von Teams, die sehr lange warten mussten.

Diese verflixte stinkende Ziege

«Drought», Dürreperiode – so nennen die Amerikaner die Zeit ohne Meistertitel. Und die Dürreperiode des Baseballteams Chicago Cubs kann es mit der Atacama-Wüste aufnehmen. Nach dem Titelgewinn 1908 mussten sie 108 Saisons auf den nächsten warten. Schuld daran soll eine stinkende Ziege gewesen sein.

Dabei sieht sie doch so harmlos aus: Die Ziege Murphy soll für den Titelfluch der Chicago Cubs verantwortlich gewesen sein.

1945 standen die Cubs kurz vor dem Meistertitel, als sich Fan und Restaurant-Besitzer Billy Sianis ein Spiel ansehen wollte. Er nahm seine Ziege Murphy mit, die war das Maskottchen seiner Kneipe. Der Wirt kaufte für beide ein Ticket und ging ins Stadion. Doch Murphy stank, die Leute beschwerten sich, und Sianis wurde hinausgeworfen – samt Ziege. Zu Hause schrieb er dem Cubs-Besitzer ein Telegramm: «Ihr werdet die World Series verlieren, und ihr werdet nie mehr eine World Series gewinnen, weil ihr meine Ziege beleidigt habt.»

Die Cubs verloren den Final und gewannen bis 2016 nie mehr. (abb)

Tote Katzen bringen Unglück

Um Tiere geht es auch beim Fluch, dem sich der Fussballverein Racing Club aus Buenos Aires ausgesetzt sah. 1966 war der an der Spitze angekommen, gewann seinen 15. Meistertitel, erstmals auch die Copa Libertadores und im Jahr darauf als erster argentinischer Vertreter den Weltpokal. Doch ausgerechnet jenes Finalspiel gegen Celtic Glasgow war zugleich der Start eines dramatischen Niedergangs. Was beim Racing Club nämlich niemand ahnte: Während der Partie, ausgetragen in Uruguays Hauptstadt Montevideo, vergruben Fans des Stadtrivalen Independiente sieben tote Katzen im Racing-Stadion.

In der Folge brachte Racing kein Bein mehr vor das andere und stieg, als Tiefpunkt, 1983 sogar aus der höchsten Liga ab. Alle Versuche, die Katzen zu lokalisieren, misslangen. Bis eine neue Clubführung 2000 befahl, den kompletten Rasen herauszureissen. Endlich wurden die sieben Skelette gefunden – gleich im darauffolgenden Jahr wurde Racing wieder Meister. (wie)

Bern zelebriert den Misserfolg, bis …

Heute können sie schmunzeln über dieses Verb, das nur für sie kreiert wurde und das das ganze Leid auf den Punkt brachte: veryoungboysen. Die Berner unterlagen in Cupfinals und Finalissimas und standen sich auch sonst immer irgendwie selbst im Weg. Die ganze Melancholie packte Züri Wests Kuno Lauener in einen einzigen Satz, als er sagte: «Rang 2 isch ja o suberi Büez».

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31 Jahre ging das so, bis zum 28. April 2018 und einem Heimspiel gegen Luzern. YB hatte die Saison dominiert, doch so recht mochten die Berner der Sache nicht trauen. Und dann lag ihr YB auch noch im Rückstand, beinahe zweimal, aber Goalie Marco Wölfli, einer dieser scheinbar ewigen Verlierer, wehrte einen Penalty der Luzerner ab. Und dann kam Jean-Pierre Nsame und stillte mit seinem Meistertor in der 89. Minute alle Sehnsüchte. Wer dabei war, wird diesen Abend nie mehr vergessen. (dwu)

Selbst Schumacher brauchte Anlauf

Als 1979 der Südafrikaner Jody Scheckter für Ferrari den WM-Titel in der Formel 1 gewann – wer hätte da gedacht, dass es für eine lange Zeit der letzte sein würde? War es aber. Keke Rosberg, Ayrton Senna oder Mika Häkkinen. Williams, McLaren oder Benetton. Immer war jemand schneller.

Selbst nachdem Ferrari für die Saison 1996 – mit einem Rekordgehalt von 25 Millionen Dollar jährlich – den werdenden Superstar Michael Schumacher verpflichtete, wird es zunächst nicht besser. Der Deutsche scheitert erst an Jacques Villeneuve (1997), dann an Mika Häkkinen (1998) und schliesslich, 1999, an einem Reifenstapel beim GP in Silverstone.

Erst im Jahr 2000 zahlt sich der teure Wechsel aus, als Schumacher 9 der 17 Saisonrennen gewinnt und Weltmeister wird. Die «Gazzetta dello Sport» jubelt: «Nach 21 Jahren feiert Italien. Danke, Ferrari!» (wie)

8 Oct 2000: Michael Schumacher of Germany and Ferrari celebrates with Jean Todt after winning the formula one world championship at the Japanese Grand Prix at Suzuka, Japan. Mandatory Credit: Mark Thompson/ALLSPORT

Verkaufe nie deinen Superstar!

Als die World Series, der Final der nordamerikanischen Baseball-Liga, 1903 ins Leben gerufen worden war, spielten die Boston Red Sox vorne mit. Fünfmal holten sie in den ersten fünfzehn Jahren den Titel, zuletzt 1918. Doch das änderte sich, als die Red Sox Babe Ruth verkauften. 1920 wechselte er, der heute als einer der grössten Baseballer der Geschichte gilt, zu den New York Yankees. Und mit ihm gingen die Erfolge.

Fans der Red Sox versuchten in der Folge viel, um den «Fluch des Bambino» zu brechen. So wurde zum Beispiel eine Kappe der Red Sox auf dem Mount Everest deponiert (und eine der Yankees im Basecamp verbrannt).

Der Fluch wurde aber erst 2004 gebrochen. 86 Jahre nach dem letzten Meistertitel gewannen die Red Sox die World Series. Und danach bis heute drei weitere Male. (abb)

Ein Foul stürzt Zürich in Ekstase

Liftclub, Krisenclub, Chaosclub – als das galt der ZSC während Jahrzehnten. 1961 waren die Zürcher unter Spielertrainer Otto Schläpfer letztmals Meister geworden, und die Spieler durften sich über je 100 Franken Prämie und eine Uhr mit Gravur freuen, die allerdings bald zu ticken aufhörte. Vorbei war es damit auch mit dem Erfolg. Der Hallenstadion-Club stieg insgesamt fünfmal ab und wieder auf und kultivierte die heroische Niederlage. Bis er 1997 durch den Zusammenschluss mit der GC-Eishockeysektion und dem finanzkräftigen Präsidenten Walter Frey in eine neue Ära eintrat.

Allerdings ist aller Anfang schwer. Kent Ruhnke rettet die ZSC Lions 1998 in Herisau noch haarscharf vor dem Abstieg. Danach kommt die finnische Mauer, Goalie Ari Sulander, und mit ihr der Erfolg. Am 1. April 2000 beschert der Kanadier Adrien Plavsic den Zürchern mit seinem Meisterschuss in Spiel 6 gegen Lugano nach 59:50 den ersten Meistertitel seit 39 Jahren. Das Tor hätte eigentlich nicht zählen dürfen, schlägt doch Christian Weber Luganos Cristobal Huet zuvor den Stock aus der Hand. Doch das geht im Trubel unter – und danach gibt es im Hallenstadion kein Halten mehr. (sg.)

01.04.2000; Zuerich; Eishockey Play-off Finale ZSC Lions - HC Lugano; 
Adrien Plavsic (ZSC) jubelt mit Patric Della Rossa und Kari Martikainen nach seinem Tor zum 4:3. (Andy Mueller/freshfocus)

Die Misere beschert dem Team die Superstars

Sogar noch zehn Jahre länger als die ZSC Lions mussten sich die Chicago Blackhawks gedulden, die ebenfalls 1961 letztmals Meister geworden waren. Erst 2010 schafften sie es, nach 49 Jahren den Bann zu durchbrechen. Nach vielen mageren Jahren. Von 1998 bis 2008 verpassten sie neunmal das Playoff, doch dank ihrer miserablen Bilanz kamen sie jeweils in der NHL-Spielerziehung früh zum Zug. So erhielten sie unter anderem die Rechte an den beiden Ausnahmespielern Patrick Kane und Jonathan Toews, die sie zu den Stanley-Cup-Titeln 2010, 2013 und 2015 führten.

Seitdem haben die Blackhawks aber keine Playoff-Serie mehr gewonnen, mit Connor Bedard kamen sie im Draft 2023 nun aber zum nächsten NHL-Superstar. Der 18-jährige Kanadier harmonierte in dieser Saison wunderbar mit dem Schweizer Philipp Kurashev, dessen Offensivwerte explodierten. Der NHL-Club, der nun am längsten auf den Stanley-Cup-Titel wartet, sind die Toronto Maple Leafs: seit 57 Jahren. Nach einer überzeugenden Regular Season hoffen die Fans, dass Auston Matthews sie in diesem Frühjahr endlich erlöst. (sg.)

Selbst ein Filmheld war erfolgreicher

Selbst im Vergleich mit einer Filmfigur zogen die Philadelphia Eagles den Kürzeren. Während die American Footballer nämlich seit 1960 auf einen Titel warteten, errang ein anderer Sohn der Stadt gleich zweimal den WM-Titel im Schwergewicht. Beim erfolgreichen Boxer handelt es sich allerdings um keine reale Person, sondern um Rocky Balboa, gespielt von Sylvester Stallone.

Es gab für die Menschen in der «City of Brotherly Love» also wenig Grund, allzu stolz auf ihre Eagles zu sein. Trotzdem war die Fanbasis eine der grössten (und unfreundlichsten) in der Football-Liga NFL. Entsprechend gross waren Erleichterung und Euphorie, als es den Eagles im Februar 2018 gelang, die Superbowl zu gewinnen. Damit endete eine fast 57-jährige Durststrecke. Zwischen einer und zwei Millionen Fans nahmen an der Siegerparade teil. (wie)

PHILADELPHIA, PA - FEBRUARY 08: Fans crowd the streets to watch a Super Bowl victory parade for the Philadelphia Eagles NFL football team on February 8, 2018 in Philadelphia, Pennsylvania. The Eagles beat the New England Patriots 41-33 in Super Bowl 52. (Photo by Jessica Kourkounis/Getty Images)