Trockener FrühlingSchauer und Gewitter ziehen übers Land – und es braucht noch mehr davon
In vielen Gebieten der Schweiz herrscht seit Anfang Februar ausgeprägte Trockenheit. Die Regenbilanz dürfte zum Monatswechsel hin aufgebessert werden.

- Eine Tiefdruckrinne von Spanien bis Skandinavien sorgt für wechselhaftes Wetter.
- Seit Februar herrscht besonders in der Ostschweiz eine ausgeprägte Trockenheit.
- Wettermodelle deuten für April bis Juni auf überdurchschnittlich nasse Bedingungen hin.
Wer derzeit am Morgen einen Schirm mitnimmt, wenn sie oder er das Haus verlässt, ist definitiv gut beraten. Es herrscht ein ständig wechselnder Mix aus Sonne, Wolken und Regenschauern. Ursache für dieses «Aprilwetter» ist, dass sich die Schweiz mitten in einer Zone tiefen Luftdrucks befindet, die sich von Spanien bis nach Skandinavien zieht.
Die Luftmasse in dieser sogenannten Tiefdruckrinne ist instabil geschichtet und feucht. Die Luftdruckunterschiede sind gering, was in der Meteorologie auch als «barometrischer Sumpf» bezeichnet wird.
Die Folge: Im Tagesverlauf kommen mit der Sonneneinstrahlung Hebungsprozesse in Gang, es wachsen Quellwolken in die Höhe. Diese entladen dann meistens in der zweiten Tageshälfte ihre nasse Fracht, wobei lokal regelrechte Platzregen mit Blitz und Donner niedergehen.
Trockenheit vor allem in der Ostschweiz
Auch wenn es vielleicht nicht jedem in die Freizeitplanung passt: Diese Regenschauer sind derzeit dringend nötig. Eigentlich müsste es sogar noch viel intensiver und vor allem flächendeckender regnen.
Seit knapp zwei Monaten herrscht nämlich in vielen Gebieten der Schweiz eine ausgeprägte Trockenheit. Besonders davon betroffen ist die Ostschweiz. So fielen in Mittelbünden im Februar gebietsweise weniger als 15 Prozent der üblichen Regensumme. In Chur gab es nur 5 Millimeter messbaren Niederschlag. Die durchschnittliche Februar-Regenmenge beträgt dort gemäss der aktuell gültigen Klimanorm (1991–2020) etwas über 40 Millimeter.
Gemäss Meteo Schweiz wird der Februar 2025 lokal als einer der niederschlagsärmsten seit Messbeginn in die Geschichte eingehen.
Diese Trockenheit hat sich auch im März weiter fortgesetzt. «An einzelnen Standorten könnte auf den rekordtrockenen Februar noch einer der niederschlagsärmsten Märzmonate seit Messbeginn folgen», sagt dazu Stephan Bader, Klimatologe bei Meteo Schweiz.
Auffällig ist, dass sich die Trockenheit im März vor allem in jenen Regionen weiter verstärkte, die schon im Februar wenig Regen abbekommen hatten, namentlich in der Ostschweiz und entlang der Voralpen. Gemäss den aktuellen Prognosen wird es in diesen Regionen zwar bis zum Monatsende noch Regen geben. Das entstandene Niederschlagsdefizit kann dadurch aber bei weitem nicht kompensiert werden.
Viel Hochdruck und Föhn
Grund für die Trockenheit ist, dass über dem Alpenraum seit Februar im wesentlichen zwei Wetterlagen das Geschehen dominierten. Entweder herrschte Hochdruckwetter, wobei der Wind meist aus östlichen Richtungen wehte und knochentrockene Festlandluft heranführte. Oder es nisteten sich umfangreiche Tiefdruckgebiete über Spanien ein, die für südwestliche Höhenwinde über den Alpen sorgten.
Dies erklärt auch, weshalb auf der Alpensüdseite im Gegensatz zur Alpennordseite keine Trockenheit herrscht. Während nämlich die südwestliche Höhenströmung auf der Alpennordseite Föhn auslöste, staute sich gleichzeitig die Feuchtigkeit im Süden und die Wolken entleerten sich im Tessin, im Puschlav und im Bergell.
Zwar folgten auf diese Föhnlagen jeweils auch im Norden Wetterwechsel in Form von Kaltfronten. Diese Fronten zerbröselten aber regelrecht und brachten – wenn überhaupt – nur schwache Niederschläge.
Vom trockenen Frühling zum heissen Sommer
Problematische Auswirkungen hat die Trockenheit derzeit noch nicht, sieht man einmal vom Schneemangel in den Hochlagen der Alpen ab. Die Vegetation war bis vor kurzem im winterlichen Ruhemodus, sie benötigte also verhältnismässig wenig Feuchtigkeit. Dies ändert sich nun aber von Tag zu Tag.
Sollte sich die Trockenheit auch im April und Mai weiter fortsetzen, könnte das vor allem im kommenden Sommer zum Problem werden. Ausgeprägte Frühlingstrockenheit kann nämlich sommerliche Hitzeperioden – wenn sie denn auftreten – deutlich verstärken. Wegen der trockenen Böden können die Hitzewellen intensiver ausfallen und länger dauern. Das zeigte sich in der Vergangenheit unter anderem in den trocken-heissen Sommern der Jahre 2003 und 2018.
Langfristmodelle sehen Umstellung
Allerdings sei betont, dass das nicht zwingend so kommen muss. Falls sich die Grosswetterlage über Europa in den kommenden Wochen umstellt – zum Beispiel auf atlantisches Tiefdruckwetter –, könnte das Regendefizit durchaus noch aufgeholt werden.
Das derzeit beste Langfrist-Wettermodell des European Centre for Medium-Range Weather Forecasts (ECMWF) lässt momentan diesen Schluss zu. Es zeigt eine erhöhte Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Monate April bis Juni in der Schweiz zu nass ausfallen. Dabei handelt es sich allerdings nur um eine Tendenz, nicht um eine exakte Prognose.

Eine erste «Aufbesserung» hinsichtlich Niederschlag erfolgt voraussichtlich am kommenden Wochenende. Gemäss den Wettermodellen soll im Verlauf des Samstags ein kräftiges Tiefdruckgebiet von den Britischen Inseln nach Mitteleuropa ziehen. Dieses Tief schickt eine Kaltfront zum Alpenraum, die Wind und Nässe im Gepäck hat.
Falls dieses Szenario so eintrifft, bedeutet das einerseits eine markante Abkühlung mit möglichen Frostnächten zu Beginn der kommenden Woche – und andererseits kräftige und vor allem flächendeckende Niederschläge auf der ganzen Alpennordseite. Zumindest Letzteres wäre angesichts der trockenen Vorgeschichte in diesem Frühling hochwillkommen.

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