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Corona-Politik in China
WHO nennt Pekings Strategie «unhaltbar» – Studie warnt vor 1,5 Millionen Toten

Lockdown in Shanghai: Seit mehr als einem Monat sind Millionen Menschen von der Außenwelt isoliert.
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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Chinas restriktive Corona-Politik kritisiert. «Wenn wir über die Null-Covid-Strategie sprechen, glauben wir nicht, dass sie haltbar ist, wenn man bedenkt, wie sich das Virus jetzt verhält und was wir für die Zukunft erwarten», sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Dienstag in Genf. Chinesische Experten seien über diese Einschätzung in Kenntnis gesetzt worden. Er halte eine Neuausrichtung der Strategie für «sehr wichtig».

Auch der WHO-Notfalldirektor Michael Ryan sagte mit Blick auf Chinas Corona-Strategie, es sei Zeit für einen Neustart. Es sei wichtig, bei allen Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie «die Rechte des Einzelnen und die Menschenrechte» zu respektieren und «die Kontrollmassnahmen gegen die Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Wirtschaft» abzuwägen.

Die für Corona zuständige WHO-Expertin Maria Van Kerkhove sagte, es sei unmöglich, weltweit die Übertragung des Virus vollständig zu stoppen. «Aber wir müssen die Übertragung eindämmen, weil das Virus so stark zirkuliert.»

Die chinesische Regierung gerät wegen ihrer Null-Covid-Strategie zunehmend unter Druck. Besonders im am härtesten von der Omikron-Welle betroffenen Shanghai, das seit bald sieben Wochen im Lockdown ist, wächst der Unmut über die strengen Massnahmen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron übte am Dienstag in einem Telefonat mit seinem chinesischen Kollegen Xi Jinping indirekt Kritik an Pekings Corona-Politik. Die Trennung von Kindern und Eltern sei «unter allen Umständen zu vermeiden», sagte Macron nach Angaben des Elysée-Palasts. Die Gesundheitsbehörden in Shanghai hatten Anfang April eingeräumt, dass positiv getestete Babys und Kleinkinder von ihren Eltern getrennt würden, wenn Mutter und Vater nicht infiziert seien.

«Immunität durch Impfungen reicht nicht aus»

Bei einer vollständigen Aufhebung der Null-Covid-Strategie in China könnte allerdings nach Berechnungen chinesischer Wissenschaftler eine «Tsunami»-Welle von Infektionen mit 1,55 Millionen Toten über das Land rollen.

Laut ihrer Studie im Wissenschaftsmagazin «Nature Medicine» könnte es innerhalb von sechs Monaten 112 Millionen symptomatische Infektionen geben. Der Bedarf an Intensivbetten wäre 15,6 Mal höher als die Kapazität.

Mit ihrer Warnung stützen die Wissenschaftler zwar die umstrittene harte Covid-Politik der Pekinger Führung, umreissen aber auch das Dilemma und zeigen mögliche Auswege auf, wie die Zahl der Toten und Erkrankten reduziert werden könnte. Eine «Schlüsselrolle» spielten Impfungen, darunter Booster und Kampagnen für ältere Menschen über 60, sowie zusätzlich antivirale Therapien und Kontaktbeschränkungen.

Es müsse eine Kombination geben, weil keiner der Vorschläge allein in der Lage wäre, die Todeszahl auf das Niveau üblicher Grippewellen in China (88'000 Tote) zu drücken oder einen übermässigen Bedarf an Intensivbehandlungen zu vermeiden.

Zwar seien bislang 91 Prozent des Milliardenvolkes geimpft und 53 Prozent auch geboostert, schreiben die Forscher. «Doch könnte diese Immunität durch Impfungen nicht ausreichen, um Ausbrüche zu verhindern», meinten die Autoren, die vor allem an der Fudan-Universität in Shanghai, aber auch in den USA arbeiten.

SDA/nlu