Wer zahlte Boris Johnsons Luxusferien?
Die Villa auf der Karibikinsel soll 19'000 Franken gekostet haben. Der Premier nennt es «Sachleistung» von einem Freund. Aber der weiss von nichts.
Die Reise muss sehr schön gewesen sein, man sieht das an den Fotos von Villa und Jacht, die in britischen Medien kursieren: Boris Johnson lachend in Shorts, seine Freundin Carrie Symonds in Badeanzug, eine hochelegante Behausung mit Ausblick auf das azurblaue Wasser der Karibik, dazu Butler, Koch und Gärtner.
Der britische Premier verbrachte mit seiner Lebensgefährtin über den Jahreswechsel eine entspannte Ferienwoche auf der Karibikinsel Mustique, und er kam auch nicht vorzeitig zurück, als der Abschuss eines ukrainischen Flugzeuges durch das iranische Militär eine internationale Krise auslöste.
Hat Johnson gelogen?
Ausweislich einer im Parlament geführten «Liste der finanziellen Interessen von Abgeordneten», auf der diese Einnahmen und Spenden offenlegen müssen, gab Johnson an: «Unterbringung während eines Privaturlaubs für meine Partnerin und mich, Wert 15'000 Pfund.» Die freundliche Gabe stamme vom britischen Millionär David Ross, Gründer einer Telefonfirma, und sei eine Art «Sachleistung». Anscheinend hatte Ross die Miete bezahlt. Nur: Als der Unternehmer von Journalisten darauf angesprochen wurde, wusste er nichts davon, da müsse ein «Fehler» vorliegen. Hatte Johnson also gelogen?
Die Wellen schlugen hoch, Labour zeigte Johnson umgehend bei der Obfrau des Parlamentskomitees an, sie muss mögliche Bestechungen prüfen. Downing Street konterte, alles habe seine Richtigkeit, alles ein Missverständnis, Ross habe eine andere Villa als die eigene vermittelt. Hat es also eine Art Gegengeschäft gegeben?
Dazu muss man wissen, dass die kleine Insel Mustique im Privatbesitz ist; die Mustique Company, ein Zusammenschluss von vorwiegend sehr reichen, sehr schönen und sehr prominenten Eigentümern, verwaltet dort Dutzende Villen und zwei Hotels. Ross, dem es wohl peinlich war, seinen Freund Boris in Misskredit gebracht zu haben, liess über einen Sprecher mitteilen, er habe bei der Mustique Company angerufen und, weil seine Villa belegt war, eine andere organisiert.
Das war nicht das erste Mal
Labour will sich mit den Erklärungen von Johnson und seinem millionenschweren Freund vorerst nicht zufriedengeben. Der Abgeordnete Jon Trickett beschuldigte den Premier, Angaben über die 15'000 Pfund gemacht zu haben, ohne deren genaue Herkunft zu kennen. Peinlich ist das deshalb, weil Johnson vor einem knappen Jahr vom Komitee für parlamentarische Standards ermahnt worden war, sich endlich mal an die Regeln zu halten. Er hatte die Einnahmen aus einer Wohnung nicht ordnungsgemäss angegeben. Und zuvor hatte er die Tantiemen aus einem Buch nicht gemeldet.
Die «Daily Mail», die die Geschichte aufgebracht hat, berichtete in ihrer Sonntagsausgabe, David Ross sei an jenem Abend, als die Geschichte hochkochte, beim Betreten von Johnsons Amtssitz gesehen worden. Downing Street teilte mit, der Besuch habe nichts mit der Causa Luxusferien zu tun, es sei um andere Themen gegangen, den Premier habe Ross gar nicht getroffen.
In der Mustique-Frage ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die «Daily Mail» meldet auch, man wisse nun, dass die Besitzerin der Inselvilla, in der das Paar Ferien machte, die US-Amerikanerin Sarah Richardson sei. Sie habe ihnen ihr Haus vermietet und dementsprechend auch Geld dafür bekommen. Die Frage lautet nun: Von wem?
Immerhin: Die Flüge hat das Paar offenbar selbst bezahlt.
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