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Paralympics in Peking
«Wer nicht Profi ist, hat keine Medaillenchance»

Wie schon in Pyeongchang der einzige Schweizer Medaillengewinner an den Paralympics von Peking: Théo Gmür.
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Er war die letzte Schweizer Hoffnung. Thomas Pfyl war im Slalom der Kategorie stehend nach dem ersten Lauf in Yanqing Sechster, als zwei Konkurrenten ausfielen, hatte er unverhofft noch Chancen auf Edelmetall. Es blieb ihm aber der vierte Platz.

Pfyls «Ledermedaille», sie steht ein wenig symbolisch für die Schweizer Tage von Peking. Eine Medaille plus hatte Missionschef Roger Getzmann vor den Spielen als Prognose ausgegeben, eine Medaille ist es schliesslich geworden. Théo Gmür holte sie in der Abfahrt am ersten Tag. Dass nicht mehr folgten, zeigt die Unberechenbarkeit des Sports: In Tokio hatte die nur knapp grössere Delegation 14 Medaillen ergattert. «Damals lief fast alles optimal, hier war uns das Wettkampfglück oft nicht hold», sagt Getzmann.

Dennoch bereiteten viele Leistungen Freude, zum Beispiel jene der Alpinen. Neben Gmür und Pfyl gehört auch Robin Cuche zu den Etablierten, Pascal Christen deutete sein Potenzial an. Weiter positiv fielen Snowboarderin Romy Tschopp und Langläufer Luca Tavasci auf. «Er war der Beste unter den Nichtprofis», lobt Getzmann. Nicht wie erhofft lief es dem Curling-Team, das vor Turnierbeginn mit dem Ausfall des Stamm-Skips eine Schwächung zu verzeichnen hatte.

Von der kompletten Freiheit in die Bubble

Die Rahmenbedingungen waren aufgrund der Corona-Restriktionen wie erwartet kompliziert. Swiss Paralympic verzeichnete vor dem Abflug drei positive Fälle – ein Assistenztrainer, ein Servicemann und ein Physiotherapeut. Sie fielen in die Phase, wo in der Schweiz von einem Tag auf den anderen alles geöffnet wurde, sich aber die Paralympics-Delegation unmittelbar auf die Reise in die Corona-freie Bubble vorbereitete. Bei der Ankunft wurden zwei weitere Betreuer positiv getestet, womit bei der Betreuungssituation viel Improvisation gefragt war. «Es war ziemlich aufwendig», sagt Getzmann.

Die Organisatoren taten ihr Bestes, um Sportfeststimmung aufkommen zu lassen, die Volunteers waren wie schon Wochen zuvor sehr herzlich. Wo immer Maskottchen Shuey Rhon Rhon auftauchte – das Laternengirl war das Pendant zu Olympia-Überpanda Bing Dwen Dwen –, war auch Euphorie da. Rein durch die Distanzen zwischen den drei Villages war aber eine enge Bindung nicht möglich. Hinzu kamen die Fragezeichen nach Russlands Invasion der Ukraine, die im Ausschluss der russischen und der weissrussischen Delegation gipfelte. Getzmann bedauert: «Mir tun die Chinesen etwas leid, das Potenzial für ein Volksfest wäre da gewesen.»

Aus Schweizer Sicht sind der Unterschied zu Pyeongchang oberflächlich zwei Medaillen. Respektive die Tatsache, dass Théo Gmür in Südkorea dreimal Gold gewonnen hatte. «Damals ist für ihn alles aufgegangen, er hatte alles überstrahlt», sagt Getzmann. Fakt ist aber, dass Paralympics-Delegationen gegenüber früher auf viel grössere Konkurrenz treffen. Bis 2002 kehrten die Para-Wintersportler stets mit zweistelligen Medaillenzahlen nach Hause zurück, seither gab es nie mehr als drei Auszeichnungen. Die Stärkeverhältnisse hätten sich massiv verändert, erklärt Getzmann: «Vor allem die jeweiligen Organisatoren der Spiele haben grosse Investitionen in Athleten, Förderprogramme und Trainer getätigt.» Dementsprechend hat sich die Anzahl kompetitiver Länder erhöht. Damals waren es sechs bis acht, heute sind es fast dreimal so viele.

Er steht am Ende von anspruchsvollen Paralympics: Missionschef Roger Getzmann.

Verbesserungschancen dank der Armee

Parasport ist längst Berufssport. Getzmann sagt es so: «Wenn man nicht Profi ist, hat man keine Medaillenchance.» Auch in der Schweiz gibt es Schritte in die richtige Richtung. Vor allem dank der Armee: Mit Elena Kratter und Fabian Recher absolvierten jüngst erstmals zwei Parasportler die Spitzensport-RS, weitere kommen in diesem Jahr hinzu. Eine attraktive Lösung, die so manche Hoffnung dazu bewegen könnte, voll auf Sport zu setzen, hofft Getzmann: «Wenn sie Diensttage abrechnen können, dazu den Support haben von den Verbänden und vielleicht noch ein paar private Sponsoren, dann können sie durchaus ein Einkommen erlangen, das ihnen das Profitum ermöglicht.»

Der Armee-Support geht noch weiter. Vier Athleten wurden remilitarisiert, welche vor ihrem Unfall die normale RS absolviert hatten, unter ihnen auch Christen. Damit die Schweiz weiter mithalten kann, müsse aber in Zusammenarbeit mit den Trägerverbänden Plusport und Rollstuhlsport Schweiz auch vermehrt investiert werden, sagt Getzmann: «Es muss uns vor allem gelingen, mehr Leute vom Breitensport zum Spitzensport zu holen.» Keine einfache Aufgabe, komme doch erschwerend ein Faktor hinzu, der eigentlich positiv ist: «Im Vergleich zu anderen Ländern haben wir prozentual weniger Behinderte. Das ist sehr gut, gibt uns aber auch weniger Auswahlmöglichkeiten.»

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